Mittwoch, 19. August 2015

Konzerte: Neon Fields Festival | 14. + 15.08.2015 | Mersmühle/Haren

So, das war es also, das "Neon Fields" 2015!!! Vor ein paar Monaten für viele relativ überraschend und mit wenig Infos in der Öffentlichkeit aufgetaucht (vor allem publikumswirksam auf Facebook), kristallisierte sich erst nach und nach heraus, dass mit dem "Neon Fields" ein neues Open-Air-Festival ("Rüt'n'Rock" findet ja nur noch indoor statt) in Haren an den Start gehen würde. Neu vor allen Dingen auch, weil der Ansatz ein bisschen anders sein sollte als bei anderen Festivals.

Irgendwie alternativer, familiärer, künstlerfokussierter... Da ich in der glücklichen Situation war ein paar der Organisatoren zu kennen, bekam man ja so einiges im Vorfeld mit, auch wenn man nicht direkt involviert war. Und je mehr da an Infos durchsickerten, desto mehr hat mich das alles auch überzeugt. Auch wenn der Runninggag in unserer Kommunikation eigentlich direkt von Anfang an war: "Ist bestimmt alles nicht deine Musik, aber..." Haha!


Abgesehen von dem Line-Up (ich kannte wirklich keine Band) sind Festivals eigentlich auch nicht mehr so mein Ding. Da könnte ich jetzt locker 'n ganzen Aufsatz drüber schreiben, aber lass es mal. Grob umrissen geht es bei meiner Abneigung halt um bestimmte Größenordnungen, ab denen Festivals eben zu Wertschöpfungsmechanismen werden. Wo es nicht um die Musik an sich geht sondern nach einem gewissen Konsens Bands gebucht werden "die Leute ziehen". Und wo ab bestimmten zu erwartenden Zuschauerzahlen klar ist, dass da auch ein guter Anteil Vollhonks dabei ist. Die "Ballermanntouristen" der Festivalsaison. Die dann bei einem 60-Band-Billing drei Tage lang saufend, kotzend und kopulierend auf dem Zeltplatz sitzen, sich keinen einzigen Auftritt angucken und die Zeltnachbarn jeden Morgen gnadenlos mit schlechtem Kirmestekkno und Helene Fischer (oder schlimmerem) aus ihrem getuneten Golf GTI beschallen.

Na ja, für die Klientel wurden ja jetzt anscheinend die momentan so angesagten "Holi Festivals" erfunden, da wollen wir mal hoffen dass sich die Spreu hier wieder vom Weizen trennt. Das "Neon Fields Festival" schien von vornherein eh nicht mit dieser Besucherklientel zu kalkulieren, daher freute ich mich auf zwei entspannte Tage unter Menschen die ein gutes Festivalprogramm und die auftretenden Künstler auch zu schätzen wissen.

Der 14. und 15. August waren also die großen Tage ... aber dann das ... Gewittersturmwarnungen!!! Die für den Samstag angesetzte Konkurrenzveranstaltung "Holi" in Meppen zog bereits den Stecker und verlegte den Termin. In Haren war das kaum möglich, da der ganze Aufbau bereits stand und die Bands/Künstler fest gebucht waren. Also Augen zu und durch ... und das Gewitter kam dann nicht! Schwein gehabt.

Während z. B. in Lingen am Freitag und in Meppen am Samstag Land unter war, blieb die Harener Mersmühle verschont. Nur etwas leicht zu ertragender Regen, aber kein echtes Gewitter, denn das ist wohl der Haken an der ansonsten großartigen Mersmühlenlokalität. Dort stehen rundum hohe Bäume und bei Blitzschlägen ist das bekanntlich nicht so geil...

Soviel schon mal vorweg, was das Wetter betraf. Was mich persönlich angeht, betrat ich den Platz am Freitag gegen 18:30 Uhr zum ersten Mal bei schönstem Sommerwetter gemeinsam mit meiner exquisiten Reisegruppe. Von den GIANT ROOKS (www.facebook.com/giantrooks) hörten wir leider nur noch die letzten Akkorde, aber alle von uns haben sich direkt in den Platz verliebt.

