Montag, 22. Juli 2013

Konzerte: SPORT, COOBY, WAVES, AMERICAN RAPEWOLF | 19.07.2013 | JuZ "Jam", Meppen

Wer schon mal Konzerte gemacht hat, der weiß, dass Publikumsresonanz auch manchmal wetterabhängig ist. Da gibt es zum einen zu schlechtes Wetter (Orkan, Hochwasser, Schneeverwehungen etc.), aber auch zu gutes Wetter. Wenn's also so schön und warm ist, dass die Leute lieber zuhause grillen oder auf der Sonnenliege oder Hängematte rumschimmeln, ist das gar nicht mal soooo toll. Das traf am 19. Juli auch im JuZ "Jam" zu. Das Wetter war wundervoll, was aber leider die Zuschauerzahlen überschaubar hielt. Außerdem stieg ja auch noch das Testspiel zwischen Ajax Amsterdam und Werder Bremen im Stadion, was wohl so allerlei Randalevolk zur Anreise verleitet hatte. Als ich jedenfalls behände mit meinem Drahtesel an der Emsbrücke in Richtung Volksbank/Hubbrücke düsen wollte, wurde ich von behelmten und mit Schlagstock bewaffneten Polizeieinheiten freundlich davon abgehalten, da die da gerade ein paar Randalehonks eingekesselt hatten. Über ein paar Umwege gelangte ich dann aber doch noch zum JuZ...

Okay, speziell SPORT hätten ein größeres Publikum verdient gehabt, denn was die da später abgezogen haben war echt aller Ehren wert! Aber ich will mal nicht vorgreifen, später mehr dazu! Und das mit den Publikumszahlen möchte ich auch nicht falsch verstanden wissen: Es war alles okay, hätte aber mehr sein können! So ist es richtig ausgedrückt, würde ich sagen. Allerdings hatte die Wärme im JuZ natürlich wieder den netten Effekt, dass man nach einer Minute im Konzertraum direkt von einem nicht unerheblichen sommerlichen Schweißfilm überzogen war. Demnächst verkaufe ich da Antitranspiranz-Mittelchen aus'm Bauchladen, haha...

Erste Band des Abends waren AMERICAN RAPEWOLF. Bester Bandname muss ich sagen, obwohl mir im Vorfeld gesteckt wurde, dass noch ein kontroverserer Name im Gespräch war, hehe... Wie dem auch sei: Als Trio traten die an, unter anderem mit Kim von ALDO RAINE an Gitarre/Gesang und Domi von EISENKARL am Schlagzeug. Keine Ahnung ob es Absicht war, aber die bauten ihre Verstärker einfach vor der Bühne auf und spielten ebenerdig, sehr clever, das überbrückte gleich mal etwas die Distanz zum Publikum. Ist ja immer so eine Sache in Meppen - die Band steht auf der Bühne und die eher reservierten Nordwestdeutschen orientieren sich meist zielsicher in die am weitesten entfernten Ecken des Konzertraums... Äh ja, zurück zu AMERICAN RAPEWOLF: Im Vorfeld wurde mir "ein ausgefeiltes 8min set" (Zitat) angekündigt, was dann auch zeitlich ziemlich exakt eingehalten wurde.


Zwar leicht verstimmt, aber Verstärker direkt auf 11 gedreht (so laut, dass man den "Gesang" kaum noch hörte) und dann bekamen wir da ordentlich was um die Ohren geföhnt!!! Fand ich schon ganz geil, selten was kompromissloseres von einer Meppener Band gehört! Ziemlich heftiger psychotischer Noisecore, oder was auch immer. Mit Kim hatte ich in den Tagen vorher hin und wieder mal über Bands wie ALPINIST oder JUNGBLUTH gesprochen, das konnte ich da jetzt ansatzweise durchaus raushören, aber im Grunde genommen war das doch schon 'ne ganz eigene Kiste. Okay, Kim fummelt immer noch zu oft an seinen Effektpedalen rum, anstatt mal 2-3 Songs richtig schmeerig mitten ins Gesicht durchzuwuppen wie TRAGEDY oder FROM ASHES RISE. Aber so'n bisschen Runtergemache muss ich hier schreiben, guter Ton und so, hehe... Mal gucken was da noch kommt, ich glaube die planen tatsächlich auch noch ein Demotape rauszubringen, Magnetband und so... Da bin ich mal gespannt, genauso wie auf die erste ALDO RAINE Vinylplatte, die tatsächlich schon gepresst ist, aber noch irgendwo am Zoll festhängt...

Anschließend machten WAVES (www.facebook.com/wavespunk) aus Osnabrück als Zweierbesetzung weiter im Programm. Eigentlich sind die zu viert, aber an diesem Freitag gab's zu zweit eine abgespeckte Akustikversion, nur mit Stimme und Gitarre. Das war natürlich das absolute Kontrastprogramm zu AMERICAN RAPEWOLF, aber auch sehr cool! Emotionale melodische Songs, erinnerte natürlich an so Sachen wie Chuck Ragan, bzw. mich persönlich auch an DIVIDED HEAVEN aka Jeff Berman, der ja auch schon mal in Meppen zu Gast war, siehe hier.


