Montag, 29. Oktober 2012

Konzerte: ROCK AM DOCK 2012

Seit ca. einem 3/4-Jahr hatte die "Initiative 2.0" drauf hingearbeitet, am 26.10.2012 war es dann endlich soweit: das ROCK AM DOCK Indoor-Festival ging über die Bühne! Ich war da ... und neben mir noch 'ne ganze Menge andere Leute! Jetzt stellt sich die Frage: Wollt Ihr die Kurzversion von dem Abend lesen ("War gut, auch wenn ich total latten war und mich kaum an was erinnern kann...") oder doch eher die Langversion?!?

Na ja, da so ein Festival ja nicht nur aus dem Spektakel an dem einen Abend besteht, sondern aus jeder Menge Vor- und Nacharbeit und natürlich den heutzutage üblichen Medien- und Internet-Stunts, mach ich's mal auf die lange Tour, denn ich war nicht ganz unbeteiligt. Also schnappt Euch 'ne Packung Lebkuchen und ein Getränk und lauscht gespannt meinen Ausführungen, hehe...


Zu den Hintergründen:
Nachdem bekannt war, dass im Jahr 2012 kein Meppener Stadtfest und damit auch kein "Rock vor Gericht" stattfinden würde, hatten wir uns mit der "Initiative 2.0" so unsere Gedanken gemacht, was man als Ersatz bringen könnte. Und ein Indoorfestival war da einfach das Naheliegendste ... was letztendlich dank der Kooperation mit Stadt und Sponsoren auf die alte Raiffeisenhalle am Hafen hinauslief! Da das Ganze möglichst viele Jugendliche aus Meppen und Umgebung anlocken sollte war das gesamte Event auch von vornherein als "Umsonst und drinnen" Festival konzipiert.

So weit so gut... Von den Schwierigkeiten im Vorfeld will ich hier gar nicht so sehr sprechen. Die tauchen immer auf, in welcher Form auch immer, mal weniger mal mehr... Jeder der mal in die Organisation einer größeren Veranstaltung (egal welcher Art) eingebunden war, wird wissen wovon ich spreche. Auch das ROCK AM DOCK war ein unglaublicher Riesenhaufen Arbeit, mit vielen Stolpersteinen, Problemen und bis zum letzten Augenblick Troubleshooting ohne Ende. Mir ist beispielsweise mittlerweile die Absagepolitik smarter emotionaler Punkbands mit schlauen deutschen Texten äußerst suspekt, haha...

Was man bei dem ganzen Projekt immer berücksichtigen muss: Unter der leitenden Hand der Stadtjugendpfleger Karsten und Peter wurde der ganze Haufen Arbeit wohlgemerkt von Leuten erledigt, die das alles ehrenamtlich in ihrer Freizeit machen! Für meinen Teil muss ich sagen: am Ende war ich wegen allerlei Privatstress gar nicht mehr allzu sehr in die Orga eingebunden, was mich aber in die angenehme Situation brachte die ganze Sache mit etwas mehr Distanz betrachten zu können. Denn wenn Leute etwas auf die Beine stellen und damit eine gewisse Öffentlichkeit herstellen, sind in Zeiten von Facebook und Web2.0 natürlich auch die Nörgler und Meckerer nicht weit. Wenn es eine Gewissheit gibt, dann diese!

Hausordnung: Die von meiner alten Schule musste ich öfters mal als Strafarbeit abschreiben. Würde einigen Meppener Jugendlichen sicherlich auch gut tun, um hirnlose Facebook-Fragen zu vermeiden... u gotta know da rules! ;)

