Samstag, 22. Dezember 2012

Konzerte (anno dunnemals): 1. mycourts-Xmas-Rumble mit ASSPATROL und BATTLEDYKES (29.12.2005)

2005? Was war 2005 eigentlich in Meppen los? Kann ich euch erzählen! Denn ein Zweck dieses Blogs sollte ursprünglich nicht nur sein, über aktuellen Kram zu berichten, sondern auch die alten Zeiten in Erinnerung zu rufen. Denn auf meiner Festplatte schlummern da noch einige Schätzchen, hehe...

Aber zurück zu 2005! Mir kommt das ja vor wie gestern, aber ich denke hier gibt's auch einige Leser die da noch nicht ganz so steil gingen wie vielleicht heutzutage. Um 2005 rum war jedenfalls nicht viel los, was Livemusik in Meppen anging ... und das ging einigen Leuten gehörig gegen den Strich, u.a. mir. Mit ein paar Kandidaten hatte ich mir z. B. im Rockpalast desöfteren im angezwitscherten Zustand die Köpfe heiß geredet, was man denn machen könnte. Selber mal ein Konzert machen, Kräfte bündeln, mit Gleichgesinnten zusammenschließen, bla bla... Denn es war damals wirklich so, dass wir vor einem großen Nichts standen. Wenn man gute Bands sehen wollte musste man wegfahren nach Osnabrück, Münster, Lingen etc... Hier und da machte eine einheimische Band mal ein Konzert im Palast, das war's dann aber auch... Groß zusammengearbeitet wurde da nicht, jeder kochte irgendwie sein eigenes Süppchen und das war natürlich bedauerlich ... denn das Potential an interessierten Leuten schien ja durchaus da zu sein, das sah man ja an den Wochenenden im Rockpalast...

Lange Rede kurzer Sinn: Irgendwann im Sommer/Herbst 2005 trafen wir uns auf jeden Fall regelmäßiger mit ein paar Leuten, um so etwas wie eine Konzertgruppe zu gründen. Die meisten Treffen fanden im Keller der damaligen Zierfischstube an der Ecke Haselünner Straße/Bahn-Unterführung statt, da dort damals AND THE FEAR OF probten und z. B. Rodde und Tappel aus der Band mit dabei waren. Das Kind/die Konzertgruppe hatte dann auch recht schnell einen Namen: "mycourts". Keine Ahnung woher der kam, ich glaub das hatten die anderen sich ausgedacht. Der Name entwickelte aber später noch so eine gewisse Eigendynamik, mit Abwandlungen wie "myChords" (unser Fanzine, was es auf genau eine Ausgabe brachte) und "Mike Hortz" (ein zwielichtiges Alter Ego, das bald auf diversen Konzertgästelisten im Emsland verzeichnet war)... Außerdem natürlich nicht zu übersehen: die Namensähnlichkeit zum damals sehr trendigen myspace, was zu der Zeit tatsächlich noch meist die coolen heißen Bands aus dem Indie-, Alternative-, Punk- und Rock-Sektor nutzten...

Einer der ersten Header der mycourts-Homepage. Schön grün und so...
Um ehrlich zu sein, hatten wir aber von Tuten und Blasen wenig Ahnung. Ergo legten wir einfach los: Eine Homepage stand recht schnell (kurze Rückblende: das war in Sachen "Social Media" so ca. die Zeit in der myspace gerade anfing relativ steil zu gehen ... so komplexe Social Communities wie Facebook nutzten wir da kaum) und die erste "Aktion" war eine Party im Jugendkeller Hemsen im November 2005.

Und Ende Dezember sollte dann das erste größere Event mit Livebands folgen. Ein Problem war damals übrigens auch der Veranstaltungsort: Eigentlich schwebte uns da nur der Rockpalast vor. Das Jugendzentrum hatten wir erst gar nicht in Betracht gezogen, da dauerte es eine Zeit, bis wir merkten, dass im JuZ exzellente Grundvoraussetzungen herrschten, was Equipment anging. Während Konzerte im Rockpalast aufgrund nicht vorhandener Technik und umständlichem Bühnenauf- und -abbau immer schon umständlich waren...

Die erste Konzertparty stand aber recht schnell:
Ort: Rockpalast
Bands: die BATTLEDYKES (gute Freunde von mir und alles Exil-Emsländer) und die ASSPATROL (die von DJ RiotOnTheRocks angekündigt wurden als "TURBONEGRO-Coverband", was aber gar nicht wirklich stimmte...)
Datum: 29.12.2005 - ein Donnerstag, aber wir setzten darauf, dass noch viele Studenten und Exilanten zwischen Weihnachten und Neujahr die Füße bei Muttern und Vattern unter den Tisch steckten und zu so einer Party rauskommen würden. Perfekte Einschätzung, wie sich zeigen sollte! Außerdem hatten wir den Laden komplett gemietet und konnten so den Getränkeaussschank bis nach Mitternacht machen, ähnlich wie bei Jahrgangs- oder Abifeten.

