Samstag, 22. Dezember 2012

Konzerte (anno dunnemals): 1. mycourts-Xmas-Rumble mit ASSPATROL und BATTLEDYKES (29.12.2005)

2005? Was war 2005 eigentlich in Meppen los? Kann ich euch erzählen! Denn ein Zweck dieses Blogs sollte ursprünglich nicht nur sein, über aktuellen Kram zu berichten, sondern auch die alten Zeiten in Erinnerung zu rufen. Denn auf meiner Festplatte schlummern da noch einige Schätzchen, hehe...

Aber zurück zu 2005! Mir kommt das ja vor wie gestern, aber ich denke hier gibt's auch einige Leser die da noch nicht ganz so steil gingen wie vielleicht heutzutage. Um 2005 rum war jedenfalls nicht viel los, was Livemusik in Meppen anging ... und das ging einigen Leuten gehörig gegen den Strich, u.a. mir. Mit ein paar Kandidaten hatte ich mir z. B. im Rockpalast desöfteren im angezwitscherten Zustand die Köpfe heiß geredet, was man denn machen könnte. Selber mal ein Konzert machen, Kräfte bündeln, mit Gleichgesinnten zusammenschließen, bla bla... Denn es war damals wirklich so, dass wir vor einem großen Nichts standen. Wenn man gute Bands sehen wollte musste man wegfahren nach Osnabrück, Münster, Lingen etc... Hier und da machte eine einheimische Band mal ein Konzert im Palast, das war's dann aber auch... Groß zusammengearbeitet wurde da nicht, jeder kochte irgendwie sein eigenes Süppchen und das war natürlich bedauerlich ... denn das Potential an interessierten Leuten schien ja durchaus da zu sein, das sah man ja an den Wochenenden im Rockpalast...

Lange Rede kurzer Sinn: Irgendwann im Sommer/Herbst 2005 trafen wir uns auf jeden Fall regelmäßiger mit ein paar Leuten, um so etwas wie eine Konzertgruppe zu gründen. Die meisten Treffen fanden im Keller der damaligen Zierfischstube an der Ecke Haselünner Straße/Bahn-Unterführung statt, da dort damals AND THE FEAR OF probten und z. B. Rodde und Tappel aus der Band mit dabei waren. Das Kind/die Konzertgruppe hatte dann auch recht schnell einen Namen: "mycourts". Keine Ahnung woher der kam, ich glaub das hatten die anderen sich ausgedacht. Der Name entwickelte aber später noch so eine gewisse Eigendynamik, mit Abwandlungen wie "myChords" (unser Fanzine, was es auf genau eine Ausgabe brachte) und "Mike Hortz" (ein zwielichtiges Alter Ego, das bald auf diversen Konzertgästelisten im Emsland verzeichnet war)... Außerdem natürlich nicht zu übersehen: die Namensähnlichkeit zum damals sehr trendigen myspace, was zu der Zeit tatsächlich noch meist die coolen heißen Bands aus dem Indie-, Alternative-, Punk- und Rock-Sektor nutzten...

Einer der ersten Header der mycourts-Homepage. Schön grün und so...
Um ehrlich zu sein, hatten wir aber von Tuten und Blasen wenig Ahnung. Ergo legten wir einfach los: Eine Homepage stand recht schnell (kurze Rückblende: das war in Sachen "Social Media" so ca. die Zeit in der myspace gerade anfing relativ steil zu gehen ... so komplexe Social Communities wie Facebook nutzten wir da kaum) und die erste "Aktion" war eine Party im Jugendkeller Hemsen im November 2005.

Und Ende Dezember sollte dann das erste größere Event mit Livebands folgen. Ein Problem war damals übrigens auch der Veranstaltungsort: Eigentlich schwebte uns da nur der Rockpalast vor. Das Jugendzentrum hatten wir erst gar nicht in Betracht gezogen, da dauerte es eine Zeit, bis wir merkten, dass im JuZ exzellente Grundvoraussetzungen herrschten, was Equipment anging. Während Konzerte im Rockpalast aufgrund nicht vorhandener Technik und umständlichem Bühnenauf- und -abbau immer schon umständlich waren...