Wunderschönes Ambiente, toll aufgemacht mit massig selbtgebastelten Möbeln und allem Pipapo. Da störte auch nicht die leicht übereifrige Security die Deosprays einsackte. Ich war jetzt nicht betroffen, ich riech ja fast immer gut ... aber eine Freundin hat sich dann demonstrativ noch mal biszumgehtnichtmehr eingedieselt, da merkten die dann glaub ich auch, dass es 'n bisschen übertrieben war, haha... Ansonsten aber immer nette und unauffällige Securities, wie es sein soll - von daher no offense.

Neon Fields 2015: Geiles Festivalgelände, wunderprächtig! :)
Auf dem Platz lief man natürlich direkt in die ersten Bekannten rein. Das Bier war bei dem warmen Wetter auf perfekte Trinktemperatur gekühlt und einige Auswärtige schienen sich an der Theke bei den relativ günstigen Getränkepreisen ohnehin wie im Paradies zu fühlen, haha... Einzig und allein die rätselhafte Pfandregelung mit den rosa Plastikmarken verwirrte mich zutiefst. Trotz mehrerer geduldiger Erklärungsversuche netter Thekenfrauen hab ich das bis zum Ende nicht ganz geschnallt. Na ja egal, manchmal bin ich halt ein bisschen dumm (vor allen Dingen wenn ich trinke), haha...

Während wir so den Platz erkundeten und uns an jeder zweiten Ecke festlaberten spielten BERGFILM (www.facebook.com/Bergfilm) eher so studentische sphärische Indiemucke. File under: "Nicht so ganz meine Musik, aber okay", haha... Außerdem hatte ich so die Zeit schon mal nach den Dingen zu gucken, die am wichtigsten sind bei Konzertberichten: Outfits!!! Da fiel mir allerdings nix weiter auf. Keiner musste irgendwie den tollen Max mit irgendwelchen total irre abgefahrenen Kostümen machen, wie das heutzutage bei Wackenhurricanedeichbrandwhatever ja nur noch nervt.

Die einzigen Kostüme trugen die Leute von der "Kirmes der Kuriositäten", aber die durften das natürlich auch, hehe... Ansonsten hatten 85-95 % der Mädels vor Ort mit Sicherheit die Coachella-Neo-Hippie-Look Seiten aus der letzten "Glamour" intensiv studiert ... aber gut, das ist ja kein Verbrechen. Ich sah auch ziemlich gut aus, auch wenn ich jetzt grad gar nicht mehr weiß, was ich Freitag anhatte, haha... Hatte auf jeden Fall leider meine Hotpants zuhause vergessen, so'n Ärger aber auch...

Danach folgte auf der Bühne mit TOWN OF SAINTS (www.facebook.com/townofsaints) die für mich beste Freitagsband. Folkiger Indierock, das war ganz gut. Danach spielten noch OCCUPANTHER (www.facebook.com/yesoccupanther), SAY YES DOG (www.facebook.com/sayyesdog) und HVOB (www.facebook.com/HVOBMUSIC), die für mich jetzt aber entweder nicht sonderlich interessant waren oder die ich aufgrund anderer Tätigkeiten (z. B. gepflegte Alkoholverkostung und Schläijfgaleriebesichtigung im "Papperla Pub" unter der Mühle) verpasst hatte. Na ja, ist ja manchmal so. Ihr wisst ja: "Ist bestimmt alles nicht deine Musik, aber..." ;) Ich hatte jedenfalls meinen Spaß, auch wenn ich den Fokus ab ca. 23 Uhr nicht mehr so auf die Livemusik legte...


Für eine Premierenveranstaltung lief der Freitag aus Besuchersicht auch erstaunlich chillig. Mir ist jetzt nicht aufgefallen, dass da was merklich in die Hose gegangen wäre. Klar, dem Zeitplan hinkte man schon nach der zweiten Band etwas hinterher. Pausenmusik wäre auch ganz geil gewesen. Und der Strom fiel teilweise auch mal in ein paar Bereichen aus. Aber nur Kleinigkeiten, das gehört ja irgendwie fast dazu, haha...

