Montag, 18. Juni 2012

REVIEWS: Big Tennis - Wimbledon CD


BIG TENNIS
Wimbledon CD
[Rock Range, www.rockrange.de]
Hier ist es, das erste vollwertige Studioalbum der vier Burschen aus Lingen. Wobei Lingen ja auch nicht mehr so ganz stimmt, denn eigentlich wohnen die Jungs jetzt alle in und um Hamburg. Aber Emsländer bleibt man … ein Leben lang! Hehe…

Lingen war im Emsland ja schon immer irgendwie ein gutes Pflaster für Indie- und Alternative. Und auch die Lingener Bands stecken die meisten Combos aus dem restlichen Emsland in Sachen Talent und Können seit jeher locker in die Tasche. BIG TENNIS waren da für mich immer ein Paradebeispiel! Perfekt arrangierte Popsongs, extrem eingängig, Experimenten nicht abgeneigt, mit ordentlich Drive gespielt und garniert mit dem starken Gesang von Frontmann Marc, der dem ein oder anderen durch sein Soloprojekt Syd Berliner bekannt sein dürfte.


Nachzuhören waren die Stärken der Band schon auf der selbstbetitelten 6-Song-EP und dem „Unplugged“ Album, die in den letzten Jahren auf dem Lingener Rock Range Label rauskamen. Das neue Album „Wimbledon“ ist nun wiederum ein weiterer großer Schritt zum perfekten Bandsound! Auch wenn die Musik von BIG TENNIS sich oft sehr eingängig – und somit womöglich „simpel“ – anhört, steckt gerade hinter diesen perfekten Pop-Arrangements akribische Arbeit. Denn die Jungs sind unglaubliche Soundtüftler und den Songtitel „Popheads“ darf man – glaube ich – auch problemlos auf die Bandmitglieder übertragen. Herausgekommen sind am Ende 11 Stücke, die vom Tanzflächenfeger („Dance Dance Boris“) bis zur bittersüßen Ballade („Blackwhite Photograph“) die ganze Bandbreite einer extrem talentierten Band abstecken. In „Change me“ klauen sie sogar einen Basslauf aus dem „Ducktales Theme“, das muss man sich auch erstmal trauen, haha…

Anderswo hab ich in Verbindung mit BIG TENNIS hin und wieder Vergleiche mit Bands wie VAMPIRE WEEKEND, KILIANS, MANDO DIAO oder COLDPLAY gehört. Ob das passt lasse ich mal dahingestellt, aber wer auf die genannten Bands steht oder sich generell für erstklassig gemachten Indie-Gitarrenpop interessiert sollte BIG TENNIS unbedingt antesten!


Wer mich kennt, könnte jetzt sagen, dass ich diese Besprechung vielleicht ein bisschen zu sehr mit rosaroter Brille geschrieben habe, da ich die Jungs auch persönlich kenne und schätze. Wer mich kennt weiß aber auch, dass ich gerne mal Musik die mir nicht gefällt hemmungslos in der Luft zerreiße, selbst wenn die Bandmitglieder gute Freunde sind. Auch bei BIG TENNIS könnte ich ein paar Sachen aufzählen die mir nicht gefallen: der hier und da leicht aufgesetzt wirkende englische Akzent im Gesang, stellenweise zu viel Schmalz, gelegentlich alberne Soundeffekte… Aber im Großen und Ganzen ist das nichts, was für mich die Qualität der Band schmälert, sondern eher noch für Wiedererkennungswert sorgt. Und wenn ich eine geile Indie-/Alternativeband hören will, weiß ich, dass ich nur BIG TENNIS auflegen muss und Vollbedienung bekomme!

Ein weiterer Bonus auf der Credibility-Seite ist natürlich, dass es sich hier um keine hochgezüchtete Hipster-Band handelt, sondern um vier ganz normale Typen, die das Ganze schon seit Jahren machen. Wir haben es hier also mit vollkommen geerdeten Typen zu tun, die dich an einer Lingener Theke auch mal locker unter den Tisch zechen können. Und sowas ist mir 1000x lieber als die nächste Hipster-Combo mit anämischen Teenage-Spargeltarzans, die sich beim Spielen nur auf die Zehenspitzen gucken.

Wobei wir auch fast beim nächsten Thema wären: Eine prima Liveband sind BIG TENNIS auch. Das nächste Mal live auf dem Lingener Abifestival 2012 zu bewundern, worüber ich mich jetzt schon ärgere, da ich so dort verpassen werde. Dabei hätte ich das neue Line-Up zu gerne gesehen, denn mittlerweile ist Philipp von den (leider kürzlich aufgelösten) FATSO & THE RIGHTMAKERS an Bord und ersetzt Tommy am Bass, der sich mittlerweile auf seine Band DESONA konzentriert.

