Montag, 12. August 2013

Konzerte: ZSK, SAALSCHUTZ, HIS STATUE FALLS, BLOODLIGHTS, PRESSURE RECALL | 10.08.2013 | Rüt'n'Rock Festival, Haren

Ein paar Tage vorher war die Bombe geplatzt: Das Rüt'n'Rock-Festival geht 2013 in die letzte Runde! Sehr schade! Wenn ich mich richtig erinnere war ich sogar beim allerersten Festival dabei. In den letzten Jahren musste ich dann hier und da mal eins auslassen (Stress/Termine/blabla), aber bei der Finalrunde hab ich's zumindest am Samstagabend noch hinbekommen, eben vorbeizuschneien... Aber schon seltsam - 2013, das Jahr des Festivalsterbens...

Wir waren an dem Abend zu dritt unterwegs und haben um 20 Uhr auch noch den vollen Abendkassenpreis bezahlt, weil die leicht grummeligen Kassenmädels mal so gar keinen Bock auf handeln hatten. Aber nu, war ja für 'nen guten Zweck, Benefiz für Afrika und so... Das hätte man vielleicht auch mal den Leuten von der zeitgleich stattfindenden Meppener Radkappen-WM sagen sollen, dann hätten die ihr Event vielleicht nicht parallel veranstaltet und man hätte sich nicht gegenseitig Gäste weggezogen. Na ja...

Als wir ankamen spielten PRESSURE RECALL auf der Hauptbühne eine ziemlich drückende 50/50 Mischung aus KORN und LIMP BIZKIT. Hmm, so NuMetal wirkt für mich heutzutage ja ziemlich anachronistisch, zumal der Bassist auch noch einige Grinser provozierte. Der hatte nämlich nicht nur grüne Poser-Saiten auf seinem Instrument aufgezogen, sondern trug auch noch allen Ernstes weiße Kontaktlinsen. Auweia, nicken und lachen dachte ich so bei mir, hihi...

PRESSURE RECALL hatten den Slot auf der Hauptbühne übrigens, weil sie im Vorjahr den Bandcontest gewonnen hatten. Den nachmittäglichen 2013er-Contest hatten wir aufgrund zu später Anreise schon verpasst, den hatten allerdings BREAKING TO ASHES gewonnen. Sehr schön, die meisten von den Jungs kenne ich ja, feine Burschen. Den Auftritt hätte ich gerne gesehen, weil die wohl neuerdings auch einen zweiten Gitarristen dabei haben - na ja, es ergibt sich hoffentlich bald noch mal eine Möglichkeit. Und beim Auftritt hat sich wohl auch noch jemand medienwirksam die Nase gebrochen ... nicht so schön, ja ja, das habt ihr von eurem komischen Violent-Dancing! ^^

BRAKING TO ASHES (sic!): Bremsten sich keineswegs aus, sondern konnten den Bandcontest für sich entscheiden, allen Rechtschreibfehlern zum Trotz... ;)
Was BREAKING TO ASHES sich jetzt von ihrem 1. Platz kaufen können??? Keine Ahnung, denn im nächsten Jahr findet ja kein RüRo statt. Also mal abwarten... Es machten jedenfalls schon Gerüchte auf dem Platz die Runde, ob und wie es weitergeht und was überhaupt der Grund war die neunte Ausgabe des Festivals erstmal als letzten Akt auszurufen. Will ich hier aber auch nicht zu sehr breit treten, was mir da zu Ohren gekommen ist, ungelegte Eier und so...

Deshalb weiter im Programm: Nach PRESSURE RECALL spielten BLOODLIGHTS im Zelt, die ich auch gleich mal als beste Band des Abends für mich durchwinken konnte. Mit Cpt. Poon ist da ja der alte GLUECIFER-Gitarrist als Frontmann unterwegs, und auch wenn mir dieser Punk'n'Roll-Sound ein paar Jahre mal ziemlich zu den Ohren wieder rauskam, musste ich jetzt sagen: Geil! Da waren vier Könner auf der Bühne, die diesen skandinavischen Dicke-Hose-Sound exzellent zelebrierten! Echt cool, mehr gibt's da nicht zu sagen! Am nächsten Tag hab ich erstmal ein paar alte Vinylschätzchen aus dem Regal gezogen, z. B. die 1997er Split-10inch von GLUECIFER und den HELLACOPTERS - good ol' times! Hörte sich bei den BLOODLIGHTS aber nach wie vor sehr frisch und schmissig an!