Angepisstheiten rufe ich ja selbst schon mit so einem kleinen Blog wie diesem hier hervor. Vor 2 Wochen konnte ich z. B. mal wieder amüsiert auf einer Facebook-Pinnwand mitlesen, wie ein Booker und ein Bandmitglied mächtig vom Leder zogen, da denen anscheinend ein paar Zeilen hier nicht passten. Kann man machen - wunderte mich nur, dass sowas von Leuten kam die ansonsten den Anschein einer gewissen Professionalität erwecken möchten. Und es auch eine gewisse Zeit brauchte bis denen jemand steckte, dass es wohl nicht ganz so souverän ist so eine Lästerrunde auf einer einsehbaren Facebook-Pinnwand aufzuziehen. Nun gut, die interessantesten Stilblüten sind so vor dem Löschen des Eintrags noch in mein Archiv gewandert, Danke dafür - ich werd generell wohl mal eine FAQ-Seite für solche Fälle einrichten müssen... ;)

Da ging's allerdings um Musik, was ja von der Wahrnehmung her eine vollkommen subjektive Sache ist. Also etwas, was man schlecht diskutieren kann, denn Geschmäcker sind nun mal verschieden. Wenn ich etwas höre und toll finde, dann ist das so. Wenn ich etwas höre und scheiße finde, dann ist das ebenfalls so. Da diskutier ich nicht drüber!

Das einzige worüber ich diskutiere sind offensichtliche Falschaussagen meinerseits. Und da hab ich kürzlich aber mal einen ordentlichen Bock geschossen, was einen kleinen Shitstorm auf meiner Facebook-Seite verursachte. Kenner wissen Bescheid. Nach ROCK AM DOCK wurde das aber auch geklärt: Von diversen Seiten drauf hingewiesen worden, im Rockpalast direkt drauf angesprochen worden, vernünftig drüber geredet, entschuldigt und fertig! Mehr dazu am Ende des Artikels, ich möchte hier noch nicht vorgreifen.

Bzgl. ROCK AM DOCK sind aber die Stichworte schon gefallen: Nörgler, Meckerer und Facebook. Was da im Vorfeld auf der Facebook-Veranstaltungsseite abging war die absolute Realsatire. Ich weiß noch immer nicht, ob ich erschüttert bin oder mich totlachen soll, über die Medienkompetenz der Generation der 12-17jährigen in Meppen. Um mal im Jargon zu bleiben müsste ich dafür eigentlich ein "fettes dislike" verteilen, haha. Ansonsten ist es aber das Übliche für Meppen gewesen:
  • Gib den Leuten eine Gratis-Veranstaltung und sie meckern!
  • Gib ihnen eine ausgewogene Bandauswahl von Rock über Punk bis Metal ... und sie meckern!
  • Halte dich an gesetzliche Vorgaben um die Veranstaltung überhaupt durchführen zu können ... die Leute meckern!
  • Biete einen Getränkeausschank mit mehr als fairen Preisen an, bei dem aufgrund der Anwesenheit von unter 18jährigen allerdings auf Hartsprit verzichtet wird ... die Leute meckern!
Etc. pp... ich könnte jetzt endlos weitermachen. Ich war mir damals mal nicht ganz so sicher, ob ich in meinem Pamphlet "Meppener Mikrokosmos" (HIER zu lesen) nicht etwas über die Stränge geschlagen hätte ... NEIN! Der Facebook-Battle im Vorfeld von ROCK AM DOCK war mal wieder ein exzellenter Klischee-Check: Es stimmt alles! ;)

Interessanterweise fand ich zu späterer Stunde an der Wand der Raiffeisenhalle noch eine Inschrift, die den Intellekt der Meppener Jugend ziemlich auf den Punkt zu bringen schien. Lesen Sie selbst:


Haha, na ja okay... Die Erfahrung lehrt ja, dass speziell Facebook und Web2.0 gerade den minderbemittelten Real-Life-Versagern, Komplexbeladenen und sonstigen Trollen eine Stimme verleiht (warum würde ich sonst wohl diesen Blog betreiben, haha...)! Mit etwas Abstand betrachtet war's wohl mal wieder so, dass sich da wohl eher mal wieder die üblichen armen Fackeln "profilieren" wollten... Die Meppener Honkarmee! Die Veranstalter werkelten sich währenddessen in der Halle die Tage vorher den Arsch ab um alles fertig zu bekommen und hatten demnach gar keine Zeit sich um solchen www-Müll zu kümmern. Wahrscheinlich auch gut so...

