Montag, 8. Juli 2013

Konzerte: "School's out Festival" | 05.07.2013 | Packhalle, Sögel

In Sögel war ich in der letzten Zeit nicht allzu oft, von daher war das "School's out Festival" mal wieder eine gute Gelegenheit. Früher gab's da als JuZ den alten Bahnhof, wo auch diverse Konzerte stattfanden. Irgendwann wurde die Bude aber dichtgemacht und heute ist das Sögeler JuZ in der Alten Post bzw. der alten Packhalle ansässig, was alles irgendwie ein zusammengehöriger Komplex ist, wie wir feststellten, als wir nach 'n bisschen Rumkurverei durch Sögel-Central ankamen...

Ein Hauptgrund für den Besuch war für mich auch, mal die Örtlichkeit zu checken. Der alte Bahnhof hatte damals gelinde gesagt etwas "höhlenartiges", also war ich mal gespannt welchen Eindruck der neue Schuppen macht. Und da muss ich echt sagen: Hut ab! Da konnte man schon neidisch werden! Da ich meine Konzerte ja immer im Meppener JuZ mache, ziehe ich da immer so meine Parallelen - und auch wenn wir in Meppen echt schon gute Bedingungen haben, setzte das Ding in Sögel da noch mal ordentlich einen drauf!

Das ganze Gebäude ist offensichtlich grundsaniert und sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Auf den Toiletten hätte man allen Ernstes essen können! Alles picobello sauber, alles neu, es blitzte und blinkte förmlich an allen Ecken. Der Konzertraum war dann auch noch mal eine Klasse für sich. Schöne Bühne mit rotem Vorhang, in Sachen PA und Beschallung exzellentes Material, dazu offensichtlich eine komplette Backline, inkl. eigenem Packhallen-Schlagzeug, so dass Bands hier wie es schien eigentlich kaum mehr mitzubringen brauchen, als Verbrauchsmaterial (Snare, Hi-Hat etc.) und Verstärker-Topteile. Unglaublich gute Ausstattung. Dazu noch prima Beleuchtung und der Raum selbst war auch ganz freundlich. Größer als Meppen, ich würde mal sagen wenn der Meppener JuZ-Raum maximal 100 Leute fasst, passen in Sögel gut und gerne 150 Leute rein (die dann auch alle was sehen können, während die Raumaufteilung in Meppen bei ausverkauftem Haus ja mitunter etwas ungünstig ist). Dazu im Vorraum eine Theke und im Raum selbst auch noch mal.

HOME REARED MEAT in Aktion auf top ausgestatteter Bühne...
Dazu dann noch ein engagierter Jugendpfleger, der Ahnung von der Technik hatte. Ich hab's leider versäumt ihn nachher noch anzuquatschen, aber ich glaube das war der Bassist von THE MORTIS und ich meine er war damals auch schon mit dem "Emsland Rockdepartment" aktiv, als wir in Meppen noch mit der mycourts-Konzertgruppe zugange waren... Nun ja, die Zeichen standen also günstig für einen feinen Konzertabend. Was es im Endeffekt auch war, allerdings unter gewissen Vorbehalten, denn irgendwie war der ganze Abend etwas "pannenbehaftet", sag ich mal...

Als wir mit unserer Meppener Reisegruppe reinkamen spielten schon AGAINST RANDY (www.facebook.com/AgainstRandy), die zu dem Zeitpunkt wohl auch schon einige Gitarrensaiten durchgebraten hatten, also auch schon etwas "Technikpech" hatten. In den Songs die wir gesehen hatten zockten die sich aber souverän durch ihren eingängigen Alternative-Punkrock. Gute Band!


Danach meine heimlichen Lieblinge HOME REARED MEAT (www.facebook.com/homerearedmeat), die ein gewaltiges Brett nachlegten. Ich finde die mischen ganz gut oldschool Death Metal mit new school Deathcore, bis hin zu Grindcore-Einschlägen mit geisteskranken Pigsqueal-Vocals. Crazy Typen und auch auf der Bühne sehr agil mit zwei Sängern, permanent moshendem Gitarristen und blutigem Bühnenoutfit. Cooler Auftritt, aber auch hier schlug der Technikteufel zu, denn erst tat der Bass nicht und dann war zum Ende hin eine Gitarre durchgenudelt und auf die Schnelle machte es wohl keinen Sinn auf dem runtergestimmten Hobel die Saiten zu wechseln. Dementsprechend wurden die letzten Songs gecancelt, sehr schade...

Danach kamen die Haselünner COOBY (www.facebook.com/coobymusik), die ja bekanntlich noch mal einen ganz anderen Sound machen, nämlich diesen sentimentalen JOY DIVISION-inspirierten Indierock. Ich hatte die in Meppen schon mal gesehen und fand die ganz gut. Ganz interessant ist ja auch, dass die mit zwei Bassgitarren spielen. Und da war natürlich gleich im ersten Song der Wurm drin, weil die irgendwie komplett verstimmt waren. Als dann alles passte ging dem Mann an den sechs Saiten der Gitarrengurt flöten, so dass er erstmal im Sitzen weiterspielen musste. Wie verhext! Die Burschen nahmen's aber lässig und spielten danach ein gutes Set. Ich find die echt gut, auch wenn eine gewisse Nähe zum Sound von RAZZ vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Hört sich aber alles noch ausreichend eigenständig an, mal gucken was von COOBY in Zukunft noch kommt.