Dritte Band waren COOBY (www.facebook.com/coobymusik) aus Haselünne. "Three in a row" würde ich da sagen, denn die hab ich an diesem Abend nach dem "School's out Festival" in Sögel und dem "Rockpalast-Benefiz" in Haselünne am dritten Wochenende in Folge gesehen. Von daher brauche ich hier auch gar nicht viele Worte verlieren: Nach wie vor eine echt gute junge Indierockband mit Pop-Appeal. Lohnt sich immer, sehe und höre ich mir immer gerne an! Direkt am Anfang haben sie wohl einen neuen Song gespielt, den hab ich leider verpasst, da ich noch vorne an der Kasse rumflitzte. Na ja, da ergibt sich bestimmt bald noch mal anderswo eine Möglichkeit dem neuen Stück zu lauschen...

COOBY beim Soundcheck: Haselünner Sunnyboys! ;)
Wie eingangs erwähnt: Es war ein echt warmer Sommerabend, dementsprechend wurde das Ganze auch immer chilliger. Draußen skatete ein Trüppchen vor'm JuZ auf der Straße rum. Ein paar andere Leute ließen es sich draußen unter'm Pavillon auf der Sitzgruppe gutgehen. Mir wurde an der Kasse sogar noch ein Mini-Akustikständchen gebracht. Also alles sehr easy... Allerdings natürlich mit der Gefahr, dass sich kaum noch jemand um die Bands kümmert. Aber was dann bei SPORT aus Lyon (www.facebook.com/sportlyon) abging widerlegte echt alle meine Befürchtungen! Ich hatte eigentlich auch vor Witze über den seltsamen Bandnamen zu machen, aber mir fällt grad nichts ein, ich hoffe das seht ihr mir nach... Aber das mit dem Namen scheint tatsächlich ein Konzept bei denen zu sein, die haben z. B. ein Album, bei dem die Songtitel ausschließlich aus Städtenamen und Jahreszahlen von Olympiaaustragungsorten bestehen. Kurios! Wie Athleten sahen die Typen aber nicht aus, eher wie die üblichen tätowierten bärtigen Waldschrate, hehe...

Von vornherein war es natürlich wieder schön eine internationale Band dazuhaben. Ich kann mich auch grad gar nicht dran erinnern, ob schon mal Franzosen da waren. Dem einen versuchten wir noch vor'm Auftritt auf dem Klo ein paar plattdeutsche Grußworte einzutrichtern, aber er erwies sich leider nicht als sehr lernfähig. Aber egal, SPORT brannten danach eine Hammershow ab! Was aber nicht zuletzt auch am Meppener Publikum lag, das bedingungslos abging. Da zeigte sich extrem, wie 7-8 Leute die richtig Bock haben den Unterschied machen können!!! Hut ab dafür, ich denke die betreffenden Delinquenten wissen, wer gemeint ist. Der Partymaschinen-Award geht an euch!

Rein musikalisch war alles was ich mir von SPORT vorher angehört hatte jetzt nicht so wirklich mein Ding. Für meinen Geschmack etwas zu vertrackter/verspielter Indie-Emo-Punkrock. Aber wenn man dann in so einem kleinen Konzertraum mit Backofentemperatur und hemmungslos abfeiernden Leuten steht, ist natürlich alles egal! Da wurde mit ins Mikro gegröhlt (weil die Gitarrenfraktion auch hier natürlich vor der Bühne stand), versehentlich auf Fußschalter gesprungen, getanzt, gepogt, der eine Gitarrenmann umgebombt, kurze Crowdsurf-Einlage vom Frontmann ... ein Träumchen! Selbst der Fotograf der Meppener Tagespost schien bei seinen Bemühungen um ein gutes Bild einmal fast unter die Räder der Partymaschinerie zu geraten, haha... Danger! Danger! Also ganz ehrlich, sowas wie diesen Auftritt sieht man nicht alle Tage, da stimmte alles! Die Band hatte Bock, die Leute hatten Bock, alles total chaotisch, aber nahezu perfekt! Einzig die Beleuchtung hätte besser sein können, denn so sieht man auf meinem Video fast gar nichts von dem Spektakel vor der Bühne. Daher der gute Rat: nächstes Mal selber vorbeikommen und Bock mitbringen! ;)


Rundum gelungener Abend also. Für mich leider mit ein paar Abstrichen, da ich schon die ganze Woche und den ganzen Tag eher unfit war und mal wieder mit diversen körperlichen Mälessen zu kämpfen hatte. Kommt alle paar Wochen/Monate mal vor, immer wieder nervig, aber kann man nichts machen. Die Bands haben wohl noch ordentlich im Palast gezaubert, ich hab mich aber direkt vom JuZ nach Hause verzogen und an keinen Schandtaten mehr beteiligt. Brav, nä?!?

Nächste Action dann: Der REDEFLUSS-Poetry-Slam am 27.7. am Püntker's Patt an der Emsspitze!
Da sollte jeder aufkreuzen, das war im letzten Jahr sehr cool, siehe HIER. Zum Facebook-Event geht's HIER. Persönliches Pech für mich: Ich kann da leider nicht aufschlagen, verwandtschaftliche Pflichten... Freue mich aber auf anschließende Augenzeugenberichte... ^^

Montag, 15. Juli 2013

Konzerte: "Benefiz Open-Air Haselünne Rockpalast/Step-Up" | 12/13. Juli 2013 | Step-Up, Haselünne

So, das Rockpalast-Benefiz ist überstanden. Der ganze Vorlauf machte ein bisschen den Eindruck als ob das ganze Prozedere ein bisschen planlos war, aber im Endeffekt war's 'ne ganz lustige Veranstaltung. Freitags kamen wir so gegen halb neun an und hatten SOFA ROCK (www.facebook.com/stefanherbers) direkt verpasst. Na ja, schade, nächstes Mal... Zu dem Zeitpunkt war der Platz auch noch ziemlich leer, der "emsländische Halbkreis" hatte noch enorme Ausmaße, also erstmal annen Stehtisch gekettet und ein paar Bier getrunken.