Den Facebook-Nerveinträgen standen ja auch immer noch die 1.200 Veranstaltungszusagen gegenüber! Und generell ist es ja so, dass die Leute die so einer Veranstaltung positiv gegenüber stehen sich ihre Vorfreude eher weniger dadurch kaputtmachen lassen, als dass sie sich an solchen Web-Trollerein beteiligen.

Ankunft an der Halle um 18 Uhr! In der Bildmitte auf Kollisionskurs Stefan von BREAKING TO ASHES, der allmählich nervös wurde weil die Hälfte seiner Band eine halbe Stunde vorm Auftritt noch nicht da war... ;)

Als ich um 18 Uhr an der Halle ankam war schon einiges los und um es mal vorweg zu nehmen: Es waren tatsächlich 1.200 Leute da. Und sogar noch mehr! Es wurden nachweislich 1.200 Papier-Eintrittsbändchen von den Veranstaltern verteilt und ich würde sagen, dass rund um die Halle noch einige Leute mehr am Start waren, die gar nicht reingegangen sind, weil sie ihren Schülerausweis vergessen hatten oder Mami und Papi nicht als Begleitung mit dabei waren, haha... Ich hätte jedenfalls nicht mit einer solchen Zahl gerechnet! Wohl damit, dass ordentlich Leute da sind ... aber tatsächlich 1.200 Nasen?!? Hut ab!

Klar, die Leute waren nicht alle gleichzeitig anwesend und auch nicht gleichzeitig in der Halle, die übliche Fluktuation war natürlich vorhanden. Aber insgesamt war das schon eine dicke Sache! Hätte das Ganze auch nur 3,- oder 4,- Euro Eintritt gekostet, hätte ich pauschal höchstens mit 300/400 Leuten gerechnet. Da sind die "MEGA Festivals" im Saal Kamp 2006/2007 noch zu gut in Erinnerung. Aber am 26.10. gab's ja den Eintritt umsonst, da zeckte sich also der Großteil der Meppener Jugend zum alten Raiffeisenmarkt, hehe... Die ursprünglichen Erwartungen an die Zuschauerzahlen wurden also weit übertroffen!

Raiffeisenmarkt, tja... Ich hätte auch nie damit gerechnet da mal Bier zu trinken und Rockmusik zu hören. Aber die Location war ganz cool! Vielleicht war die Akustik nicht sooooo berauschend, aber vom ROCK AM DOCK Team war der ganze Laden wirklich toll an die einmaligen Gegebenheiten (der Schuppen wird ja bald abgerissen) angepasst worden. Als ich reinkam spielten auch schon TWEE-STAR, die unter der Woche einiges Pech hatten: Erst hat sich der Originaldrummer die Bänder gerissen und dann hatte der Ersatzdrummer nach nur einer Bandprobe einen Hörsturz. Oder wie ein Bekannter sagte: "Der eine hält sich für Batman und der andere kann keine laute Musik ab..." Haha, in einer Woche zwei Drummer verschlissen, da wird selbst SPINAL TAP neidisch! Der Posten als erste Band war für TWEE-STAR damit natürlich doppelt undankbar, aber da die Jungs abgeklärte Mucker sind haben sie einfach ein Akustikset gespielt und den fehlenden Drummer durch den Niedlichkeitsfaktor des Bandnachwuchses kompensiert, der munter über die Bühne tollte und auch schon einige Rockerposen drauf hatte. Well done und gute Besserung an alle lädierten Schlagwerker.