Als nächstes waren SHARON TATE aus Aurich (www.facebook.com/sharontatehc) dran, deren Sound als Mischung aus Hardcore, Stonerrock und Thrash angekündigt war. Okay, Sharon T. war 'n fesches Mädel, aber bei "Hardcore" bin ich ja immer etwas kritisch, denn Hardcore ist ja nicht immer gleich Hardcore und auf diesen Muckibuden-Prollsound steh ich ja überhaupt nicht. Im Fall von SHARON TATE gab's aber nicht zu meckern, das war ein ziemlich kompromissloses Brett, mit einem Sänger, der den Halbkreis vor der Bühne durch permanentes Hin- und Hergerenne ganz gut ausfüllte. Auch die Stonerrock/Thrash-Einflüsse waren ziemlich signifikant, da der Gitarrist tatsächlich einen relativ einzigartigen Sound hinzauberte, mit allerlei Rumgetrete auf seinem WahWah-Pedal. Mir fallen da jetzt kaum Vergleiche zu ein, was ganz gut für die Originalität der Band spricht. WICCANS vielleicht, aber sonst... Bei SHARON TATE schlug der Pannenteufel dann am Schlagzeug zu, weil in jedem zweiten Song ein Beckenständer vom Podest fiel und dabei meistens noch effektiv und schlagkräftig ein Rollup-Banner der Band umkugelte. Sachen gibt's...

Von LEE JAY COP (www.facebook.com/LeeJayCop) aus Oldenburg haben wir dann nur noch 2-3 Songs gesehen, weil die sich auch ziemlich viel Zeit beim Aufbauen ließen. Der Eindruck war aber ganz gut: Rock/Alternative, technisch sehr gut gespielt, mit einem starken Sänger. Wir sind dann aber abgereist, da auch sämtliche Biervorräte im Sögeler JuZ mittlerweile ausverkauft waren. Dementsprechend hab ich keine Ahnung welche Pannen sich hier noch ereignet haben, hehe... ;)

Fazit: Insgesamt fand ich's gut in Sögel. Das JuZ ist ziemlich cool und ich war schon beeindruckt von der Ausstattung. Dass sich die Pannen wie ein Runninggag durch den Abend zogen war jetzt irgendwie etwas kurios, aber in dem Sinne konnte da ja niemand was dafür. Manchmal ist halt der Wurm drin, also abhaken... Das Line-Up fand ich auch okay, alle Bands waren auf ihre Art und Weise gut, auch wenn die Musikstile sich teilweise enorm unterschieden. Aber auch das fand ich interessant, so war für jeden was dabei, das soll ja auch der Sinn sein bei solchen Mini-Indoor-Festivals.

Was aber natürlich auffiel (ich redete oben ja schon mal vom "Halbkreis vor der Bühne") war die eher dürftige Besucherzahl. Wenn ich zwischenzeitlich mal so durchzählte, waren während der Sets nicht mehr als 20-30 Leute anwesend. Was natürlich etwas ungünstig ist, bei einem Raum in den ca. 150 Leute reinpassen. Im kleineren 100er-Raum in Meppen verteilt sich das dann doch etwas besser, da fällt es nicht soooo sehr auf, wenn mal weniger los ist. Wobei man natürlich von vornherein davon ausgehen kann, dass so eine Location in Sögel weitaus schwieriger zu füllen ist als in Meppen. Sögel hat nun mal nur ca. 7.000 Einwohner, Meppen stattdessen ca. 35.000. Und selbst wir müssen uns bei jedem Konzert in Meppen von neuem extrem ins Zeug legen, das sind ja leider alles keine Selbstläufer. So hat man dann auch in Sögel eher so die "üblichen Verdächtigen" gesehen, sprich die Leute von HATE EMBRACED etc... Wobei das auch wieder so ein warmer Tag war, das ist ja leider nie gut für Indoor-Konzerte. Ich schätze halb Sögel saß im Sommerdress in irgendwelchen Gärten am Grill...

Etwas verwundert hat mich dann aber doch, dass trotz der schmalen Besucherzahlen schon vor zwölf kein Bier mehr da war. Würde das bei einem von meinen Konzerten in Meppen passieren wären da wahrscheinlich schon um 21 Uhr tumultartige Zustände ausgebrochen, haha... Irgendwie sagt man meinen Konzerten ja nach, dass da immer außerordentlich leistungsfähiges Biertrinkerpublikum am Start ist, ich weiß auch nicht, hehe... So eine Fehlkalkulation wäre da natürlich der SuperGAU! Kann natürlich auch sein, dass unsere Meppen-Fahrgemeinschaft für 50% des Bierkonsums im JuZ Sögel verantwortlich war, die Experten sind sich da noch uneinig... Zudem war das Sögeler Hauptbier Bitburger, eins der schlimmsten Biere der westlichen Hemisphäre! Zumindest hab ich davon jedesmal einen Kopp wie ein Rathaus und meine bessere Hälfte hat sogar eine wirklich besorgniserregende Allergie gegen das Gebräu! Erschreckend! Keine Ahnung was die da in Bitburg machen, ob die vor'm Abfüllen extra noch mal in den Tank pinkeln, man weiß es nicht... Preis pro Bier war mit 2,- Euro auch 50 Cent teurer als im Meppener JuZ...

Schlusswort also: Tolles JuZ da in Sögel, mit engagierten Menschen. Gute Bands und breites musikalisches Repertoire an diesem Festivalabend. Blöd aber schon fast wieder lustig war die kleine Pannenserie. Schade war der etwas mangelnde Zuschauerzuspruch. Ich hoffe die Kids in Sögel merken bald, was die da für eine Perle in der Ortsmitte haben! Insgesamt aber ein positiver Abend, ich denke wenn mal wieder was ist und es sich terminlich gerade anbietet kommen wir gerne wieder rum.