Die erste Konzertparty stand aber recht schnell:
Ort: Rockpalast
Bands: die BATTLEDYKES (gute Freunde von mir und alles Exil-Emsländer) und die ASSPATROL (die von DJ RiotOnTheRocks angekündigt wurden als "TURBONEGRO-Coverband", was aber gar nicht wirklich stimmte...)
Datum: 29.12.2005 - ein Donnerstag, aber wir setzten darauf, dass noch viele Studenten und Exilanten zwischen Weihnachten und Neujahr die Füße bei Muttern und Vattern unter den Tisch steckten und zu so einer Party rauskommen würden. Perfekte Einschätzung, wie sich zeigen sollte! Außerdem hatten wir den Laden komplett gemietet und konnten so den Getränkeaussschank bis nach Mitternacht machen, ähnlich wie bei Jahrgangs- oder Abifeten.

Flyer zur ersten mycourts-Bandparty, damals selbst von mir gezeichnet und gestaltet. Anekdote: Mein damaliger Chef kriegte spitz, dass ich da kurz während der Arbeitszeit dran rumgeschraubt hatte und ich bin knapp an einer Abmahnung vorbeigeschrammt...
Nachfolgend mein Originalbericht von damals, den wir kurz nach der Party auf der mycourts-Homepage online gesetzt haben. Hier und da hab ich auch noch aktuelle Ergänzungen gemacht. In Kurzform erschien der Bericht auch im deutschlandweit erscheinenden "Ox Fanzine" (Nummer 64) für das ich damals geschrieben hab...

Wer mehr Bilder von dem Abend sehen will klickt diesen FACEBOOK-LINK! Da hab ich ein ganzes Album online gestellt.

„BATTLEDYKES vs. ASSPATROL“ Konzert und Party – 29.12.2005 – Rockpalast Meppen

Nach der ersten mycourts-Party (noch ohne Bands) wurde es endlich ernst: die mycourts-Konzertpremiere im Meppener Rockpalast stand an! Oder sollte ich besser sagen unser „Festival der Dorfschlampen und häßlichen Möchtegern-Rock’n’Roll-Fratzen aus Meppen und Umgebung“, wie es uns vorher ein beherzter (aber leider anonymer) Gästebuchbesucher einflüstern wollte?!? Ein anderer Eintrag von gleichem intellektuell hochwertigen Kaliber besagte gar „Meppen ist tot, war tot und bleibt tot!“, von daher wäre evtl. auch „Night Of The Living Dead“ angebracht. Denn eins kann ich hier schon vorwegnehmen: so lebendig hab ich Meppen selten gesehen! Es war VOLL! Sehr voll sogar! Und nicht dass wir uns durch anonyme Gästebucheinträge aus der Ruhe bringen lassen würden, aber es ist schon lustig zu sehen wie der Abend dann so ein Erfolg wird und seltsamerweise niemand zu einem kommt um einem solche Kritik mal ins Gesicht zu sagen. Um mich herum waren jedenfalls nur zufriedene Gesichter zu sehen und somit halte ich hier mal fest: sein Armutszeugnis schreibt sich jeder selbst, allen voran arme verbitterte Subjekte deren mangelndes Selbstbewusstsein und gestörtes Sozialverhalten wohl nichts anderes mehr zulässt, als dass sie unter falschen Namen in Internet-Gästebücher posten. Macht ruhig weiter Jungs und Mädels, der Unterhaltungsfaktor von sowas ist nämlich nicht zu verachten, haha!
Interessante Sache: Soweit ich mich erinnere bekamen wir damals schon Gegenwind von solchen anonymen Gästebuchschreibern, noch bevor wir überhaupt durch Parties oder Konzerte aktiv geworden waren. Haters gonna hate! ;)
Wie gesagt machten uns diese Störfeuer im Vorfeld wenig aus, aber die Vorbereitungen verliefen natürlich nicht ganz sorgenfrei. Zu allererst: die Palastmiete, die Bands und die Getränke müssen bezahlt werden! Da kamen nicht unwesentliche Beträge zusammen. Haut das vom Finanziellen alles hin? Kommen genügend Leute? Ein mulmiges Gefühl hatte ich schon, als ich um 19:55 Uhr im kalten Palast stand und auf die ersten Gäste wartete. Zwei Stunden später bekam man dann Sachen zu hören wie: „Ich hab den Palast um diese Zeit noch nie so voll gesehen!“ Wahnsinn! Die Strichliste am Eingang besagte zu späterer Stunde irgendetwas um 300 Anwesende und ich denke, das kann sich sehen lassen!
ASSPATROL live vor vollem Haus!
Dabei wurden sogar ganze vier verschiedene Turbojugenden gezählt, die wohl hauptsächlich wegen der ASSPATROL angereist sein dürften. Und die fünf Jungs legten dann auch um kurz nach 21 Uhr als erste Band des Abends los. Der erste Song war noch etwas holperig, im zweiten verlor Sänger Doc Dangerous kurzzeitig die Stimme, aber danach lief die ASSPATROL auf vollen Touren! Ganz im Stile von TURBONEGRO (mit leichtem Metal-Einschlag: METALLICA wurden sogar in einem Song mal angespielt) wurden eigene Songs rausgehauen und noch einige Coverversionen eingestreut (natürlich von den großen norwegischen Vorbildern und z.B. auch „Evil Woman“ von ZEKE). Optische Augenweide war dabei wohl Schlagzeuger SokratASS, dessen Vorbild wohl tatsächlich das Tier aus der Muppetshow sein könnte!
So muss ein Drummer aussehen: Schwitzend und mit S.O.D.-Shirt! SokratASS von der ASSPATROL!
Erste kreischende Mädels (und natürlich auch Jungs!) wurden in der ersten Reihe gesichtet, die ersten Tanzbeine wurden geschwungen und von dem sonst so gefürchteten „Emsländischen Halbkreis“ vor der Bühne war nichts zu sehen! Ein erstklassiger Opener: die Rock’n’Roll ASSPATROL!!!
Videos gibt's von dem Abend zwar nicht, aber hier mal ein auf YouTube gefundener audiovisueller Eindruck der ASSPATROL auf der Bühne:

Die BATTLEDYKES fanden danach natürlich ein denkbar gut vorgewärmtes Publikum vor und setzten auch gleich alles daran, dem Abend die Krone aufzusetzen. Mit simplem RAMONES-inspiriertem 3-Akkord-Singalong-Punkrock mit eingebauter Partygarantie ist das natürlich kein großes Problem, wobei dazu noch der ein oder andere Publikumsausflug von Sängerin Dani Battledyke kam und Lovesongs über Jungs aus Westbevern, die die Leute vor der Bühne schnell Kopf stehen ließen! Ganz großes Entertainment! Die Setlist wurde inklusive aller Zugaben komplett durchgespielt, so dass die BATTLEDYKES danach ziemlich k.o. von der Bühne fielen, obwohl einige Zuschauer immer noch nicht genug hatten...
Hier ein Tondokument der BATTLEDYKES! Anekdote zu dem Song: Eine Zeit lang bat Sängerin Dani Domina zu diesem Song einen männlichen "Freiwilligen" auf die Bühne, der dann dort ausgepeitscht wurde. Am 29.12.2005 wurde dieser Stunt aber leider ausgelassen... ;)

Um 23 Uhr war die Bandaction leider schon zu Ende, aber dazu muss gesagt werden, dass diese Uhrzeit eine Ansage vom Ordnungsamt war. Wir hätten gerne länger gemacht, aber leider ging es nicht anders... Danach so schnell wie möglich die Bühne abgebaut und die Rock’n’Roll-Tanzparty mit DJ RiotOnTheRocks konnte losgehen. Und wirklich: so voll hab ich die Tanzfläche im Palast selten gesehen. Bis zum Schluss war der Dancefloor durchgehend ausverkauft, unglaublich! Die mycourts-Tanzmütze machte fleißig die Runde und ich musste mich die ganze Zeit fragen, ob das wohl die beste Party im Jahr 2005 ist... Ich sag jetzt mal ganz optimistisch: Ja, das war sie! Auch auf die Gefahr hin, dass Eigenlob stinkt, aber das hier ist nun mal ein vollkommen subjektiver Augenzeugenbericht... Allerdings waren auch alle Leute mit denen ich an dem Abend noch geredet habe, ähnlich begeistert wie ich! Leider kam recht früh von Palastbesitzer George die Ansage zum Musik abstellen, auch hier hätten wir gerne länger gemacht... Was soll’s, es wurden schnell die letzten Schnapsleichen und Long-Island-Icetea Opfer aus den Bänken gekratzt und dann durften alle zufrieden ins Bett fallen...
Den Long-Island-Icetea hatten wir damals übrigens als Sonderidee ins Getränkesortiment aufgenommen. Der Hartspritanteil wurde vorher in einer Plastikwanne angerührt, in Flaschen abgefüllt und beim Ausschank einfach mit Cola aufgefüllt. Schmeckte wider Erwarten ganz gut, brach aber einigen Leuten das sprichwörtliche Genick! ;)
Ca. 23:25 Uhr: Tanzfläche voll!!! Tanzmütze rechts mittig zu sehen, auf dem Kopf einer willigen Adeptin!