Also Leute: BIG TENNIS Album besorgen (die CD kommt übrigens in einem hübschen Digipak)! Band beim Abifestival abfeiern! Und für den Moment könnt ihr euch schon mal das Video zu „Dance Dance Boris“ ansehen!


- Bernd -


Freitag, 8. Juni 2012

Konzerte: Rock unter Linden 2012 ... und was sonst noch so war

Nu isses geschafft! Meppen hat sein erstes Musik-Großereignis 2012 überstanden, "Rock unter Linden" ist gelaufen! Dann kann ja jetzt der "Graf" kommen, haha...

Ich musste am 01.06.2012 ja ärgerlicherweise bis nachmittags arbeiten, so dass ich mit Anhang erst zu ADOLAR am Cut war. Aber auf Lohnarbeiter nehmen diese unverschämten Abiturienten ja keine Rücksicht! Ha, bald steckt ihr selbst im Hamsterrad des Kapitalismus, da werdet ihr euch noch umgucken!!!

Der erste Weg führte Kerstin, Ziege und mich aber erstmal zu Kaufland, denn wegen Glasverbots auf dem Festival-Platz wollten wir uns mal wieder stilecht an Dosenbier laben. Was aber gar nicht so einfach war, der ganze Laden war schon ordentlich geplündert und durch die Gänge schlurften noch massig durstig guckende Teenager! Wir rissen uns also schnell zwei Sechserträger Warsteiner 0,5 l vonner Palette und bahnten uns einen Weg durch das Tohuwabohu an der Kasse.

Vom Kaufland ging's dann direkt rüber zur Schülerwiese und bereits auf dem Marktplatz mussten wir schon diverse lattenstramme 14-jährige umschiffen... Die Schülerwiese war dann pickepackevoll mit Leuten, die erwarteten 2.500 bis 3.000 Leute waren wohl tatsächlich da.Und irgendwie schien mir das mit dem Glasverbot auch nicht soooo konsequent durchgesetzt worden zu sein, da sah man des Öfteren diverse Leute mit Hartspritbuddeln in ihren Rucksäcken hantieren.

Das Potpourri an anwesenden Leuten war auch recht bunt: von smarten Indieboys und -girls bis zum Bauernlümmel schien mir alles vertreten zu sein. Emo-Helmfrisuren, Metallermatten, Mädels in Reithosen und die Turbojugend Bad Bentheim... Leider auch wieder so ein Grüppchen Grauzonenvolk ... ich frag mich immer was die bei solchen eher "alternativen" Veranstaltungen wollen, aber ich glaube das sind einfach nur arme Fackeln, die da hingehen weil's umsonst ist und sie sonst nix im Leben haben. Was bleibt einem sonst auch übrig, wenn man so einer Loser-Ideologie hinterherrennt?


ADOLAR haben Stromausfall, viele Leute gucken interessiert zu!
Seltsam war auch, dass sich da einige Psychobillys rumtrieben. Vielleicht sammelten die sich aber auch für's METEORS-Konzert am 02.06. in Osnabrück Aber was würde P. Paul Fenech dazu sagen, wenn er wüsste, dass sich die Flattops einen Abend vorher auf so einer Abiturienten-Veranstaltung rumgetrieben haben?!? Nicht besonders psycho ... oder aber irgendwo in Meppen stieg die Fortsetzung vom 1993er "Psychobilly Woodstock" und ich hab's nur nicht mitgekriegt...

So, viel Bla Bla, aber noch keine Musik. Die ersten Takte bekam ich wie gesagt von ADOLAR mit. Die hatten schon am 12.03.2010 mal im Meppener Jugendzentrum gespielt, aber damals hat das leider noch nicht so viele Leute interessiert... Seitdem haben ADOLAR auf der Hipsterleiter aber wohl ein paar Sprossen nach oben genommen. Musikalisch finde ich die Band eher okay als richtig supergut, aber den Kids vor der Bühne gefiel es. Allerdings war der Sound auch eher mittelprächtig und zu allem Überfluss war plötzlich auch noch der komplette Strom weg. Im Mischerzelt stand so ein kleiner Red-Bull-Kühlschrank, der hat wahrscheinlich so viel Saft gezogen, haha. Doch: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! Kurze Zeit später ging's weiter...