Speziell was den Stromausfall anging vielleicht eine kleine Begebenheit: Dummerweise fiel ausgerechnet das Licht an der Theke aus als es schon dunkel war. Problematisch, da unter den Umständen natürlich nicht schnell bedient werden konnte, man sah die Hand ja kaum vor Augen. Aber auch in der Situation waren alle Leute total freundlich zueinander, es gab keine Pöbeleien, alles gut. Symptomatisch für das gesamte gute Festivalfeeling beim "Neon Fields"! Da essen dann auch schon mal zugedröhnte Hippiemädels ungefragt mit aus deinem Pommeskübel, aber hey, alles easy, haha...

Wir waren am Freitag jedenfalls relativ zeitig vom Festivalgelände verschwunden, aber das hatte auch einen Grund: Ich musste samstags früh raus, da ich einen der angebotenen Workshops mitmachen wollte! Da kommen wir dann auch wieder zur Grundausrichtung des Festivals. Neben Bühnenmusik, Speis und Trank, Campingmöglichkeiten sowie atmosphärisch schön ausgestatteter Location gab's auch noch mehr "Drumherum". Um genau zu sein die schon erwähnte "Kirmes der Kuriositäten" und Workshops und diverse Angebote am Samstagvormittag. Alles ziemlich angelehnt an Festivals wie z. B. das "Appletree Garden", das wohl auch lockerer Kooperationspartner vom "Neon Fields" ist.

Da bin ich jetzt mal ganz ehrlich: Wäre ich an der Orga beteiligt gewesen hätte ich im Vorfeld meine Zweifel gehabt, ob sowas Sinn macht. Makramee-Knüpftechniken, T-Shirts batiken ... na jaaaa ... Mit DIY-Siebdruck war dann aber sogar für mich eine interessante Sache dabei und ich bin einfach hingefahren und hab's mir angeguckt. Was sich im Endeffekt als echt cool erwies! Richtig was gelernt und trotz leichter Verkaterung schon ordentlich Spaß gehabt am Samstagvormittag! Und speziell beim Siebdrucken haben auch 'ne ganze Menge Leute mitgemacht, gute Sache das!

Irgendwie symptomatisch, dass just da gerade der erste emsländische Bauern-Hater-Kommentar auf Facebook auftauchte, über den alle auf dem Platz aber nur herzlich schmunzeln konnten. Offensichtlich ein oben schon erwähnter "Festival-Ballermanntourist" in full effect, haha...

Der juvenile Bauernpöbel meldete sich zu Wort und sorgte für Erheiterung. Äußerte sich hellseherisch schon vor Durchführung der Workshops in Vergangenheitsform dazu, dass die niemanden interessierten (Irrtum mein Freund). Aus der wirren "Argumentationsführung" interpretiere ich mal, dass der Dude ein steilgeiler Homie ist der noch nicht viel mehr "mitgemacht" hat als "Umsonst & Draußen" Festivals und gerne alles gratis in den Allerwertesten geblasen bekommt. Viel Spaß jedenfalls, wenn du beim nächsten "Holi-Festival" deinen Fremdalkohol mit auf's Gelände nehmen willst du Opfer! :D

Irgendwie hatte jeder schon damit gerechnet, dass der gemeine "Sauf-Emsländer" ggf. nicht ganz auf das Konzept klarkommt, aber dieser geistige Tiefflieger blieb irgendwie der einzige der sich negativ äußerte (und dabei auch noch ziemlich lächerlich machte, zumal das auch noch nach ziemlich plumpem Störfeuer aus einer anderen Richtung roch). Selbst die beiden sturzbetrunkenen Saufeulen die mir mittags aus der Harener "Emma" Bimmelbahn vor die Füße fielen freuten sich des Lebens und hatten nix zu meckern. Haben mir sogar ein Bier geschenkt und versucht sich gegenseitig mit einem Pottlot zu tätowieren, so muss dat: Good vibrations! :)

Stichwort Bimmelbahn: Den Lokführer küre ich mal zum coolsten Typen des Festivals. Beste Ansagerstimme der Nordhalbkugel! Auch wenn er letztendlich gar nicht sooo oft zum Harener Freibad (da war der Yoga-Workshop) fuhr, so dass einige Leutchen den Weg zu Fuß gehen mussten. War jetzt aber auch keiner ernsthaft sauer wegen, glaub ich...