Musikalisch untermalt wurde das Ganze als nächstes von PROJECT X (www.facebook.com/project.x.dieband.official), ähnlich wie SOFA ROCK auch eine Akustikband, die allerlei Rock- und Pop-Klassiker spielt. Günther von BREAKING TO ASHES bzw. ex-GOING BORDERLINE bedient da einen Sechssaiter und singt auch. Okaye Sache, auch wenn mich das jetzt nicht total aus den Socken haute. Die Band tat sich aber auch selbst keinen Gefallen mit ihren Ansagen! Schon die ersten Sprüche und Flachwitze vom Schlagzeuger ließen den Fremdschamfaktor extrem in die Höhe schießen. Mannoman, wenn sowieso man nur Schrott zu erzählen hat, dann zwischen den Songs einfach mal die Klappe halten. Sorry, muss ich so deutlich sagen!

Anschließend kamen COOBY (www.facebook.com/coobymusik), die ihren zweiten Bassisten nicht dabei hatten, so dass deren Gitarrist Domi ein bisschen mehr zu tun hatte, der musste nämlich die fehlenden Basslinien mitspielen. Klappte ganz gut, hier und da mal etwas schräg, aber alles vollkommen okay. Eine Woche vorher hatten wir COOBY noch in Sögel gesehen, daher sollte ja bekannt sein, dass ich die ganz gut finde. Nachher auch noch nett mit dem Gitarristen geredet, nächstes Jahr sollen dann auch wohl Aufnahmen veröffentlicht werden. Sehr schön, weitermachen! Die werden hier auf dem Blog sowieso Dauergast: letzte Woche Sögel, freitags in Haselünne und am 19. Juli schon wieder in Meppen. "Tour de Emsland" oder was sagt man da?

Mittlerweile füllte sich auch der Platz, da der nicht unerhebliche EISENKARL-Tourtross so nach und nach eintrudelte. Die sind ja bekannt wie bunte Hunde und dementsprechend viel Volk haben die auch immer im Schlepptau. Vielleicht wurden die aber alle nur von dem Backfischgeruch angelockt, denn der ganze Platz roch irgendwie nach Backfisch, obwohl gar keiner verkauft wurde. Mysteriös! Ich hatte auf jeden Fall tierisch Schmacht auf Fisch, aber nicht mal ein Räucheraal war in Sicht. Blöd!

Kampfmaschinen tanken Konjak: Gedeck ftw! Benefiz-Saufen für den Weltfrieden, oi!

Zwischenzeitlich gab's auch Komplikationen in der Getränkeversorgung, denn mir schmeckte die Plastikbecherbierplörre nicht mehr. Ja, mir wurde langsam sogar richtig schlecht! Ging gar nicht! Alternativen mussten her, da lohnt es sich dann auch mal sich mit dem Trinkverhalten der Einheimischen zu beschäftigen. Ein Friseusentisch holte sich nämlich clevererweise 'n Konjak-Gedeck, also ein Buddel "Alte Liebe" plus zwei Flaschen Cola. Haben wir dann auch gemacht, von da an ging's mit meiner Zivilisiertheit selbstverständlich steil bergab...

Ich musste allerdings auch aktiv meine Augen lähmen, denn einige Fans von CIVIL COURAGE (www.facebook.com/civilcourageofficial) fielen durch fiese Maurerdekolletés auf. Puh, der schlimmst anzusehende aus der Maurerbande setzte sich dann auch noch auf eine Bank in unser direktes Sichtfeld und hielt uns seinen Allerwertesten von da aus genau entgegen - schön war das nicht! Augenkrebs galore! Derweil absolvierten CIVIL COURAGE ihren Auftritt und versuchten den emsländischen Halbkreis durch Verteiltung von Dosenbier aufzulösen. Nicht die schlechteste Idee, aber auch hier war das Ansagengelaber teilweise nicht mehr feierlich, so dass einige Leute sofort wieder wegrannten... Na ja, zu CIVIL COURAGE weiß ich nie so genau was ich schreiben soll. Die gibt's schon ewig, die sind in ihrer Ecke auch extrem engagiert (z. B. mit dem Benefizkonzert für den herzkranken Jungen neulich in Lähden) - davor Hut ab, aber musikalisch kann ich der Band halt überhaupt nichts abgewinnen. Es ist wie's ist, dementsprechend kümmerten wir uns während des Auftritts an unserem Tisch hauptsächlich um den Cuxhaven-Konjak... Der war dann auch ziemlich schnell auf, Profis bei der Arbeit, zweites Gedeck musste her!