Etwa zu dem Zeitpunkt wurde mir auch das erste entblößte männliche Hinterteil gezeigt, von einem Typen (Name ist der Redaktion bekannt), der schon voller Stolz einen Edding-Moustache im Gesicht trug. Es ging also gut los, er wollte auch gar nicht damit aufhören, so dass sein nackter Arsch noch mehrmals in meinem Blickfeld auftauchte. *brrrrrr* Die Hitliste der besoffenen Leute führte für mich allerdings der Typ an, der sich vor lauter Strahligkeit schon um 18 Uhr kaum noch sitzend auf der Bank halten konnte, spritbedingt schielte bis zum Anschlag und dann beim Pissen am Abhang zum Stadtgraben mehrmals unfreiwillig versuchte durch seinen eigenen Mittelstrahl zu stolpern, aber irgendwie wie durch ein Wunder einen schwereren Sturz vermied. Tja, diese Ultra-Besoffenen haben ja meistens einen eigenen Schutzengel. Bis zum Ende war er da, Hut ab! Ich tippe auf 24 Stunden Filmriss und mittelschweren Leberschaden...

Nächster Schock: Ein Mitarbeiter der Emsland-Stasi tauchte auch und machte Fotos von mir. Dafür machte ich Fotos von ihm und seinem betrunkenen Freund Und ich wurde von einer jungen Dame auf "höchstens 24" geschätzt (weil ich Bart trug), da musste ich doch sehr lachen.

Die Emsland-Stasi im Einsatz! "IM Tapi" und sein Bodyguard!
Bevor ich aber wieder zu sehr von der Musik abschweife: ADOLAR brachten ihren Auftritt sauber über die Bühne, unterstützt von mehreren besoffenen Vorbandmitgliedern, die auf einer Bank am Bühnenrand irgendwie ihre eigene Party feierten. Wir machten danach einen kleinen Abstecher zum Marktplatz, wo der Besitzer vom Pub eine leichte Krise bekam, weil dutzende junger Menschen seine Toiletten unkontrolliert für Notdurft (und womöglich andere schlimme Dinge) missbrauchten und ich von einem komischen Typen angequatscht wurde, den ich zuerst für den Kannibalen von Montreal hielt. Gruselig...

Zurück am Platz fingen dann auch TURBOSTAAT als Headliner an. Coole Band, guter Auftritt, wie gewohnt, da brauche ich gar nicht viele Worte zu verlieren. Ich hatte es leider im Vorfeld versäumt die Band zu kontaktieren, cool wäre nämlich mal ein Mini-Konzert mit HALLO KWITTEN vor oder nach so einer Headliner-Show, fände ich. Aber da muss ich wohl warten bis die mal wieder in Meppen sind ... wann immer das sein mag, haha...


Dann die Katastrophe: Das Bier auf dem Festivalgelände war ausverkauft! Schon bevor TURBOSTAAT durch war! Unsere Dosenbiervorräte waren auch verbraucht! Na ja, wir haben's überlebt, aber komisch war's doch, dass auf so einem Event plötzlich der Sprit ausgeht...

Nachdem der TURBOSTAAT-Auftritt beendet war, sollte es noch ein Feuerwerk geben. Hm, das war zwar nur so la la, weil es noch relativ hell war, aber trotzdem netter Einfall. Wir stiefelten dann durch die Innenstadt, sorgfältig den überall anzutreffenden Kotzelachen ausweichend.

Nach kurzem Zwischenstopp im "Havanna" ging's dann weiter in den "Rockalast", da legten Gerd Dirty (aka Dom) und RiotOnTheRocks (aka Markus) bei der RuL-Aftershowparty auf. Deren Mucke geht ja eher in die Elektro-Richtung, da durfte man gespannt sein wie das im Palast ankommt ... Ich sag mal so: Ich war drauf vorbereitet, ein paar andere Leute (Stammgäste) aber offensichtlich nicht, haha! Ich muss auch zugeben, dass Dom mich mit so einem DJ-Set vor Jaaaahren auf einer eher Rock-orientierten Party mal hart genervt hat. An diesem Abend kam ich aber gut drauf klar, das ganze junge Gemüse im Laden stand auch irgendwie Kopf, so dass die beiden DJs auch gar nicht ans Aufhören dachten, obwohl deren Spielzeit schon längst zu Ende war. Aber alleine das Schauspiel, wie Dom oben in der DJ-Bude zu seiner eigenen Mucke am Abgehen war und zwischendurch schroff das Standard-Rockpalast-Wunschpublikum abfertigte, war schon eine Show für sich, haha...

Gerd Dirty bei der Arbeit: Fanatische Rockmusik-Wünscher wurden gnadenlos abgefertigt... ;)
Mein persönliches Fazit vom "Rock unter Linden" Tag:
Sehr angenehm war's! Wetter war gut, Bands auch (allerdings auch nur 2 gesehen, haha), Bier war kühl, viele Leute waren da und ich hab viele Leute getroffen, z. B. Jürgen von KÄFER K usw. usw... Immer gerne wieder!