Insgesamt erwiesen sich die Workshops jedenfalls als coole Sache um die Camper schon mal entspannt in den Tag zu bringen. Ich kriegte dann sogar noch die "große Führung" übers gesamte Festivalgelände und kann bestätigen, dass auch der Backstagebereich sehr schick war. Leider hatte die Theke um 11 Uhr noch nicht auf, sonst hätte ich mir glatt schon einen gebrannt... Aber ansonsten schwirrten da auch ständig Leute vom Team rum die einem ständig was zu essen und zu trinken angeboten haben. Also ganz zauberhafte Menschen, danke für alles. :)

Nach dem Workshop schnappte ich mir meinen eigenhändig besiebdruckten Turnbeutel, machte noch mal kurz Boxenstopp at home, sammelte die Reisegruppe wieder ein und so um 16:30 Uhr waren wir dann wieder vor Ort (am Eingang noch 'n Hubi von der Pante-Mafia bekommen), da spielten gerade JOCO (www.facebook.com/jocomusic). MR. BUKIT (www.facebook.com/mr.bukit) hatten wir da leider schon verpasst, die waren neulich beim "Haren rockt!" ganz cool (siehe HIER).

Und wenn ich bei einem 2-Tages-Line-Up mit 14 Bands dann auch noch einen Volltreffer dabei habe, dann hat sich's von musikalischer Warte aus für mich schon mehr als gelohnt. Dieser Volltreffer waren dann ST. TROPEZ (www.facebook.com/iwannaliveinst.tropez) aus ... nee, nicht Frankreich, sondern Amsterdam! Locker wuppender Garage(punk)rock, lässig aus der Hüfte gerotzt ähnlich eingängig und tanzbar wie FIDLAR. Saucool. Ich hab aber erst später erfahren, dass das wohl fast die gesamte Besetzung von GO BACK TO THE ZOO war, haha... Na ja, steckste nicht drin im Indie-Showgeschäft...


Schade nur, dass gegen Ende des Sets von ST. TROPEZ dann doch der erste Regen einsetzte. War aber egal! Der Regen sollte bis abends dann auch immer wieder noch mal auftreten, aber ich empfand den nicht als großartig störend. Angesichts der Gewitterwarnungen war das alles das total akzeptable "kleinere Übel". Es war warm und man konnte die ganze Zeit noch in Sommerklamotten rumlaufen. Und mein Hawaiihemd ist sowieso regenabweisend, haha...

Wundert euch übrigens nicht, dass ich ab hier nicht so viel zu den Bands sage. Wie gesagt nicht alles 100prozentig meine Baustelle, da will ich mal nicht irgendwelche unqualifizierten Urteile abgeben, haha. Es spielten noch STILL PARADE (www.facebook.com/stillparade), LEYYA (www.facebook.com/Leyya.Music), XUL ZOLAR (www.facebook.com/xulzolar), RANGLEKLODS (die sehr gut waren: www.facebook.com/rangleklods) und COMA (www.facebook.com/comacologne).

Nebenbei bemerkt war ich auch dabei einen Platzrekord im Biertrinken aufzustellen, was auch ganz gut klappte. Der weibliche Rest der Reisetruppe probierte ähnliches am Cocktailstand. Na ja, den Rest kann man sich ja denken. Die schon angesprochenen Deo-Dame kämpfte z. B. bei der "Kirmes der Kuriositäten" (die übrigens sehr witzig aufgezogen war, mit "umgekehrten" Spielen und "Schaustellern" die ordentlich Budenzauber machten) wie besessen um eine Packung Wäscheklammern und wir sind später mit ca. einem halben Dutzend Zollstöcken in den Taschen im Rockpalast aufgeschlagen, haha... Der Superman von der Kirmes war sogar mal neben mir pissen, na zum Glück waren die Klosteine nicht aus Kryptonit...

Ein Junggesellinnenabschied rannte da auch noch rum und mit meinem Kumpel Stefan Honig (Impersonator) machten wir noch lustiges Prominentenraten. Jeder hatte 'n paar Fans an der Hand, ein nerviger Typ wollte gar nicht mehr weggehen, haha... Als ich dann später auf Havanna-Club-Cola umstieg bekam ich gerade meinen zweiten Frühling, aber da musste der Rest der Truppe allmählich die Segel streichen und nach Hause. Die letzte Band hab ich daher gar nicht mehr mitbekommen, ebensowenig die Aftershowparty. Mea culpa!