Das Gesöff schlug zumindest bei mir auch hart an, so dass bei EISENKARL (www.facebook.com/Eisenkarlmusic) langsam alle Dämme brachen. Puh, meine Fresse, ich glaub ich war noch daran beteiligt irgendwelche Leute durch die Luft zu werfen und den zweiten Gitarristen Domi (nicht verwandt oder verschwägert mit dem COOBY-Domi, soweit ich weiß) von der Bühne zu zerren, als er eine kleine Gesangseinlage gab. Klappte leider nicht, Domi's Ausrede: "Ey sorry, mein Kabel war zu kurz!" Also alles wieder sehr turbulent und schmeerich, hehe... Falls ich zu irgendjemandem ruppig war: Entschuldigung! Krönung war dann endlich das SLAYER "South Of Heaven" Cover in der Zugabe! Das fehlte vorher definitiv im Programm, keine Ahnung warum die Eisenkerle nicht ausschließlich SLAYER spielen, die sollten mehr auf mich hören! Den Song hab ich dann jedenfalls noch mitgeschnitten, ich glaube an der Kameraführung kann man auch ganz gut meinen Betrunkenheitsgrad ablesen, hehe...


Also schöne Eskalation da in Haselünne. Die dann im Palast noch weiterging, denn wir düsten nach EISENKARL auch ziemlich direkt nach Meppen. Resultat des Abends: beinahe Kopfbedeckung verloren, Ohrring weg, mit Muttis auf'm Dancefloor gewesen, der übliche mittelschwere Filmriss... War also ganz gut der Abend! :)

Am Samstag reisten wir 'n bisschen später an, so dass wir AGAINST RANDY (www.facebook.com/AgainstRandy) schon verpasst hatten. Durfte ich mir auf Höhe des Jägermeister-Standes auch direkt 'n Anranzer für Anhören, aber nu, war keine böse Absicht. Viel los war auch noch nicht, an der Theke ließen wir diesmal Konjak Konjak sein und hielten uns besser an Bier. Dabei wurde auch noch die Geschichte mit dem Backfischgeruch aufgeklärt. Wir hatten nämlich einen Ostseefahrer in unserer Runde, dessen Fürze nach mehrwöchigem Fischbrötchengenuss mittlerweile dieses markante Backfischaroma verbreiten. Sachen gibt's ... Backfisch, dingeling!

PROPAGANDA NETWORK (www.facebook.com/propagandanetwork) bauten derweil ihren Kram auf, stellten sich als KETTENÖL aus Emsdetten vor und rumpelten sich danach durch ihr Set. Keine Ahnung ob's Absicht war, dass alles etwas schludrig wirkte, laut anschließender Eigenaussage der Band hatten die sich nämlich geschworen niemals in Haselünne zu spielen. Den Benefiz-Auftritt hatten sie aber George dann wohl auf'm Breiten versprochen, in Unkenntnis der Tatsache, dass das Ganze ausgerechnet beim "Schlepp ab/Step Up" stattfindet. Wie das Leben so spielt, hehe... Mit PROPAGANDA NETWORK wollten sie auch nie im Meppener JuZ spielen, auch da hab ich sie letzten Februar zu bekommen. Und mit dem Nebenprojekt KILLERKANTHOLZ auch nicht und auch das wird noch passieren. Was aber natürlich alles nur meinem unnachahmlichen Charme zu verdanken ist, hehe...

Samstag in Haselünne: Es wurde zwar noch besser, aber die Zuschauerzahlen blieben überschaubar...
Danach hatte Meppen dann ein kleines Heimspiel, denn mit TMH (www.facebook.com/TeenageMutantHeroes) und DISTANCE REMAINS (www.facebook.com/thedistanceremains) kamen zwei Meppener Bands die auch allerlei Anhang mitgebracht hatten und ja sowieso Personalüberschneidungen im Line-Up haben. Okay, eigentlich nur eine, aber Mitglieder beider Bands hüpften während der Auftritte der jeweils anderen auch schon mal gerne mit auf der Bühne rum. Während TMH immer wieder alleine durch ihre agile Bühnenpräsenz punkten und dadurch durchaus schon ein gewisses Mitreißpotential haben, bin ich manchmal doch etwas verwundert, dass die sich textlich irgendwie noch auf so 'nem 15-jährigen-Level bewegen. Na ja, scheint der Band aber noch ordentlich Spaß zu machen und es hält wahrscheinlich jung... Ich erwähne das auch nur, weil ich mich später noch mit einem Musiknazi rumtrieb, der über jede Band was abzukotzen hatte und speziell darauf bei TMH rumhackte, hehe... Und NEIN, es handelt sich bei dieser Person NICHT um irgendein Alter Ego von mir! ;) Es gibt tatsächlich Leute die engstirniger sind als ich! Freitag hatte ich schon so einen Spezi im Zwiegespräch, der Samstag war auch nicht von Pappe...

DISTANCE REMAINS waren danach natürlich auch absolut nichts für den Muckeadolf, da wurde wieder ordentlich vom Leder gezogen. Ich für meinen Teil muss sagen, dass die Band auch nicht so 100pro meins ist, sie aber den Stimmungslevel zumindest recht hoch hielten. Mittlerweile beschäftigte ich mich aber auch mehr mit Nebensächlichkeiten, denn es schien als ob sich auf dem Platz eine merkwürdige Mischung aus Rockpalastgängern und Step-Up-Klientel bildete.