Pathetische Schlussworte spare ich mir mal, nur soviel: tausend Dank an alle die da waren (vor allen Dingen auch an die Leute die von auswärts angereist sind), an die Bands und natürlich noch viel mehr Dank an alle Helfer, ohne die das ganze Event nie geklappt hätte! Extraspezialdank gilt hierbei Nils, der die legendäre Tanzmütze (nach Abschluss der Party als vermisst gemeldet) zusammen mit dem reumütigen Tanzmützenverwalter Tage später aus ein paar Kubikmetern Palastmüll wieder ausbuddelte!
Bei dieser Aktion hätten wir übrigens fast lebenslanges Hausverbot im Palast bekommen, da wir den Müll natürlich wild um uns warfen und auf der Straße verteilten. Als George uns dabei ertappte war er verständlicherweise äußerst ungehalten... Nachdem die Tanzmütze geborgen war, haben wir aber alles wieder fein säuberlich eingeräumt und uns wahrscheinlich unwissentlich eine autodidaktische Mehrfachqualifikation für die Fließbandarbeit bei Müll-Theo angeeignet...
Bald geht es weiter mit mycourts, um genau zu sein am 04.02. im St.-Paulus Gemeindehaus (Party zusammen mit dem BRT-Team) und am 17.02. im Meppener Jugendzentrum mit Livemusik von ASHES OF POMPEII (Emocore, Marburg) und GOING BORDERLINE (Emo-Metalcore, Meppen)!!! Wäre schön dort wieder zahlreiche Besucher begrüßen zu können!

Bombe

PS: Die Tanzmütze ist zwar wieder da, aber Stempel und Stempelkissen fehlen uns leider noch. Vielleicht gibt es hier ja einen ehrlichen Finder...

Tja, so war das damals. An die Party denke ich immer noch gerne zurück. Das angekündigte Konzert mit ASHES OF POMPEII und GOING BORDERLINE fand wie angekündigt statt und war auch eine ziemliche Granate mit einem proppenvollen Jugendzentrum ... ca. 100+ Leute da und der Startschuss für ca. ein halbes Dutzend Meppener Gastspiele von ASHES OF POMPEII in den darauffolgenden Jahren.

"mycourts" war dann im gesamten Jahr 2006 äußerst umtriebig und es fanden mehrere Konzerte statt. Dazu hab ich auch noch eine Masse Material, ich werde das mal so nach und nach wieder online setzen, wenn ich die Zeit finde. Übrigens: Ende 2006 fand die erste mycourts-Palastparty eine grandiose Fortsetzung: am 28.12.2006 mit den ANGRY NEPIS und MORBID MINDS!

Dienstag, 18. Dezember 2012

Konzerte: Christian Steiffen vs. JANCEE PORNICK CASINO (15.12.2012 - JuZ Meppen)

Mannoman, ich nehme ja ungern ein Fazit vorweg, aber zu Steiffen vs. Pornick kann ich im Nachhinein nur sagen: Ein denkwürdiger Abend!!! Als hätte ich's geahnt, war ich den ganzen Tag über schon total nervös und musste ständig auf's Klo. Der übrige Tagesablauf war selbstverständlich geprägt von versauten Wortspielen, denn wenn abends Christian Steiffen spielt, bekommen so profane Dinge wie Spritzgebäck und Tortenguss nachmittags mitunter eine ganz andere Bedeutung...