Erste Band: Prost TWEE-STAR!
BREAKING TO ASHES spielten danach erst ihren zweiten Auftritt (der erste war am 15.9. im "J@m-Center", siehe HIER), sorgten aber für die ersten richtig guten Publikumsreaktionen. Zumindest deute ich die offenen Münder einiger anwesender Eltern und dieses propellernde "Violent Dancing" der jugendlichen Zielgruppe mal so. Bei dem Hallenuntergrund war das Gehampel übrigens etwas schlüpfrig, nächster Halt gefliester Boden sag ich nur, hehe... Größter Fan des Harener Deathcore-Bretts schien übrigens der kleine Sohn von TWEE-STAR Frontmann Dennis zu sein, der auf Papas Schultern saß und das alles tierisch geil zu finden schien. Ich tippe also mal drauf, dass spätestens in 12-13 Jahren wieder eine zünftige Knüppelcombo in Twist am Start sein wird. Namensvorschläge: wie wär's mit TWIST THE KNIFE SLOWLY oder NAPALM TWIST?!? Na ja, wir haben ja noch Zeit, haha... Zurück zu BREAKING TO ASHES: Die zockten ein souveränes Set! Gitarrist Günther (ex GOING BORDERLINE) guckt zwar manchmal etwas ernst, aber wenn ich mit nur einer Gitarre für den Sound einer Deathcore-Band zu sorgen und dabei auch noch die cleanen Gesangsparts beisteuern müsste, würde ich wohl auch ziemlich bedröppelt aus der Wäsche gucken. Guter Gegenpart auf der Bühne ist allerdings Bassist Stefan, der sich jedesmal freut wie ein Honigkuchenpferd, wenn er auf der Bühne steht und abgehen kann. Guter Auftritt, es hat auch glaub ich kaum jemand mitbekommen, dass die Band den letzten Song einfach doppelt gespielt hat... ;)

Zwischendurch war ich auch mal draußen, wo sich bereits das ein oder andere Teenage Drama abspielte und in dunklen Ecken mit Sicherheit auch einiges an Heavy Petting und sonstigen Schlüpfrigkeiten. Gebrochen wurde auch ziemlich viel, mein ich alle... Richtigen Stress hab ich aber nicht mitbekommen, also keinerlei Prügeleien oder ähnliches. Klar, wenn so viele Leute auf einem Fleck versammelt sind und Alkohol im Spiel ist, geht auch mal das ein oder andere aus Versehen oder mutwillig kaputt (Stichwort Glasbruch), aber wirkliche Eskalationen hab ich am gesamten Abend nicht gesehen und das Orga-Team hatte alle Situationen immer im Griff. Selbst die zwielichtigen Schaustellervisagen, die mir direkt am Beginn des Abends aufgefallen waren, verhielten sich ruhig, hehe...

Allerdings waren mittlerweile die Stoffbändchen fürs Handgelenk nicht mehr zu haben, was einige Kiddies förmlich zur Verzweiflung zu treiben schien und am Folgetag erneute Facebook-Proteststürme hervorrief. Zum Schießen... Ich hab irgendwie nie verstanden, was so toll an diesen Bändchen ist, aber heutzutage scheinen die ja fast das sinnstiftende Element einer ganzen Generation zu sein. Seltsam, so viel Trubel nur um ein Stück Stoff...


Währenddessen ging's aber natürlich auch mit Bands weiter, als nächstes INSERT COIN aus Recklinghausen. Wenn ich richtig gezählt hab waren die auch schon 2x im JuZ "J@m-Center" und haben sich dabei immer mächtig ins Zeug gelegt. Irgendwie haben die aber immer das Pech, dass das Meppener Publikum bei denen nicht so richtig in die Puschen kommt. Okay, wann kommt es das überhaupt schon mal ... aber INSERT COIN hätten eigentlich ein Publikum verdient, das ein bisschen mehr feiert, da die Band echt alle Hebel in Bewegung setzt um die Action zu starten. An diesem Abend waren die meisten Anwesenden aber noch ein bisschen zu sehr mit Pegel ansaufen beschäftigt um vor der Bühne Party machen zu wollen. An der Band lag's nicht, guter flotter Melodycore und ein passabler Auftritt.