Krönung des Abends waren jedenfalls ein korpulenterer junger Herr im Karohemd und seine etwas minderjährig wirkende blonde Hot-Pants tragende Begleitung. Neben diesen Merkmalen war die auch noch äußerst dünn und offensichtlich aus Gummi oder mit Kugelgelenk in der Körpermitte ausgestattet. Die beiden fingen nämlich an sehr exaltiert zu tanzen (so eine Art Hardcore-Discofox, oder so) und das schmale Mädel wurde von Cop Dickie einigemale dermaßen heftig durch die Gegend gewirbelt, dass ich Angst hatte, sie würde in der Mitte durchbrechen. Passierte aber nicht, denn wie gesagt: Entweder Gummi oder Kugelgelenk, irgendwas war bei der Perle anatomisch nicht normal! Das Ganze wurde dann auch immer wilder, ich hatte noch starke Befürchtungen, dass da in aller Öffentlichkeit der "Internationale Mumu-Griff" ausgepackt wird. Aber das blieb uns zum Glück erspart...

Sorgen machte mir auch eine sehr große Frau, die sehr sehr betrunken war und sich nur noch stolpernd fortbewegte. Die schien aber irgendwie 'nen Schutzengel zu haben, ich konnte keine schwereren Stürze beobachten. Bevor ich mir noch mehr Sorgen machen musste ging ich erstmal auf's Klo, wo plötzlich George neben mir auftauchte, Rockpalast-Cheffe höchstselbst! "Hey, was machst du denn hier?" fragt er mich da ganz locker am Pissoir... Cooler Typ, ich musste lachen! Danach begab er sich auch schnurstracks auf die Showbühne, denn er wollte ja auch noch einen für die Gemeinde schmettern.

In dem Fall gab George Gambier vollkommen solo, also die Backgroundmusik aus der Konserve und George sang ohne Band dazu. Die Musik finde ich persönlich ja etwas ulkig, aber Singen kann der Mann, da macht ihm keiner was vor. Damit er da oben auf der Bühne nicht ganz alleine war, tanzten ihn auch später noch zwei Girls aus dem Publikum hart an, sehr amüsant...

Der Chef bei der Arbeit: George Gambier live in Haselünne!
Direkt nach dem Auftritt sind wir dann auch wieder rüber nach Meppen in den Rockpalast, wo's noch 'ne ganz nette Aftershowparty gab, von der ich nicht mehr alles weiß, ähem... Fazit: Eingangs hatte ich ja schon erwähnt, dass Prozedere rund um das Benefiz ein bisschen planlos fand. Viele wird sicherlich verwundert haben, dass das Ganze beim Step-Up stattfand, wofür sich für viele Meppener eben schon die Problematik der Anreise ergab. Und viele Haselünner können wahrscheinlich mit der Rockpalast-Klientel nix anfangen. Dementsprechend war an beiden Tagen halt auch nicht so viel los. Der Freitag war dabei etwas besser als der Samstag, aber insgesamt weiß ich nicht ob das Festival aus Benefiz-Gesichtspunkten jetzt großartig was gebracht hat... Na ja, ich weiß auch nicht wie man's hätte besser machen sollen - in Meppen dafür einen Platz zu finden und die entsprechenden Genehmigungen einzuholen ist ja auch meist mehr als kompliziert... Also sei's drum, ich hatte meinen Spaß und damit lassen wir's mal gut sein.

Bis zum nächsten Mal in Meppen:
Freitag 19. Juli | Juz "Jam", Königstraße 8 | SPORT (Lyon/Frankreich), WAVES (Osna), COOBY (HaLü) und noch was (tba)...

Montag, 8. Juli 2013

Konzerte: "School's out Festival" | 05.07.2013 | Packhalle, Sögel

In Sögel war ich in der letzten Zeit nicht allzu oft, von daher war das "School's out Festival" mal wieder eine gute Gelegenheit. Früher gab's da als JuZ den alten Bahnhof, wo auch diverse Konzerte stattfanden. Irgendwann wurde die Bude aber dichtgemacht und heute ist das Sögeler JuZ in der Alten Post bzw. der alten Packhalle ansässig, was alles irgendwie ein zusammengehöriger Komplex ist, wie wir feststellten, als wir nach 'n bisschen Rumkurverei durch Sögel-Central ankamen...

Ein Hauptgrund für den Besuch war für mich auch, mal die Örtlichkeit zu checken. Der alte Bahnhof hatte damals gelinde gesagt etwas "höhlenartiges", also war ich mal gespannt welchen Eindruck der neue Schuppen macht. Und da muss ich echt sagen: Hut ab! Da konnte man schon neidisch werden! Da ich meine Konzerte ja immer im Meppener JuZ mache, ziehe ich da immer so meine Parallelen - und auch wenn wir in Meppen echt schon gute Bedingungen haben, setzte das Ding in Sögel da noch mal ordentlich einen drauf!

Das ganze Gebäude ist offensichtlich grundsaniert und sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Auf den Toiletten hätte man allen Ernstes essen können! Alles picobello sauber, alles neu, es blitzte und blinkte förmlich an allen Ecken. Der Konzertraum war dann auch noch mal eine Klasse für sich. Schöne Bühne mit rotem Vorhang, in Sachen PA und Beschallung exzellentes Material, dazu offensichtlich eine komplette Backline, inkl. eigenem Packhallen-Schlagzeug, so dass Bands hier wie es schien eigentlich kaum mehr mitzubringen brauchen, als Verbrauchsmaterial (Snare, Hi-Hat etc.) und Verstärker-Topteile. Unglaublich gute Ausstattung. Dazu noch prima Beleuchtung und der Raum selbst war auch ganz freundlich. Größer als Meppen, ich würde mal sagen wenn der Meppener JuZ-Raum maximal 100 Leute fasst, passen in Sögel gut und gerne 150 Leute rein (die dann auch alle was sehen können, während die Raumaufteilung in Meppen bei ausverkauftem Haus ja mitunter etwas ungünstig ist). Dazu im Vorraum eine Theke und im Raum selbst auch noch mal.