Aber wie konnte es zu diesem "Clash of the Entertainment-Titans" eigentlich kommen? Zur wahnwitzigen Kombination "Schlager vs. Rock'n'Roll"? Oder wie der Emskopp so schön sagte: "Kirschlikör und Eiskalter Wodka"?!? Ich kann mich grau daran erinnern, dass Yogi (der federführende Organisator bei diesem Konzert) mir Christian Steiffen vor geraumer Zeit schon mal vorgeschlagen hatte. Da dachte ich: "Schlager? Will der mich verarschen?!?"

Heute bin ich schlauer! Denn nachdem Yogi im Sommer schon mal so nebenbei das JANCEE PORNICK CASINO für einen Dezembergig klar gemacht hatte, bewies er ein absolut goldenes Händchen als er Christian Steiffen einfach dazu packte! Chapeau! Im Vorlauf gab es bereits massig Meldungen beim JuZ, ob es auch einen VVK geben würde, was eher ungewöhnlich ist, im Vorlauf einer lockeren kleinen Meppener JuZ-Show. Man durfte also gespannt sein, was im Endeffekt tatsächlich los sein würde.

Das Konzert selbst hab ich zwar nicht geschmissen, dafür aber den Flyer gezaubert. Ein Traum in Schleiflack!
Und es kamen dann letztendlich über 100 Leute!!! Der Laden platzte aus allen Nähten, aber am 15.12. kann man sich ja schon mal in so einer gemütlich vollgepackten Butze auf besinnliche Weihnachten einstimmen. Da die Kombination der musikalischen "Acts" eher ungewöhnlich war, war die Publikumszusammensetzung auch sehr gemischt. Ich denke die Leute die wegen Steiffen da waren und die Jancee-Fans hielten sich so ziemlich die Waage. Es wurde sogar eine "Turbojugend Meppen" Jacke gesichtet, und ein nicht unerheblicher Teil des Publikums hatte schon seit nachmittags zuhause vorgeglüht ... und sich dann an der Meppener Bahnhofskaschemme zusammengerottet ... so munkelt man zumindest.

Die Zeichen standen also auf Sturm! Es stellte sich die Frage was Christian Steiffen dem entgegenzusetzen hatte, außer seiner windschnittigen Frisur und dem pornösen Oliba. Jüngst erst zum "Osnabrücker Original" gewählt, haute er schon nach 10 Sekunden den ersten VfL Osnabrück/SV Meppen Gag raus und umschmeichelte so direkt auf nonchalanteste Art und Weise das emsländische Publikum. An anderen Abenden hätte der lila-weiße Charmebolzen dafür womöglich direkt was an den Tabernakel bekommen, hier lagen ihm die Zuhörer direkt nach den ersten Tönen zu Füßen. Mit Hits wie "Arbeiter der Liebe", "Ich hab die ganze Nacht von mir geträumt", "Selbstmitleid", "Ich fühl' mich Disco" oder "Ich habe Haschisch probiert" wickelte Herr Steiffen Meppen um den sprichwörtlichen kleinen Finger.

In einer Stadt in der manchen konservativeren Einwohnern vor einigen Jahren bereits die Aufführung der "Rocky Horror Picture Show" sauer aufstieß, bot diverses Steiffen-Songmaterial natürlich einigen textlichen Zündstoff. Ich bin z. B. gespannt, was die ein oder anderen Elternteile dazu sagen werden, wenn sie ihren Nachwuchs auf dem nachfolgenden Video voller Inbrunst beim Mitsingen des Songs "Sexualverkehr" ertappen...