Fazit:
Persönlich hatte ich zwei wunderbare Tage auf dem Festival, genauso wie der Rest unserer Reisetruppe. Viel getrunken, viel gelacht, viele nette Leute getroffen. Wunderbar!

Zur Organisation: Alles war mit viel Herzblut gemacht, das hat man wirklich gemerkt. Und das Konzept einen fürs Emsland eher außergewöhnlichen Ansatz zu wählen ging nach meinem Empfinden auch auf.

Zur Musik: Angesichts des schon angesprochenen Runninggags ("Ist bestimmt alles nicht deine Musik, aber...") zwischen den Veranstaltern und mir hab ich es wie immer gemacht wenn ich tatsächlich keine der Bands kenne: Einfach hingehen, vorher nichts im Internet anhören, sondern einfach wirken lassen. Wenn's dann tatsächlich nichts für mich ist, dann ist das halt so. Aber selbst dann gab es ja noch genügend Möglichkeiten auf dem Festivalgelände andere Sachen zu machen (z. B. Bierchen trinken oder mit den fünf Dutzend Bekannten reden, die da an jeder Ecke standen). Aber ich fand auf dem "Neon Fields" keine Band schlecht oder gar scheiße! Manches vielleicht nicht mein Ding, anderes aber oft gut und erfrischend. Leider hatte ich das Gefühl, dass einige eher "rockorientierte" Bekannte sich im Vorfeld doch etwas vom Wort "Elektro" in den Ankündigungen abgeschreckt fühlten. Ihr habt was verpasst Leute! Aber Respekt vor so viel Konsequenz an die Organisatoren komplett eher unbekannte bzw. "Insider-Bands" zu buchen, statt die üblichen ein oder zwei "Sicherheits-Headliner" zu holen.

Insgesamt also eine absolut gelungene Premiere. Ich hoffe auf einen ähnlich coolen Teil 2 im nächsten Jahr. Diesmal war es zwar nicht ausverkauft aber am Ende immer gut gefüllt. Und es waren viele Auswärtige da (u. a. Bremen, Köln, Hamburg, Lübeck hab ich mitbekommen) die den guten "Neon-Fields-Vibe" sicherlich weiterempfehlen werden. Wenn dann noch ein paar gute Emsländer die Scheuklappen ablegen und nächstes Jahr geilster Sonnenschein herrscht wird's sicherlich noch geiler als es diesmal ohnehin schon war. Wäre vielleicht zu überlegen ob man das Ganze dann nicht am gleichen Wochenende macht wie das Stemwede-Open-Air, aber gut ... in den Sommermonaten is halt immer irgendwo irgendwas.

Neon Fields: Daumen hoch! Mir hat's allerbestens gefallen! Macht weiter so! :)

So geht's weiter in den nächsten Wochen ... geht mehr auf Konzerte!!! (wer weitere Konzerttipps hat => gerne per Mail - kein Bullshit!):
  • 28. bis 29.08.2015: Kleinstadtfest Meppen: Facebook-Event
  • 30.08.2015: Fest der Kulturen - VHS Parkplatz, Meppen
  • 18./19.09.2015: Rock am Pferdemarkt - Lingen: Facebook-Eventpage
  • 26.09.2015: Adrien Son * Rocksport - Jugendzentrum "Jam", Meppen: Facebook-Event
  • 10.10.2015: Rob Moir + Support - Jugendzentrum "Jam", Meppen
  • 16.10.2015: Read ’Em All - die METAL-Lesung - Jugendzentrum "Jam", Meppen: Facebook-Event
  • 25.10.2015: I Saw Daylight, My Defens, Mobina Galore - Jugendzentrum "Jam", Meppen
  • 04.03.2016: Kleinstadt-Comedy Vol. 2 - Windthorst-Theater, Meppen

Dienstag, 4. August 2015

Konzerte: Zeki Min + Franz Nicolay | GIORGIO MURDERER + BUCK BILOXI AND THE FUCKS | 30.07. + 01.08.2015 | Meppen/Oberhausen

Kleinstadt ist ja schon was witziges - man meint jeder kennt jeden, aber irgendwie scheinen ja selbst hier "verschiedene Welten" nebeneinander her zu existieren. Auch in Bereichen in denen man eigentlich damit rechnet, dass es gewisse Schnittmengen geben müsste. In eine dieser "Parallelwelten" tauchte ich am Donnerstag, den 30. Juli 2015, ein: Das "Kulturzentrum Koppelschleuse"!!!