Ein bisschen Eisbrecherfunktion hatte auch noch der bekloppte Holländer CAPACOCHA, aber hier tauten schon ein paar mehr Leute auf. Der Bursche sollte im Emsland ja vor allen Dingen durch Auftritte beim "Inlading" und "Rüt'n'Rock" bekannt sein und zog auch in Meppen eine geile Show ab. Okay okay, ich muss den natürlich abfeiern, weil ich ihn selbst ins Line-Up gebucht hatte. Aber ich find's halt immer geil wenn etwas auf der Bühne mal ein wenig ungewöhnlicher ist und Leute zu ihrer Mucke ehrlich abgehen, ohne dafür irgendwelches Gepose abziehen zu müssen. Und das bot CAPACOCHA! Der steht alleine auf der Bühne, nur mit Laptop, Gitarre, Mikro und Orgel. Das hört sich erstmal wenig spektakulär an, bis der Vogel dann vollkommen explodiert und abgeht wie die letzte Sau!!! Ich fand's grandios, musikalisch irgendwo zwischen Electroclash, Garage und wildem Indie/Alternative, performt von einer absoluten Party-Rampensau!!! Da fällt mir dann auch noch der einzige Kritikpunkt am Aufbau in der Halle ein: der viel zu große Graben zwischen Bühne und Publikum, denn der war unnötigerweise bestimmt 3-4 Meter breit! Ich denke es wäre noch mehr abgegangen wenn der "Graben" nicht gewesen wäre, denn CAPACOCHA rennt gerne mal ins Publikum, umarmt Leute, macht sich nackig und all sowas. So musste er seine berühmt-berüchtigten Ausflüge leider auf nur einen beschränken. Aber egal, er hat trotzdem super eingeheizt!!!


Beste Voraussetzungen also für RADIO HAVANNA, denn das Publikum war jetzt warm und bewegte sich nach vorne. Flotter Punkrock/Melodycore mit deutschen Texten, ZSK ließen grüßen. Die Coverversion von DIE PRINZEN fand ich eher so na ja, ähem .... aber die Berliner sparten nicht mit kritischen und politischen Ansagen, z. B. zu  Grauzonen-Vollschrott wie FREI.WILD. Dinge die ruhig mal gesagt werden können! Leider schien der Band keiner gesteckt zu haben, dass sie sich in der Heimatstadt von GIGI UND DIE BRAUNEN STADTMUSIKANTEN befanden, deren Hauptprotagonist "Gigi" Giese immerhin ein paar Tage vorher noch vom Meppener Amtsgericht wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. Dazu wäre ein Statement sicher auch passend gewesen. Aber auch so war's eine gute positive und energetische Show, bei dem das Publikum für Meppener Verhältnisse auch ganz ordentlich mitging. Pogo Pogo!!!

Danach spielten LAYMENT aus Herne, von denen ich aber irgendwie beinahe rein gar nichts mitbekommen hab, da ich im Backstage mit CAPACOCHA geredet hab. Wegen LAYMENT war ich mir vorher nicht so ganz sicher ob die ins Programm passten, aber im Nachhinein kam's mir vor als ob viele extra wegen denen da waren. Metalpublikum ist ja als sehr loyal bekannt, zur Performance kann ich aber wie gesagt nichts sagen, denn ich hab den kompletten Auftritt verquatscht. Sorry, ich schäme mich...


Zur Strafe ist mir auch irgendwas im Backstage widerfahren, was mich etwas neben die Spur gebracht hat, ähem... Tüddelig und mit Kurvenschuh lief ich zum Glück direkt in die Arme meiner Babysitterin. Mannoman, was muss ich genervt haben... Was auch die Mädels in der Frittenbude zu spüren bekamen, die meinem ungehemmten Fressflash und Redefluss ausgesetzt waren. Ich glaub ich sprach auch wieder in fremden Zungen (hautsächlich Englisch und Plattdeutsch), aber wenn ich mich richtig erinnere entsponn sich noch ein interessantes Gespräch über Vegetarier und Veganer, woraufhin die eine Frittenfrau mit den fünf Zähnen meinte: "Och, ich mach wohl ma gerne son Stück Fleisch..." Ja ja, keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen, haha... Frikadelle kann ich übrigens empfehlen, Krakauer nicht so, die lag mir noch 2 Tage quer. Meine Babysitterin hatte gute bis sehr gute Noten für Pommes Mayo und Hamburger zu vergeben.