HOME REARED MEAT in Aktion auf top ausgestatteter Bühne...
Dazu dann noch ein engagierter Jugendpfleger, der Ahnung von der Technik hatte. Ich hab's leider versäumt ihn nachher noch anzuquatschen, aber ich glaube das war der Bassist von THE MORTIS und ich meine er war damals auch schon mit dem "Emsland Rockdepartment" aktiv, als wir in Meppen noch mit der mycourts-Konzertgruppe zugange waren... Nun ja, die Zeichen standen also günstig für einen feinen Konzertabend. Was es im Endeffekt auch war, allerdings unter gewissen Vorbehalten, denn irgendwie war der ganze Abend etwas "pannenbehaftet", sag ich mal...

Als wir mit unserer Meppener Reisegruppe reinkamen spielten schon AGAINST RANDY (www.facebook.com/AgainstRandy), die zu dem Zeitpunkt wohl auch schon einige Gitarrensaiten durchgebraten hatten, also auch schon etwas "Technikpech" hatten. In den Songs die wir gesehen hatten zockten die sich aber souverän durch ihren eingängigen Alternative-Punkrock. Gute Band!


Danach meine heimlichen Lieblinge HOME REARED MEAT (www.facebook.com/homerearedmeat), die ein gewaltiges Brett nachlegten. Ich finde die mischen ganz gut oldschool Death Metal mit new school Deathcore, bis hin zu Grindcore-Einschlägen mit geisteskranken Pigsqueal-Vocals. Crazy Typen und auch auf der Bühne sehr agil mit zwei Sängern, permanent moshendem Gitarristen und blutigem Bühnenoutfit. Cooler Auftritt, aber auch hier schlug der Technikteufel zu, denn erst tat der Bass nicht und dann war zum Ende hin eine Gitarre durchgenudelt und auf die Schnelle machte es wohl keinen Sinn auf dem runtergestimmten Hobel die Saiten zu wechseln. Dementsprechend wurden die letzten Songs gecancelt, sehr schade...

Danach kamen die Haselünner COOBY (www.facebook.com/coobymusik), die ja bekanntlich noch mal einen ganz anderen Sound machen, nämlich diesen sentimentalen JOY DIVISION-inspirierten Indierock. Ich hatte die in Meppen schon mal gesehen und fand die ganz gut. Ganz interessant ist ja auch, dass die mit zwei Bassgitarren spielen. Und da war natürlich gleich im ersten Song der Wurm drin, weil die irgendwie komplett verstimmt waren. Als dann alles passte ging dem Mann an den sechs Saiten der Gitarrengurt flöten, so dass er erstmal im Sitzen weiterspielen musste. Wie verhext! Die Burschen nahmen's aber lässig und spielten danach ein gutes Set. Ich find die echt gut, auch wenn eine gewisse Nähe zum Sound von RAZZ vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Hört sich aber alles noch ausreichend eigenständig an, mal gucken was von COOBY in Zukunft noch kommt.


Als nächstes waren SHARON TATE aus Aurich (www.facebook.com/sharontatehc) dran, deren Sound als Mischung aus Hardcore, Stonerrock und Thrash angekündigt war. Okay, Sharon T. war 'n fesches Mädel, aber bei "Hardcore" bin ich ja immer etwas kritisch, denn Hardcore ist ja nicht immer gleich Hardcore und auf diesen Muckibuden-Prollsound steh ich ja überhaupt nicht. Im Fall von SHARON TATE gab's aber nicht zu meckern, das war ein ziemlich kompromissloses Brett, mit einem Sänger, der den Halbkreis vor der Bühne durch permanentes Hin- und Hergerenne ganz gut ausfüllte. Auch die Stonerrock/Thrash-Einflüsse waren ziemlich signifikant, da der Gitarrist tatsächlich einen relativ einzigartigen Sound hinzauberte, mit allerlei Rumgetrete auf seinem WahWah-Pedal. Mir fallen da jetzt kaum Vergleiche zu ein, was ganz gut für die Originalität der Band spricht. WICCANS vielleicht, aber sonst... Bei SHARON TATE schlug der Pannenteufel dann am Schlagzeug zu, weil in jedem zweiten Song ein Beckenständer vom Podest fiel und dabei meistens noch effektiv und schlagkräftig ein Rollup-Banner der Band umkugelte. Sachen gibt's...

Von LEE JAY COP (www.facebook.com/LeeJayCop) aus Oldenburg haben wir dann nur noch 2-3 Songs gesehen, weil die sich auch ziemlich viel Zeit beim Aufbauen ließen. Der Eindruck war aber ganz gut: Rock/Alternative, technisch sehr gut gespielt, mit einem starken Sänger. Wir sind dann aber abgereist, da auch sämtliche Biervorräte im Sögeler JuZ mittlerweile ausverkauft waren. Dementsprechend hab ich keine Ahnung welche Pannen sich hier noch ereignet haben, hehe... ;)

Fazit: Insgesamt fand ich's gut in Sögel. Das JuZ ist ziemlich cool und ich war schon beeindruckt von der Ausstattung. Dass sich die Pannen wie ein Runninggag durch den Abend zogen war jetzt irgendwie etwas kurios, aber in dem Sinne konnte da ja niemand was dafür. Manchmal ist halt der Wurm drin, also abhaken... Das Line-Up fand ich auch okay, alle Bands waren auf ihre Art und Weise gut, auch wenn die Musikstile sich teilweise enorm unterschieden. Aber auch das fand ich interessant, so war für jeden was dabei, das soll ja auch der Sinn sein bei solchen Mini-Indoor-Festivals.