Im "Café Koppelschleuse" war ein Singer/Songwriter-Konzert mit Zeki Min und Franz Nicolay angesetzt und ich dachte mir: "Noch nie was von den beiden Typen gehört, aber warum nicht mal an 'nem lauen Donnerstagssommerabend hingehen..." Gesagt getan, und wenn ich hier übrigens Sachen wie "Parallelwelt" schreibe ist das auch gar nicht bös gemeint. Nur kannte ich da vor Ort tatsächlich kaum jemanden. Klar, so vereinzelte Gesichter hatte man auch schon mal im "Jam" gesehen, aber generell war das doch eine komplett andere (und auch weitaus ältere) Publikumsstruktur als bei den lokalen Konzerten auf denen ich mich sonst so rumtreibe (sprich: "Jam" und z. B. Rockpalast etc...).

Zum Glück war ich aber mit den beiden großen P's unterwegs (Peter und Poggi) und wir konnten die Situation gemeinsam durchanalysieren. Erste Erkenntnis: Mit 9,- Euro lag der Eintritt über den üblichen Jugendzentrumspreisen. Mich störte das jetzt nicht, aber ein mir gut bekannter Schmarotzerstudent blieb aus Geldmangel lieber zuhause. Der Laden war trotzdem voll, ich würde mal sagen ausverkauft oder ganz nah dran.

Zweite Erkenntnis: Es geht pünktlich los! Wenn 20 Uhr als Startzeit angegeben ist, startet das Konzert auch ziemlich genau dann! Wir waren natürlich recht spät dran und lümmelten auch erst noch vor der Tür rum, was uns auch gleich zur dritten Erkenntnis führt: Sitzkonzert! Und da wir uns so spät reinbequemten saßen wir natürlich beinahe hinten letzte Reihe und durften uns einige wirklich prächtige Meppener Hinterköpfe ansehen, haha... Deswegen auch keine Videos! Vorteil: Wir saßen sehr nah an der Theke, so dass man auch mal Bier holen konnte ohne den ganzen Laden in Aufruhr zu versetzen... Also eigentlich alles richtig gemacht!

Der Publikumseindruck war also schon mal ganz amüsant. Um das Klischee auf die Spitze zu treiben: Einmal lief an uns wirklich ein weißhaariger Typ Marke Studienrat vorbei, mit Birkenstock an den Füßen und darin trug er natürlich Socken! Shocking!!! Und wenn irgendwo im Raum gequatscht wurde reckten sich selbstverständlich die Hälse und es gab strenge Blicke, haha...

Letzte-Reihe-View: Zeki Min fängt an, danach musste ich mich setzen (sonst strenge verurteilende Blicke)...
Was die Musiker anging fing Zeki Min (www.facebook.com/minizek) aus Bremen an. Ein ganz ulkiges Bürschchen: Sah aus wie einer dieser Hipster-Neo-Hippies, arbeitet anscheinend als Lehrer, ist Sohn eines Türken und einer Asiatin, hatte mal einen Kumpel Christian, dessen Mutter offensichtlich eine ziemliche Rabenmutter war (hat Christian und ihn an dänischen Spielotheken ausgesetzt und in Polizeigewahrsam übernachten lassen) und Geburtstag hatte er glaube ich auch noch am Konzerttag.

Warum ich so viel über den weiß? Na ja, nehmen wir mal an Zeki Min hatte circa 45 Minuten Spielzeit, davon hat er gefühlt bestimmt 30 Minuten gelabert, haha... Wie ein Wasserfall! Aber sympathisch! Nur ... auf 'ner Party möchte ich den nicht unbedingt neben mir stehen haben, haha... Da hat man dann bestimmt die berühmte Frikadelle am Ohr... Die Mucke fiel dann auch so mit, Englisch hat er gesungen, das übliche Emo-Akustik-Befindlichkeitsding halt...