Ihr merkt schon, es roch nach Skandälchen und das Ganze ging schon nach kurzer Zeit straight in Richtung Sodom und Gomorrha! Christian Steiffen warf sämtlichen Damen in den ersten Reihen permanent eindeutig zweideutige Blicke zu. Da hätte ich nun allen Grund gehabt empört zu sein, da sich auch meine Frau unter den Anwesenden befand ... stattdessen tanzte ich schon nach 10 Minuten Limbo unter Steiffen's Mikroständer ... so schnell kann's gehen und ein Schelm der Böses dabei denkt! Dazu sang er dann noch darüber, dass Jesus Christus ein Kumpel von ihm war und er eigentlich 2.000 Jahre alt ist. Sah man ihm aber gar nicht an! Davon abgesehen handelten die Texte aber vom knallharten wahren Leben und sprachen so manch einem direkt aus der Seele. Als Beispiel sei hier mal der Hit "Eine Flasche Bier" angeführt. Hören und sehen sie selbst:

Ich muss sagen: Wer sich bei Minute 2:01 nicht zumindest ein bisschen verknallt hat, kann keine Liebe empfinden! Ein Höhepunkt folgte also dem anderen. Die Show entwickelte eine verblüffende Eigendynamik, z. B. entstand gegen Ende das "Meppener Echo", das den Herrn Steiffen sogar beim Singen etwas zu irritieren schien. Und ich dachte der sei mit allen Wassern gewaschen, ha ha... Er konterte diese Unwägbarkeiten aber z. B. dadurch, dass er uns in den Ansagen freimütig von seiner jüngst überstandenen Arsch-OP erzählte. Da musste ich spontan an eine andere Band denken, die im JuZ einmal ebenfalls das Thema Arsch-OPs in ihre Ansagen einbaute und mich dann später mit Mails bombardierte, damit ich die Videos lösche die ich davon gemacht hatte. Tja, Gags muss man bringen können. Steiffen kann's, andere nicht!

Krönender Abschluss war dann die Polonaise zur Marschversion von "Eine Flasche Bier", bei der einige Zuspätkommer und draußen Rauchende VOR dem Jugendzentrum förmlich von der Parade entfesselter Steiffen-Fans überrannt wurden. Das sieht man nicht alle Tage!

Was ich anschließend noch so an Gossip erfahren konnte (ohne Gewähr, versteht sich):
  • Christian Steiffen fuhr nach dem Konzert direkt weiter zu einem anderen Auftritt. Angeblich feierte eine gut betuchte Bierfabrikantin (eigentlich in Dubai wohnhaft) ihren Geburtstag. Zitat: "Na ja, die ist blond, Single und stellt Bier her ... wie kann ich da NEIN sagen?!?"
  • Der Organist Dr. Martin Haseland hat angeblich mal bei den ANGEFAHRENEN SCHULKINDERN gespielt, die ja in der Vergangenheit auch schon mit Hymnen wie "Tötet Onkel Dittmeyer" oder "I wanna make love to Steffi Graf" deutsche Konzertsäle und Amtsgerichte unsicher machten...
  • Christian Steiffen heißt in Wahrheit gar nicht Christian Steiffen, aber sein echte Name könnte ebenfalls einem deutschen Pornoproduktions-Pseudonym-Lieferanten eingefallen sein... 
So ließ Christian Steiffen also das Meppener Publikum zurück - erschöpft und bebend vor Erregung! Würde das JANCEE PORNICK CASINO das noch toppen können?!? Ich sag mal so: Es war anders als der Steiffen-Auftritt, aber mindestens genauso geil!

Jancee und seine beiden Russen sind in Meppen ja keine Unbekannten. Das erste Konzert fand 2008 im Meppener JuZ statt, damals hatte ich das noch mitorganisiert. Und damals hatte das JANCEE PORNICK CASINO das auf seiner Seite, was Christian Steiffen an diesem Samstag ausspielen konnte: den Überraschungseffekt! Damals wusste kaum jemand was ihn/sie erwartet, und dann nahm das amerikanisch/deutsche Trio den Laden schlicht und einfach auseinander! Seitdem war Jancee noch zweimal auf dem Meppener Stadtfest zu Gast und ich hab ihn noch bei anderen Gelegenheiten gesehen. Dabei haben wir viel getrunken und viel gequatscht, der Mann ist einfach ein großartiger Typ. Und halb Meppen weiß halt mittlerweile auch, was das JANCEE PORNICK CASINO für eine Bomben-Liveband ist! Blinde Hühner finden halt auch mal 'n Korn, haha...