Das allgemeine Fazit:
Also insgesamt war's okay, einziges Manko ist natürlich das alte Meppen-Problem: Besoffene wohin das Auge blickt! Teilweise auch offensichtlich Minderjährige... Und damit verbunden ist in Meppen leider auch immer so ein gewisses asoziales Verhalten, z. B. Gegenstände wahllos in die Menge werfen... Den Begriff benutzen ADOLAR am nächsten Tag in einem Facebook-Kommentar zum Festival: "Großteil Publikums asi wie wir..."

Na ja, von Stress in Richtung Kloppereien hab ich trotz der vielen Besoffenen zum Glück so gut wie nichts mitbekommen, das blieb auch wohl alles im Rahmen. Wermutstropfen allerdings: Nur so ein gefühltes ca. 1/4 der Leute interessierte sich tatsächlich für die Mucke, der Rest war nur zum Saufen da. Da muss sich die Meppener Jugend auch nicht wundern, wenn Meppen von Auswärtigen (z. B. von den Bands) als Hinterwäldler-Kaff angesehen wird. Das liegt nicht daran, dass Meppen per se als Stadt scheiße ist. Nein, das liegt eher daran, dass 70 bis 80 % der Jugendlichen hier offensichtlich nicht mehr drauf haben, als sich jedes Wochenende heftigst aus der Umlaufbahn zu schießen.

Man verstehe mich nicht falsch, ich hab selbst oft genug einen in der Krone... Aber kann das alles gewesen sein? Das ist doch auch nichts worauf man stolz sein kann... Saufen kann jeder. Das "Rock unter Linden" war gut organisiert und Musikfreunde kamen hier eine tollen Tag geboten. Schade ist nur, dass der Großteil der Leute so desinteressiert zu sein scheint, dass man da auch ein Schützenfestzelt mit Andrea Berg auf der Bühne hinstellen könnte, und ein Großteil des "Saufpublikums" würde es gar nicht merken. Also, wenn das hier einer von den Delinquenten liest: Nicht Meppen ist scheiße, an DIR liegt's!

***

Was war sonst? Ach hier, ein Schützenfestzelt hab ich ja oben schon erwähnt ... deswegen hab ich mich dann kurz nach dem "Rock unter Linden" auch 3 Tage beinhart in Dorfschützenfesttrubel gestürzt! So einmal im Jahr sollte man das machen, kann ich nur empfehlen! Würde ich mich das ganze Jahr nur in diesen oberschlauen Hipster-Musikinteressiertenkreisen rumtreiben würde ich ja wahnsinnig werden, haha! ;)

Dementsprechend hießen die ersten Livebands die ich nach TURBOSTAAT und ADOLAR gesehen hab dann auch STAR LIFE und SUN BEACH! Oder so ... diese Schützenfestcombos heißen ja alle irgendwie gleich! Und daneben noch diverse Schützenmusikanten- und Spielmannszüge. Rummtata sag ich nur! Wo ich jetzt so beinahe am Ende des Artikels angekommen bin, muss ich sagen, dass so ein Bericht von 3 Tagen Schützenfest sicherlich auch mal ganz interessant wäre, so als Sauf- und Sozialstudie ... haha, na ja, vielleicht nächstes Jahr... Ich bin jedenfalls Dienstags mit leerem Portmonee und dickem Kopf aufgewacht ... und einen BluRay-Player hatte ich auch noch gewonnen! Horrido!

Ein anderer Coup den ich gelandet hab war übrigens noch der Rockpalast-Logowettbewerb. Ihr wisst schon, der Palast feiert in diesem Jahr 30. Geburtstag und zum 25sten gab's schon so ein nettes T-Shirt. Auf das neue Shirt war ein Contest ausgeschrieben, den ich doch tatsächlich gewonnen hab. Das Motiv seht ihr weiter unten, so hatte ich's hingeschickt und so sieht's dann am Ende hoffentlich auch aus. Dann braucht der gemeine Rockpalastgänger bald nicht mehr in Kartoffelsäcken rumlaufen, und all die Spinner die den Laden seit Jahren nicht mehr von innen gesehen haben können sich natürlich auch wieder eins kaufen, der Credibility wegen...

Kleine Anmerkung: Die Shirts sollten in naher Zukunft beim Rockpalast eintreffen. Ihr könnt die beim Rockpalast kaufen, NICHT BEI MIR! Ich war nur das kreative Mastermind, mit Produktion und Verkauf hab ich nix zu tun. Dafür hab ich aber den ewigen Fame, yeah!!! ;)