Während bei mir und den beiden großen P's das Pils allmählich schon ganz gut anschlug (merkt man ja irgendwie immer mehr wenn man sitzt, anstatt das im Moshpit auszuschwitzen oder so) betrat dann Franz Nicolay (www.facebook.com/franznicolay) aus New York die Bühne und sah aus der letzten Reihe irgendwie aus wie ein kleiner Ringo-Starr-Doppelgänger. Kann aber auch nur mein subjektiver bierbenebelter Eindruck gewesen sein, hehe...

Ich hatte mir bis jetzt immer noch nicht zusammengereimt wo der Franz Nicolay schon so alles mitgemacht hatte, irgendwas war da im Gerede von AGAINST ME, WORLD/INFERNO FRIENDSHIP SOCIETY und THE HOLD STEADY. Also solider Background im Bereich Indie/Alternative/Punkrock und musikalisch hob der gute Franz das Level auch noch mal an. Meist mit Gitarre - gelegentlich auch mit Banjo - spielte er folkige Storyteller-Mucke, immer garniert mit sympathischen Ansagen (allerdings nicht so ausgiebig quatschend wie Zeki Min). Keine Ahnung wie lange Franz Nicolay letztendlich gespielt hat, aber es war ganz angenehm. Guter Musiker halt, alter Hase, da kann ja nicht viel schief gehen...

Wobei ich mich des Eindrucks allerdings nicht erwehren kann, dass diese ganze folkig angehauchte Emo-Befindlichkeits-Akustikschiene sich mittlerweile immer mehr von den Punkrock-/Hardcore-Roots löst und voll auf das spießige Bildungsbürgertum zusteuert. Und dort auch mit offenen Armen empfangen wird... Muss jeder für sich selbst entscheiden ob das so cool ist... Im Grunde genommen sind das ja die Werte gegen die man sich früher mal aufgelehnt hat... Na ja, so lange für den ein oder anderen noch 'n paar mehr Euros übrig bleiben als im AJZ Stinkdrüse und man statt auf'm Fußboden vom Veranstalter im warmen Hotelbettchen schlafen kann - your choice! Für mich ist das dann irgendwann halt nicht mehr wirklich relevant...

Aber ich war ja sowieso total unreflektiert am Bier trinken und setzte das nach Konzertende auch noch bei dem eingangs erwähnten Schmarotzerstudenten zuhause fort, den ich zu diesem Zweck aufsuchte. Voll Punk und so, haha! Auch da ging's aber noch um Meppener Parallelwelten, z. B. die allseits bekannten Videos vom "Kamp Springbreak" etc. Oh man, die absolute Härte, haha! (Video natürlich NICHT von mir, keine Haftung und so, ding ding ding...)


Über den Rest des Abends breiten wir aber mal den Mantel des Schweigens, weil man wohl dabei gewesen sein muss um das witzig zu finden (Schwester und Katze wirkten jedenfalls schon mittelschwer irritiert von uns), haha...

Am Freitag war ich dann 'n bisschen schweinegrippig und am Samstagmorgen wäre ich fast von einem gefühlt ca. 500 kg schweren Tresor erschlagen worden (fragt mich nicht wie es dazu kam, aber die Geschichte stimmt wirklich). Nach soviel Todesangst und donnerstäglichem Kulturüberschuss stand mir der Sinn verständlicherweise nach so richtig primitiver Abendbeschäftigung. Also - nicht lange gefackelt, BUCK BILOXI AND THE FUCKS waren auf Europatour und würden an dem Abend in Oberhausen spielen, also hin da!

In Oberhausen sind wir auch mal direkt geblitzt worden, aber was tut man nicht alles um solchen verschuldeten und strukturschwachen Ruhrpott-Großstädten auf die Beine zu helfen. Vor Ort angekommen erstmal großes Hallo mit einer Handvoll Oberhausener Bekannter, hitzebedingt in Rekordzeit ein paar Biere weggepumpt und dann fing auch so langsam die erste Band an.


GIORGIO MURDERER (Giorgio-Murderer-Facebookpage) kennt bestimmt keine Sau in Minus Rockcity Meppen, aber egal... Das waren drei Ami-Dudes an Gitarre/Bass/Drums und ein Mädel am Synthesizer. Der Gitarrist war so hässlich, dass er sich freiwillig so eine MENTORS-Maske aufhatte. Und nebenbei bemerkt hatte der auch einen MENTORS-Rückenaufnäher, also ging der Underground-Rock'n'Roll-Award schon mal an ihn. Muckemäßig war es wie schon erwähnt primitivster US-Garagenpunk im SPITS-Style, inklusive Chaos (Gitarrensaite reißt im ersten Song), Krach und Lazerlords. So muss dat!