Das sei also mal vorweggeschickt: Ich kenne und schätze sowohl die Band als auch die Typen an sich! Und deswegen feier ich die natürlich auch ab! Davon abgesehen, kann wohl niemand abstreiten, dass Jancee Warnick ein unglaublich harter Bühnenarbeiter ist und nebenbei noch ein begnadeter Entertainer mit Halbwelt-Charme und unvergleichlich guter (Surf-)Gitarrist! In Kombination mit seiner russischen Rhythmussektion (Vladimir und Alexei - ebenfalls coole Typen) ergibt sich das unvergleichliche Trio JANCEE PORNICK CASINO!

Auch wenn es schwer war nach Christian Steiffen noch einen draufzusetzen - die Show vom JANCEE PORNICK CASINO war der erwartete Knaller! Und das, obwohl Jancee selbst mit Magen/Darm-Beschwerden äußerst angeschlagen ins Rennen ging. Wer sich im folgenden Video also fragt wohin der Frontmann zwischen Minute 3 und Minute 6 verschwindet, der zähle bitte 1 und 1 zusammen...

Eine Band (die JIZZLOBBERS) hatte es im JuZ mal gebracht, in der Mitte des Sets mit dem Spielen aufzuhören um eine Rauchpause einzulegen. Aber dass ein Frontmann während eines Auftritts losrennt um erstmal rückwärts zu frühstücken hatte ich auch noch nie gesehen... Und dann kommt er wieder und spielt weiter als sei nix gewesen... Das soll erstmal einer nachmachen, haha!

Mittlerweile konnte man die Luft im JuZ schneiden, die Biervorräte neigten sich dem Ende zu und der inoffizielle Meppener Vladimir-Fanclub wurde immer betrunkener. Nichtsdestotrotz war sich die Band nicht zu schade auch immer wieder unschuldige Zuschauerinnen auf die Bühne zu entführen. Wenn der Steiffen schon so gebaggert hat, durfte sich das JANCEE PORNICK CASINO natürlich nicht lumpen lassen...

Irgendwann geht aber auch das schönste Konzert zu Ende und so wankte auch das JANCEE PORNICK CASINO nach ca. einer Stunde von der Bühne, nachdem sie absolute Vollbedienung geboten hatten. Ich denke allein von der Stimmung und den Besucherzahlen war das ein JuZ-Abend der lange Zeit nicht zu toppen sein wird! Sackstark! Wer nicht dabei war ... bla bla ... wisst ihr selber, nä?!?

Danach war noch Zeit für Smalltalk, z. B. mit Jancee über's Heiraten, Kinder kriegen und die derzeitigen Plattenpresspreise ... die wichtigen Dinge des Lebens halt. Und mit dem ehemaligen ASSPATROL-Drummer "SokratAss" über das erste mycourts-Festival im Meppener Rockpalast am 29.12.2005 ... auch so ein legendärer Abend, verdammt! Wenn ich mich richtig erinnere haben wir damals Long-Island-Icetea in Plastikwannen angerührt... Da müssten in meinem Giftschrank auch noch Fotos und Tagebucheinträge liegen, mal sehen, vielleicht stell ich das irgendwann auch noch mal online, hehe...

Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären: Eigentlich folgt hier standardmäßig ein Alkoholexzess meinerseits im Rockpalast. Der blieb aber diesmal aus, da wir am nächsten Tag die bucklige Verwandtschaft zu Gast hatten. Ich war also um 1 Uhr zuhause .... zivilisierte Zeit ... trotzdem 'n Kopp wie 'n Rathaus gehabt ... na toll, da kann ich nächstes Mal genausogut wieder voll durchziehen.

Über sonstige Eskapaden müsst ihr aber diesmal andere Leute befragen. Angeblich soll noch wieder von einigen die Bahnhofskaschemme angesteuert worden sein, aber ... ich weiß von nix, ich war brav zuhause ... Hände auf der Bettdecke!