Was aber natürlich auffiel (ich redete oben ja schon mal vom "Halbkreis vor der Bühne") war die eher dürftige Besucherzahl. Wenn ich zwischenzeitlich mal so durchzählte, waren während der Sets nicht mehr als 20-30 Leute anwesend. Was natürlich etwas ungünstig ist, bei einem Raum in den ca. 150 Leute reinpassen. Im kleineren 100er-Raum in Meppen verteilt sich das dann doch etwas besser, da fällt es nicht soooo sehr auf, wenn mal weniger los ist. Wobei man natürlich von vornherein davon ausgehen kann, dass so eine Location in Sögel weitaus schwieriger zu füllen ist als in Meppen. Sögel hat nun mal nur ca. 7.000 Einwohner, Meppen stattdessen ca. 35.000. Und selbst wir müssen uns bei jedem Konzert in Meppen von neuem extrem ins Zeug legen, das sind ja leider alles keine Selbstläufer. So hat man dann auch in Sögel eher so die "üblichen Verdächtigen" gesehen, sprich die Leute von HATE EMBRACED etc... Wobei das auch wieder so ein warmer Tag war, das ist ja leider nie gut für Indoor-Konzerte. Ich schätze halb Sögel saß im Sommerdress in irgendwelchen Gärten am Grill...

Etwas verwundert hat mich dann aber doch, dass trotz der schmalen Besucherzahlen schon vor zwölf kein Bier mehr da war. Würde das bei einem von meinen Konzerten in Meppen passieren wären da wahrscheinlich schon um 21 Uhr tumultartige Zustände ausgebrochen, haha... Irgendwie sagt man meinen Konzerten ja nach, dass da immer außerordentlich leistungsfähiges Biertrinkerpublikum am Start ist, ich weiß auch nicht, hehe... So eine Fehlkalkulation wäre da natürlich der SuperGAU! Kann natürlich auch sein, dass unsere Meppen-Fahrgemeinschaft für 50% des Bierkonsums im JuZ Sögel verantwortlich war, die Experten sind sich da noch uneinig... Zudem war das Sögeler Hauptbier Bitburger, eins der schlimmsten Biere der westlichen Hemisphäre! Zumindest hab ich davon jedesmal einen Kopp wie ein Rathaus und meine bessere Hälfte hat sogar eine wirklich besorgniserregende Allergie gegen das Gebräu! Erschreckend! Keine Ahnung was die da in Bitburg machen, ob die vor'm Abfüllen extra noch mal in den Tank pinkeln, man weiß es nicht... Preis pro Bier war mit 2,- Euro auch 50 Cent teurer als im Meppener JuZ...

Schlusswort also: Tolles JuZ da in Sögel, mit engagierten Menschen. Gute Bands und breites musikalisches Repertoire an diesem Festivalabend. Blöd aber schon fast wieder lustig war die kleine Pannenserie. Schade war der etwas mangelnde Zuschauerzuspruch. Ich hoffe die Kids in Sögel merken bald, was die da für eine Perle in der Ortsmitte haben! Insgesamt aber ein positiver Abend, ich denke wenn mal wieder was ist und es sich terminlich gerade anbietet kommen wir gerne wieder rum.

Mittwoch, 3. Juli 2013

Reviews (local): FELIX OLSCHEWSKI

FELIX OLSCHEWSKI - Blood And Souls 
Digipak-CD | Eigenproduktion: www.felixolschewski.de | 10 Songs - 38:02 Minuten

Man sagt ja immer, dass das Emsland ein Dorf ist und hier sowieso jeder jeden kennt. Von daher finde ich es ganz witzig, was für Dinge hier dann doch immer wieder plötzlich auf meinem Radar auftauchen, von denen ich gar nichts gewusst hatte. Eins dieser "Dinge" ist die CD von Felix Olschewski, von der ich neulich über ein paar Ecken erfahren hatte. Felix selbst kenne ich nicht persönlich, der ist eher ein Bekannter von ein paar Bekannten, die mir steckten, dass es da einen Verrückten auf dem Twist gibt, der neben so exotischen Tätigkeiten wie Kochbücher schreiben und Arbeit an PC-Games auch im Alleingang ein komplettes Metal-Album aufgenommen hat.

Felix Olschewski: Blood And Souls CD - Schöner Digipak mit Beiheft, tolle Aufmachung!
Die Neugier war also geweckt, ich hab mir die CD dann direkt von Felix besorgt. Allein der äußere Eindruck besticht bei dem Album schon mal, denn wo andere Bands ihre CD in ein popeliges Plastik-Tray mit einseitig bedrucktem Beiblatt packen, oder gar in eine schnöde Pappstecktasche, steckt die "Blood And Souls" Scheibe in einem feinen Digipak und punktet außerdem mit einem 8-seitigen Booklet mit allen Lyrics und kurzen Linernotes zur Albumentstehung vom Meister selber. Wie sagt man noch so schön? Das Auge isst mit! Eine Sache die viele mp3-Konsumenten wohl nie verstehen werden... Für mich sind Sachen wie Aufmachung, Artwork, Haptik etc. beinahe gleichrangig mit der Musik. Einen physischen Tonträger sollte man meiner Meinung nach immer als kleines Gesamtkunstwerk betrachten und deswegen nicht an irgendwelchen Enden sparen oder schludern.