Danach wieder große Bühne: HIS STATUE FALLS. Okay, ich überleg grad ob ich jetzt mal richtig fies werde oder mich einfach nur lustig machen. Besser letzteres, hehe... Also, für mich konnte es nach BLOODLIGHTS nur bergab gehen und die Talfahrt unterstrichen HIS STATUE FALLS dann noch mal eindrucksvoll. Bei dieser zeitgenössischen "Core" Mucke ist das ja immer ein schmaler Grat zwischen okay und kacke. Und HIS STATUE FALLS waren so eine Mischung zwischen Lachen und Drang zur Flucht. Keine Frage, die Kiddies feierten die natürlich hart ab, aber ich fand die ganz schrecklich. Technisch perfekt gespielte Ballermucke mit abwechselndem Brüllgesang und cleanen Vocals, zusammengesetzt wie aus dem Baukasten (Trance-Intro-Geplucker, die Breakdowns konnte man direkt anzählen nachdem man 2 Songs gehört hatte etc. pp.), dazu professionelle Bühnenshow mit Riesenbackdrop, Justin-Bieber-Frisuren, trendige Alloverprintshirts und die Krönung waren natürlich die höchstgradig lächerlichen Crabcore-Moves auf der Bühne. Oh man, es tat in den Augen weh, haha!

Na ja, wenn schon Crab, dann doch (Achtung: Wortwitz) eher Crêpe, dementsprechend verzogen wir uns zu einem Stand wo ebensolche angeboten wurden und ließen das Elend von da aus über uns ergehen. Natürlich wurden auf der Bühne noch sämtliche Register gezogen, inklusive verwirrender Ansagen wie "Sauft alle ganz viel Bier, jedes Bier hier geht direkt nach Afrika!" und der Ansagen-Todsünde "Wo sind die Hände?" und noch diverse Vorturner-Kommentare wie: "Wir machen jetzt 'ne Wall of Death" und "Macht mal 'nen Circlepit", die sich in ihrer Konsequenz auch nicht groß von einem Ballermann-Cluburlaubs-Animationsprogramm auf Malle unterscheiden.

Hach, ich vermisse die Bands, die früher von der Bühne drei Wochen alte gammelige Schweineköpfe geworfen haben... Gibt's sowas heute noch? Bei Konsorten wie HIS STATUE FALLS hab ich eher Angst, dass die den Kids nach dem Auftritt 'ne Riester-Rente oder irgendwelche dubiosen Aktien-Anlagenpakate verkaufen, weil die irgendwie alle aussehen wie Versicherungs- oder Bankkaufleute. Wenn sowas die im Moment bei den Kids angesagten Bands sind, kann ich echt nur sagen: Your generation sucks! Im Grunde genommen ist das nichts anderes als kommerzieller Corporate Rock der auch in der "Bravo" Platz hätte. Oder stehen die da sogar schon drin? Lange keine mehr gekauft...

Okay, genug gelästert, als nächstes waren SAALSCHUTZ im Zelt dran. Die hatten einen ganz ulkigen Dialekt, da die aus der Schweiz kommen, glaube ich. Und die trödelten auch so lange rum, dass die sich fast von einem Schifferklavierspieler vor der Bühne die Show stehlen ließen. Crazy Typ! Irgendwann legten SAALSCHUTZ dann aber doch los, ich schwöre, vor ein paar Jahren hätte ich die mit ihrem Audiolith-Elektropartysound gnadenlos verrissen, aber so circa 5 Jahre zu spät springe selbst ich auf jeden Trend auf (ich schätze mal 2018 steh ich auch auf Crabcore, haha), von daher lief die Mucke ganz geil rein. Auch hier hätte das ganze etwas mehr Action haben können, die beiden Saalschützer standen nämlich meistens relativ schüchtern hinter ihrem DJ-Equipment und brannten ihr mitgebrachtes Tischfeuerwerk tatsächlich auf dem Tisch ab (ich kenne Bands, die sich früher brennende Goldregen zwischen die Arschbacken geklemmt haben), insgesamt war's aber ganz lustig. Was aber auch daran liegen konnte, dass wir mittlerweile von einem Entertainer begleitet wurden, der uns ständig bei Laune hielt. Verstehen konnte man ihn zwar nicht mehr, da er hart dune war, aber im wahren Leben bedient der ein Instrument bei DESONA, womit ich die hier auch mal namentlich erwähnt hätte. Pflicht erfüllt, jetzt kam die Kür!