So als Veranstaltungs-Fazit möchte ich mal sagen: Rundum gelungen! Es gab die üblichen kleinen Hürden, die souverän genommen wurden. Und im Grunde war das ROCK AM DOCK am Ende ein Event, bei dem jede/r der/die was auf sich hält anwesend war. Für viele der ganz jungen Kids war's hoffentlich auch der Startschuss um öfters mal zu Konzerten zu gehen. Ich bin gespannt wie sich das in den nächsten Monaten entwickelt, aber ROCK AM DOCK war auf jeden Fall eine Sache die rundum gelungen war und von der die Leute bestimmt auch noch eine Zeit lang reden werden!

Backstage ... hab ich mich auch ne gewisse Zeit lang aufgehalten ... und kam äußerst wunderlich von der Parade...
So, das Schlusswort war das aber noch nicht, denn ich bin ja noch die Sache mit dem Shitstorm auf der Minus Rockcity Facebook-Seite schuldig. Wie gesagt ging es da um eine Falschaussage von mir, und zwar betraf die die Ultras vom SV Meppen. Direkt nach dem ROCK AM DOCK wurde das Ganze im Rockpalast aber an der Theke geklärt, wie sich das gehört. Um es nur kurz zusammenzufassen: Durch einen unbedachten Facebook-Post hatte ich die Ultras in eine rechte Ecke gerückt. Als die Wellen der Empörung dann hochschlugen wurde mir aber ziemlich schnell bewusst, dass ich da einen ziemlichen Bock geschossen hatte, daher hab ich den Post auch offline genommen, um das nicht so stehen zu lassen, weil es ja offensichtlich falsch war.

Die Empörung war also nachvollziehbar. Im Rockpalast waren dann ein paar Ultras vor Ort (der SVM hatte am Abend 3:1 gegen Goslar gewonnen) und haben mich auch direkt angesprochen. Was ich immer gut finde, solche Sachen klär ich lieber direkt im Gespräch. Alles lief total gesittet ab, ruhiges Gespräch, kein Angeschreie, keine Drohungen, alles easy. Ich hab erklärt warum mir dieser Fauxpas unterlaufen ist, die Ultras haben mir erklärt, dass sie ernsthaft angepisst waren. Und noch mal unterstrichen, dass definitiv keiner der Meppener Ultras in irgendeinder Form rechtsradikal oder rechtsextrem ist. Finde ich gut, klare Positionierung!

Ich hab mich noch mal in aller Form für meinen Bock entschuldigt, was ich an dieser Stelle auch gerne noch mal wiederhole, für alle Ultras die da im Rockpalast nicht anwesend waren. Aber ich denke die Leute mit denen ich da geredet hab, werden das schon weitergetragen haben.

Tja, Fehler macht jeder mal, man muss sich dann auch nur entschuldigen können. Und deswegen bricht mir kein Zacken aus der Krone, also noch mal: Sorry Jungs!

So, das hatte jetzt zwar nichts mit Musik zu tun, musste aber mal gesagt werden. Mit Mucke geht's hier weiter, wir sehen uns:
  • 02.11.2012: "Dreieck Live" im Meppener Bermuda-Dreieck ... vielleicht nicht besonders relevante Musik für diesen Blog am Start, aber immer viel los und angenehm um Bekannte zu treffen...
  • 17.11.2012: DESONA Pre-Release-Party in Lingen
  • 23.11.2012: Havarii. (postpunk/Hamburg, ex-SALON HELGA) und FJØRT (hardcore/Aachen) live im JuZ Meppen
  • 24.11.2012: "20 Jahre CIVIL COURAGE" live in Lähden, mit Dritte Wahl, The Grizzly Adams Band, Asthmateufel, Never Silent, Dorfkind und Out of Practise ... das Drama: ich kann nicht! Hätte speziell die Grizzly Adams Band mal gerne (wieder) gesehen. Na ja, dann muss ich wohl selber ein Konzert mit denen klar machen... ;)

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Konzerte: The Snips, Front Yard Dummies, Razz, Divided Heaven, Blacklist Royals (03. Oktober 2012 - JuZ "J@m-Center" Meppen)