Danach dann BUCK BILOXI AND THE FUCKS (www.facebook.com/buckbiloxi) die als Trio unterwegs waren und sich - oh Wunder - komplett aus der GIORGIO MURDERER Besetzung rekrutierten, minus dem hässlichen Typen. Das nenn ich mal ökonomisches Arbeiten! Musikalisch hörten die sich auch genauso geil an wie ihr Bandname, nämlich als hätte man GG Allin und die RAMONES auf einer Überdosis Acid in einer Mülltonne den Berg runtergerollt. Geil! Oder halt wie GIORGIO MURDERER nur ohne Synthie, haha... Wenige Songs überschritten die 90-Sekunden-Grenze, in der Zugabe wurde wüstester Krach mit Instrumentenwechseln fabriziert. Wie ich oben schon sagte: So muss dat!!!


Womit eigentlich ein guter Konzertabend umschrieben wäre... Das Kuriose war aber eigentlich der Laden. In Oberhausen fahren wir ja meist nur zum "Druckluft", das kennt man ja... Diesmal war die Lokalität aber ein Stadtviertelgemeinschaftshaus in Ripse (wie ich an dem Abend erfuhr wohl der älteste Stadtteil Oberhausens), wo halt alles weniger nach Konzertkaschemme aussah und z. B. auch ein schmieriger Sozialarbeiter rumlief. Aber von den Besuchern war es halt das absolute Kuriositätenkabinett, z. B. ein barfuß umhertorkelnder zahnloser Althippie mit Wodkaflasche im Arm, entrückt tanzende adipöse Endfünfzigerinnen, Thekenpersonal die selbst ihre besten Kunden waren und gekifft wurde da, dass einem ganz schwindlig wurde ... also so richtig herrlich! :D Ich hab jedenfalls viele neue Freundschaften geschlossen, haha.

Sympathische Menschen waren auch die Bandmitglieder, denn die hatten mir per Punkerpost noch Schallplatten aus Karlsruhe mitgebracht. Davon abgesehen konnten sie auch einiges am Glas und setzten sich auf der Veranda des Ladens auch intensiv mit grüner Botanik auseinander, so dass mir bei der Abreise ganz wunderlich war. Ist mir auch bis heute ein Rätsel, dass ich dem hässlichen Gitarristen (Andy hieß er) bei meiner Top-Form nicht seine Maske abschwatzen konnte. Ich hab's versucht ... also, falls jemand noch ein Geschenk für mich such: So eine Maske hätte ich gern! Ist ja bald wieder Weihnachten...

Da Oberhausen-Meppen dank A31 ja nicht mehr als 'n Katzensprung ist schlugen wir später auch noch im Rockpalast auf, wo ich dann aber irgendwie auch restlos neben mir stand. Kann mich nur noch daran erinnern mit einem Mann in Holzschuhen geredet und den schönsten alkoholbedingten Silberblick der letzten fünf Jahre gesehen zu haben. Danke dafür! :)

So geht's weiter in den nächsten Wochen ... geht mehr auf Konzerte!!! (wer weitere Konzerttipps hat => gerne per Mail - kein Bullshit!):
  • 07.08.2015: Blues- und Jazznacht, Meppen
  • 14. bis 15.08.2015: Neon Fields Festival - Haren: Facebook-Festivalpage
  • 28. bis 29.08.2015: Kleinstadtfest Meppen: Facebook-Event
  • 30.08.2015: Fest der Kulturen - VHS Parkplatz, Meppen
  • 10.10.2015: Rob Moir + Support - Jugendzentrum "Jam", Meppen
  • 16.10.2015: Read ’Em All - die METAL-Lesung - Jugendzentrum "Jam", Meppen: Facebook-Event
  • 25.10.2015: I Saw Daylight, My Defens, Mobina Galore - Jugendzentrum "Jam", Meppen
  • 04.03.2016: Kleinstadt-Comedy Vol. 2 - Windthorst-Theater, Meppen