Rüt'n'Rock 2013: So sah's um 20 Uhr aus, als wir einmarschierten. Schön aufgemachter Platz, okaye Besucherzahlen, angenehme Atmosphäre. Daumen hoch!

Die Kür legte ich dann in der Cocktailbar ab, die ich mittlerweile immer stärker frequentierte. Während ich da anfangs noch Cuba Libre konsumierte, gab es dann starke 10er-Wertungen, als ich es mit einem Kompagnon hinbekam, Long Island Icetea ausgeschenkt zu bekommen, obwohl der gar nicht angeboten wurde! Junge Junge, was haben wir uns gefreut!

Als ZSK als letzte Band auf der Hauptbühne loslegten, hatte ich das Teufelsgebräu also in den gierigen Krallen und muss gleich direkt mal gestehen, dass der mir ziemlich schnell die Beine unter'm Rumpf wegschlug. Mein lieber Scholli! Nicht das ich zwingend was von ZSK hätte mitkriegen müssen/wollen, denn die machten ihr Ding da routiniert gut: flotter Punkrock, sozialkritische Texte, nicht unbedingt Obervirtuosen an den Instrumenten, aber die Party stimmte... Nun ja, ich musste mir aber langsam eingestehen, dass mir ganz schön schwummerig wurde und auch die Mitfahrer hatten eher Interesse daran zurück nach Meppen zu düsen. Also: gesagt, getan!

Ich hätte mir auch noch gerne Gerd Dirty und DJ RiotOnTheRocks im Zelt angeguckt, weil letzterer auch ein guter Kumpel ist und so - allerdings musste ich mich da auf kurzes Abklatschen und Tschüss-sagen beschränken. Als ich zu dem Zweck behände auf die Zeltbühne hüpfte, riss mir im Arschbereich auch noch mein eh schon arg ramponiertes Beinkleid, so dass die Heimreise noch nötiger wurde. Man hat ja auch Verantwortung zu tragen und mit so 'nem großen sexy Lüftungsloch am Allerwertesten ist nicht zu spaßen, nachher rasten die Harener Chicks deswegen noch total aus...

Warum wir trotzdem noch in den Rockpalast gefahren sind bleibt mir dann allerdings schleierhaft. Ich tippe mal auf puren Unverstand ... länger als eine Bierlänge hab ich da eh nicht mehr durchgehalten. Bemerkenswert war, dass überall in der Meppener Innenstadt Kotze lag! Was war da los? Wer war das? Musste das sein?

Nun denn, ein Schlusswort zum Rüt'n'Rock: Hut ab vor den Organisatoren! Sowas über 9 Jahre bei stetigem Wachstum hinzubekommen ist schon aller Ehren wert! Was ich auch sehr wichtig finde/fand: Es ist immer familiär geblieben, sowohl was die Atmosphäre anbelangt, als anscheinend auch das Orga-Team (persönlich kenne ich da leider gar nicht sooo viele Leute von). Das war eine Sache die man merken konnte und die auch den positiven Charme des Festivals ausgemacht hat. Ebenfalls wichtig: Der gute Zweck wurde nicht aus den Augen verloren! Das RüRo war ein Bezahlfestival, wo natürlich die "Umsonst und draußen" Generation von vornherein meckert, weil's ihnen ans Portmonee ging. Beim RüRo blieb aber immer transparent wohin die Gelder fließen und es war auch immer schön zu sehen, was da durch die eingenommenen Gelder in Afrika alles bewegt werden konnte. Und auch die Bandauswahl schien mir immer dem zu entsprechen, worauf auch die "Macher" standen. Klar muss man bei solchen Festivals manchmal Kompromisse gehen, um auch den Geschmack "der Leute" zu treffen. Aber das RüRo hatte nach meinem Empfinden wenige "musikalische Stinker" dabei... Ich hoffe das Team lässt dann demnächst mal durchblicken wie's weitergeht. Auf dem Platz kursierten wie gesagt am Samstag schon ein paar Gerüchte, aber ich warte mal lieber auf offizielle Statements. Für die Zukunft auf jeden Fall alles Gute!!!

Nächstes Konzert in Meppen wenn ich's richtig sehe:
23. August | JuZ "Jam" | HOME REARED MEAT, ELEGY REMAINS, BACKSTABBER
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