Nachdem am 13.09. mit ANN BERETTA ja endlich mal wieder eine US-Band im Meppener "J@m-Center" zu Gast war, sollte am Tag der Deutschen Einheit mit den BLACKLIST ROYALS gleich eine zweite folgen. Kurzfristig blies sich das Konzert aber sozusagen zum transatlantischen Mega-Punkrock-Event auf, da mit DIVIDED HEAVEN (aus Los Angeles) und THE SNIPS (aus Kanada) noch zwei weitere Bands von jenseits des großen Teichs auf den Konzertzug aufsprangen. Coole Sache! Das Ganze passierte kurz vorher eher zufällig, da die beiden neuen Bands ihren letzten Europa-Tourtag hatten und gerne noch einen Auftritt mit den BLACKLIST ROYALS spielen wollten. Dementsprechend stand am Merchtisch dann ein Spendentopf für die "Extra-Bands" und um ihr Gepäck zu erleichtern hauten die Damen und Herren ihre Shirts und LPs für absolute Schnäppchenpreise raus...

Im Vorfeld war ich übrigens gar nicht so fit, aufgrund Erkältung und all solchem Scheiß. Dementsprechend war ich auch etwas lahm in der Anreise ... betrat um ca. 20:15 Uhr das JuZ ... ging in den Konzertraum ... und THE SNIPS spielten grad ihren Abschlussakkord! Arrrrgh!!! Ehrlich, sowas passiert mir höchstselten und ich hab mich ziemlich geärgert. Hätte ich mir auch denken können, dass es bei fünf Bands ein bisschen früher losgeht... Dass mir jeder Hinz und Kunz erzählte, dass THE SNIPS auch noch echt gut gewesen wären machte die Sache nicht besser... Na ja, wenigstens konnte ich noch einen Blick auf den sexy Gitarristen erhaschen, der mich mit Mormonenbart, schäbbigen Tattoos und mächtig behaarter Wampe in eine ziemlich erotische Stimmung versetzte, rrrrrrrrrrrrrr....

Der sexy Gitarrist, der SNIPS. Sorry wenn man nicht viel erkennen kann, aber vor lauter Sexyness ist mir fast die Linse geplatzt!
Hatte ich erwähnt, dass erfreulich viel los war? Bei Gigs unter der Woche und zeitgleich stattfindendem Champions-League-Spiel hat Meppen ja schon so manches Konzertdesaster erlebt, was Zuschauerzahlen angeht. Heute nicht! Okay, 5 Bands allein sind zusammengerechnet schon ein ordentlicher Schwung an Leuten. Aber mit allen zahlenden Gästen würde ich mal locker auf 70-80 Leute tippen. Sehr schön!

Weiter ging's auch mit Musik. Zunächst mal kamen die FRONT YARD DUMMIES aus Haren. Die Band hatte ich bisher bei allen Gelegenheiten (z. B. "Haren rockt!" etc.) immer verpasst, und rein optisch konnten die mit ihren Adidas-Trainingsjacken auch nicht so ganz mit dem sexy bärtigen Holzfällertypen von den SNIPS mithalten. Insgesamt war's aber okay, auch wenn der Auftritt zum Ende hin etwas an Dampf verlor und ich auch nicht verstehe warum in Haren RAGE AGAINST THE MACHINE immer noch so angesagt sind. Ein Song klang echt 1 zu 1 abgekupfert... Zudem wurde den Jungs auch etwas die Show vom Frontmann von FOOLS FROM STACK gestohlen, die zwar nicht selbst spielten, aber - dem Betrunkenheitsgrad nach zu urteilen - vom Bandboßeln (oder einer ähnlichen Saufveranstaltung) kamen und dementsprechend angetüterte Tanzeinlagen vor der Bühne vollführten. Dabei platzte dem Kameraden dann doch tatsächlich die Hose! Lacher des Abends! :D