Um mal beim äußeren Eindruck zu bleiben: Auch das Artwork ist was Besonderes. Heutzutage ist es ja ein Leichtes in einem halben Photoshop-Stündchen ein paar Totenköpfe aneinanderzukleistern und so ein "evil" Metalcover zu bauen. Hier fällt direkt auf, dass sich da jemand weitaus mehr Mühe gegeben hat, in dem Falle Felix Olschewski's Freundin, die offensichtlich als professionelle Illustratorin tätig ist. Zu dem ganzen Cover-Entstehungsprozess gibt's auch ein ganzes Video, unterlegt mit Songs aus dem Album. Ein gewisser Nerd-Faktor ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, aber ich finde das total interessant!


Am Cover/Artwork lässt sich dann auch schon eine gewisse Marschrichtung für das Wesentliche ablesen: Die Musik! Drachen, Schwerter, düstere Dämonengestalten - auch musikalisch und textlich bewegt sich das Ganze natürlich in diese Richtung. Wenn wir also Genre-Schubladen aufreißen wollen, würde ich sowas wie "dark Fantasy-Metal" wählen. Auch das ist natürlich ein bisschen nerdig, aber mit sowas waren und sind ja z. B. auch Bands wie BLIND GUARDIAN (die Felix in den Linernotes u. a. auch als starken musikalischen Einfluss nennt) erfolgreich (und vom Erfolg von Fantasykram wie "Game Of Thrones" brauchen wir gar nicht zu reden)... Ich sage an dieser Stelle gleich mal dazu, dass Sound und Genre nicht so ganz auf meiner gewohnten Geschmackslinie liegen, von daher werde ich mich hier mit allzu starken Wertungen auch dezent zurückhalten.

Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass das "Blood And Souls" Album einen sehr signifikanten Sound hat. Doom Metal würde ich es noch nicht nennen, aber das Tempo ist eher ein "majestätisches Schreiten" - andauernde Hi-Speed-Attacken sollte man hier nicht erwarten. Und eine wesentliche Charakteristik setzt Felix natürlich mit seiner Stimme, die eher ein tiefes beschwörendes Raunen ist, als tatsächlicher Gesang im eigentlichen Sinne. Das ist vielleicht eine Sache, an der sich manche Geister scheiden werden, ich persönlich finde den Gesamtsound aber durchaus stimmig.

Bedingt dadurch, dass die Scheibe im Alleingang eingespielt wurde, wird manch einem der Klang sicherlich auch etwas trockener/steriler vorkommen als "richtiger" Bandsound. Aber das sind wohl Sachen die Felix sich in jedem Review anhören darf, genauso wie die Einwände, dass ein echter Drummer besser und variabler klingt als ein Drumcomputer und das man mit einer kompletten Bandbesetzung sicherlich noch einige kompositorische Arrangements besser hätte ausfeilen können. Die Produktion ist jedenfalls amtlich, rechnet hier nicht mit rumpeligem Proberaumsound, das hier ist definitiv auf Profi-Niveau!

Genauso könnten "Die-hard-Metaller" übrigens auch monieren, dass sich ein martialischer Bandname wie "Barbaric Dragonslayer" oder "Apocalyptica Destroya" auf so einem Album vielleicht besser gemacht hätte, also der gar nicht so "metallische" Name des Solokünstlers Felix Olschewski, hehe... Aber Felix wird seine Wahl da wohl bewusst getroffen haben, genauso wie er das Album auch bewusst alleine eingespielt hat, einfach weil sich offensichtlich keine kompetenten Mitstreiter für diese Art von Musik fanden, die bereit waren die gleiche Energie und Arbeit beizusteuern. Na ja, wahrscheinlich ist es im Endeffekt auch ein bisschen einfacher anschließende Einwände von Review-Schlaumeiern über sich ergehen zu lassen, als sich bereits in der Entstehungsphase mit nervigen Bandkollegen im Proberaum die Augen auszukratzen, haha... ;)

Hier soll es aber gar nicht darum gehen, auf solch möglichen Schwächen herumzureiten, das überlasse ich lieber anderen. Ich sehe hier vielmehr, dass jemand so etwas wie eine starke künstlerische Vision hatte und sich die unglaubliche Mühe und Arbeit gemacht hat, diese Vision quasi im Alleingang in die Tat umzusetzen. Und davor ziehe ich respektvoll den Hut! Insofern ist die Platte für Felix Olschewski sicherlich ein wichtiges Projekt zur eigenen künstlerischen Verwirklichung. In dem Kontext sind vielleicht auch die Zeilen aus dem Song "The Paradox Of Choice" zu lesen:
No one else to stop you / no one else to judge you / no one else to blame / but yourself
Und so eine Zeile mit so einem Album in der Hinterhand können wohl nur die wenigsten von sich geben! Wie gesagt: Musikalisch ist es zwar nicht ganz meine Baustelle, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache und ich kann mich in der richtigen Stimmung durchaus mit dem Album anfreunden. Wer sich im Emsland für Metal interessiert sollte die Scheibe ruhig mal antesten. Was mich hier hauptsächlich beeindruckt, ist diese unglaubliche DIY-Energie, die in diesem Projekt steckt. Deshalb nochmal: Hut ab vor dieser Leistung!