Es folgten die Überflieger von RAZZ, die ja im Moment für emsländische Verhältnisse etwas durch die Decke gehen. Beim Aufbauen konnte man den Vögeln allerdings im Laufen die Schuhe besohlen, man man man... Der Auftritt war gut, die Leute lösten sogar den emsländischen Halbkreis auf und gingen mit ... aber ich weiß nicht, irgendwas hat mich gestört. Was genau kann ich gar nicht sagen... Irgendwie fehlte so ein bisschen das Feuer, die "jugendliche Unbeschwertheit", oder wie sagt man... Nach meinem Empfinden werden die etwas zu "arty", kopflastig, oder was auch immer... Hm, schwer zu umschreiben, denn es war ja wie gesagt alles andere als schlecht. Aber irgendwas passte für mich auch nicht so ganz. Na ja, ich kippte zu dem Zeitpunkt da auch die ersten Biere auf Acetylsalicylsäure, vielleicht lag's daran, haha... Auf der Bühne konnte ich jedenfalls eine Gretsch-Gitarre sowie Fender- und Vox-Verstärker sichten. Wenn jetzt noch ne Rickenbacker und der entsprechende Bartwuchs für fancy Schnurrbärte dazukommt, keines der Bandmitglieder ungeplant Schützenkönig in Schöninghsdorf wird und keine arg hinterlistigen Managementverträge mit windigen "Musikindustriellen" unterschrieben werden, dann werden RAZZ vielleicht in 1-2 Jahren so ein kleines "next big thing". Bleibt abzuwarten ob eher regional oder doch im größeren Umfang. Mal sehen, das Potential ist nach wie vor vorhanden... Und ich hab schon wieder vergessen eine CD von denen mitzunehmen, arrrgh...

Mit DIVIDED HEAVEN folgte danach ein Solokünstler, ein kleiner Ami namens Heaven Jeff Berman, nur ausgestattet mit Akustikgitarre und Mikro. Ähnlich kennt man das ja von Chuck Ragan, dem HOT WATER MUSIC Frontmann und DIVIDED HEAVEN war auch eine ganz coole Sache. Für mich irgendwie auch der interessanteste Auftritt an dem Abend, auch wenn der gute Jeff wirklich nur eine Handvoll Songs spielen konnte, da die Zeit knapp wurde und die BLACKLIST ROYALS ja noch ran mussten. Hier aber mal ein Video von einem Song:


Anschließend dann wie gesagt die BLACKLIST ROYALS aus Nashville/Tennesse. Wer schon beim ANN BERETTA Konzert vor 3 Wochen war wird zwei der Typen mit Sicherheit wiedererkannt haben: Der Frontmann und der Drummer waren auch bei ANN BERETTA als Tourmusiker dabei! Auch die BLACKLIST ROYALS spielten ein schmissiges Punkrock-Set im Stile von HOT WATER MUSIC oder GASLIGHT ANTHEM. Spaß hat's gemacht, auch wenn man denen beim letzten Konzert der Tour die Wochen "on the road" schon ein bisschen angemerkt hat. Ein gelungenes Set wurde dann mit dem Zugabencoversong "Bullet" abgeschlossen, bei dem ich dann auch noch mal wilde Sau spielen durfte, denn es ist doch ganz schön, dass für "moderne" Punkrockbands die Musikgeschichte doch noch mit Bands wie den MISFITS anfängt und nicht mit NOFX oder PENNYWISE (von denen einer der Typen ein ziemlich großes Armtattoo spazieren trug)... Also, am Ende waren alle bestens zufrieden, ich deckte mich noch ordentlich am Merch-Stand ein, ein hier nicht namentlich genannter Bekannter benutzte im englischen Smalltalk recht eloquent das Wort "Reinheitsgebot" und versuchte dem BLACKLIST ROYALS Frontmann noch Hut und Gitarre abzuschwatzen. Hat aber glaub ich nicht geklappt, so dass die Amis nicht nackt in ihre Tourvans steigen mussten, um die Flughäfen in Amsterdam und Frankfurt anzusteuern. Rundum cooler Abend, ich bin mir nicht sicher ob das in Meppen allein durch die Anzahl der Übersee-Bands demnächst noch zu toppen sein wird...