Flyer zur ersten mycourts-Bandparty, damals selbst von mir gezeichnet und gestaltet. Anekdote: Mein damaliger Chef kriegte spitz, dass ich da kurz während der Arbeitszeit dran rumgeschraubt hatte und ich bin knapp an einer Abmahnung vorbeigeschrammt...
Nachfolgend mein Originalbericht von damals, den wir kurz nach der Party auf der mycourts-Homepage online gesetzt haben. Hier und da hab ich auch noch aktuelle Ergänzungen gemacht. In Kurzform erschien der Bericht auch im deutschlandweit erscheinenden "Ox Fanzine" (Nummer 64) für das ich damals geschrieben hab...

Wer mehr Bilder von dem Abend sehen will klickt diesen FACEBOOK-LINK! Da hab ich ein ganzes Album online gestellt.

„BATTLEDYKES vs. ASSPATROL“ Konzert und Party – 29.12.2005 – Rockpalast Meppen

Nach der ersten mycourts-Party (noch ohne Bands) wurde es endlich ernst: die mycourts-Konzertpremiere im Meppener Rockpalast stand an! Oder sollte ich besser sagen unser „Festival der Dorfschlampen und häßlichen Möchtegern-Rock’n’Roll-Fratzen aus Meppen und Umgebung“, wie es uns vorher ein beherzter (aber leider anonymer) Gästebuchbesucher einflüstern wollte?!? Ein anderer Eintrag von gleichem intellektuell hochwertigen Kaliber besagte gar „Meppen ist tot, war tot und bleibt tot!“, von daher wäre evtl. auch „Night Of The Living Dead“ angebracht. Denn eins kann ich hier schon vorwegnehmen: so lebendig hab ich Meppen selten gesehen! Es war VOLL! Sehr voll sogar! Und nicht dass wir uns durch anonyme Gästebucheinträge aus der Ruhe bringen lassen würden, aber es ist schon lustig zu sehen wie der Abend dann so ein Erfolg wird und seltsamerweise niemand zu einem kommt um einem solche Kritik mal ins Gesicht zu sagen. Um mich herum waren jedenfalls nur zufriedene Gesichter zu sehen und somit halte ich hier mal fest: sein Armutszeugnis schreibt sich jeder selbst, allen voran arme verbitterte Subjekte deren mangelndes Selbstbewusstsein und gestörtes Sozialverhalten wohl nichts anderes mehr zulässt, als dass sie unter falschen Namen in Internet-Gästebücher posten. Macht ruhig weiter Jungs und Mädels, der Unterhaltungsfaktor von sowas ist nämlich nicht zu verachten, haha!
Interessante Sache: Soweit ich mich erinnere bekamen wir damals schon Gegenwind von solchen anonymen Gästebuchschreibern, noch bevor wir überhaupt durch Parties oder Konzerte aktiv geworden waren. Haters gonna hate! ;)
Wie gesagt machten uns diese Störfeuer im Vorfeld wenig aus, aber die Vorbereitungen verliefen natürlich nicht ganz sorgenfrei. Zu allererst: die Palastmiete, die Bands und die Getränke müssen bezahlt werden! Da kamen nicht unwesentliche Beträge zusammen. Haut das vom Finanziellen alles hin? Kommen genügend Leute? Ein mulmiges Gefühl hatte ich schon, als ich um 19:55 Uhr im kalten Palast stand und auf die ersten Gäste wartete. Zwei Stunden später bekam man dann Sachen zu hören wie: „Ich hab den Palast um diese Zeit noch nie so voll gesehen!“ Wahnsinn! Die Strichliste am Eingang besagte zu späterer Stunde irgendetwas um 300 Anwesende und ich denke, das kann sich sehen lassen!
ASSPATROL live vor vollem Haus!
Dabei wurden sogar ganze vier verschiedene Turbojugenden gezählt, die wohl hauptsächlich wegen der ASSPATROL angereist sein dürften. Und die fünf Jungs legten dann auch um kurz nach 21 Uhr als erste Band des Abends los. Der erste Song war noch etwas holperig, im zweiten verlor Sänger Doc Dangerous kurzzeitig die Stimme, aber danach lief die ASSPATROL auf vollen Touren! Ganz im Stile von TURBONEGRO (mit leichtem Metal-Einschlag: METALLICA wurden sogar in einem Song mal angespielt) wurden eigene Songs rausgehauen und noch einige Coverversionen eingestreut (natürlich von den großen norwegischen Vorbildern und z.B. auch „Evil Woman“ von ZEKE). Optische Augenweide war dabei wohl Schlagzeuger SokratASS, dessen Vorbild wohl tatsächlich das Tier aus der Muppetshow sein könnte!
So muss ein Drummer aussehen: Schwitzend und mit S.O.D.-Shirt! SokratASS von der ASSPATROL!
Erste kreischende Mädels (und natürlich auch Jungs!) wurden in der ersten Reihe gesichtet, die ersten Tanzbeine wurden geschwungen und von dem sonst so gefürchteten „Emsländischen Halbkreis“ vor der Bühne war nichts zu sehen! Ein erstklassiger Opener: die Rock’n’Roll ASSPATROL!!!
Videos gibt's von dem Abend zwar nicht, aber hier mal ein auf YouTube gefundener audiovisueller Eindruck der ASSPATROL auf der Bühne:

Die BATTLEDYKES fanden danach natürlich ein denkbar gut vorgewärmtes Publikum vor und setzten auch gleich alles daran, dem Abend die Krone aufzusetzen. Mit simplem RAMONES-inspiriertem 3-Akkord-Singalong-Punkrock mit eingebauter Partygarantie ist das natürlich kein großes Problem, wobei dazu noch der ein oder andere Publikumsausflug von Sängerin Dani Battledyke kam und Lovesongs über Jungs aus Westbevern, die die Leute vor der Bühne schnell Kopf stehen ließen! Ganz großes Entertainment! Die Setlist wurde inklusive aller Zugaben komplett durchgespielt, so dass die BATTLEDYKES danach ziemlich k.o. von der Bühne fielen, obwohl einige Zuschauer immer noch nicht genug hatten...
Hier ein Tondokument der BATTLEDYKES! Anekdote zu dem Song: Eine Zeit lang bat Sängerin Dani Domina zu diesem Song einen männlichen "Freiwilligen" auf die Bühne, der dann dort ausgepeitscht wurde. Am 29.12.2005 wurde dieser Stunt aber leider ausgelassen... ;)

Um 23 Uhr war die Bandaction leider schon zu Ende, aber dazu muss gesagt werden, dass diese Uhrzeit eine Ansage vom Ordnungsamt war. Wir hätten gerne länger gemacht, aber leider ging es nicht anders... Danach so schnell wie möglich die Bühne abgebaut und die Rock’n’Roll-Tanzparty mit DJ RiotOnTheRocks konnte losgehen. Und wirklich: so voll hab ich die Tanzfläche im Palast selten gesehen. Bis zum Schluss war der Dancefloor durchgehend ausverkauft, unglaublich! Die mycourts-Tanzmütze machte fleißig die Runde und ich musste mich die ganze Zeit fragen, ob das wohl die beste Party im Jahr 2005 ist... Ich sag jetzt mal ganz optimistisch: Ja, das war sie! Auch auf die Gefahr hin, dass Eigenlob stinkt, aber das hier ist nun mal ein vollkommen subjektiver Augenzeugenbericht... Allerdings waren auch alle Leute mit denen ich an dem Abend noch geredet habe, ähnlich begeistert wie ich! Leider kam recht früh von Palastbesitzer George die Ansage zum Musik abstellen, auch hier hätten wir gerne länger gemacht... Was soll’s, es wurden schnell die letzten Schnapsleichen und Long-Island-Icetea Opfer aus den Bänken gekratzt und dann durften alle zufrieden ins Bett fallen...
Den Long-Island-Icetea hatten wir damals übrigens als Sonderidee ins Getränkesortiment aufgenommen. Der Hartspritanteil wurde vorher in einer Plastikwanne angerührt, in Flaschen abgefüllt und beim Ausschank einfach mit Cola aufgefüllt. Schmeckte wider Erwarten ganz gut, brach aber einigen Leuten das sprichwörtliche Genick! ;)
Ca. 23:25 Uhr: Tanzfläche voll!!! Tanzmütze rechts mittig zu sehen, auf dem Kopf einer willigen Adeptin!
Pathetische Schlussworte spare ich mir mal, nur soviel: tausend Dank an alle die da waren (vor allen Dingen auch an die Leute die von auswärts angereist sind), an die Bands und natürlich noch viel mehr Dank an alle Helfer, ohne die das ganze Event nie geklappt hätte! Extraspezialdank gilt hierbei Nils, der die legendäre Tanzmütze (nach Abschluss der Party als vermisst gemeldet) zusammen mit dem reumütigen Tanzmützenverwalter Tage später aus ein paar Kubikmetern Palastmüll wieder ausbuddelte!
Bei dieser Aktion hätten wir übrigens fast lebenslanges Hausverbot im Palast bekommen, da wir den Müll natürlich wild um uns warfen und auf der Straße verteilten. Als George uns dabei ertappte war er verständlicherweise äußerst ungehalten... Nachdem die Tanzmütze geborgen war, haben wir aber alles wieder fein säuberlich eingeräumt und uns wahrscheinlich unwissentlich eine autodidaktische Mehrfachqualifikation für die Fließbandarbeit bei Müll-Theo angeeignet...
Bald geht es weiter mit mycourts, um genau zu sein am 04.02. im St.-Paulus Gemeindehaus (Party zusammen mit dem BRT-Team) und am 17.02. im Meppener Jugendzentrum mit Livemusik von ASHES OF POMPEII (Emocore, Marburg) und GOING BORDERLINE (Emo-Metalcore, Meppen)!!! Wäre schön dort wieder zahlreiche Besucher begrüßen zu können!

Bombe

PS: Die Tanzmütze ist zwar wieder da, aber Stempel und Stempelkissen fehlen uns leider noch. Vielleicht gibt es hier ja einen ehrlichen Finder...

Tja, so war das damals. An die Party denke ich immer noch gerne zurück. Das angekündigte Konzert mit ASHES OF POMPEII und GOING BORDERLINE fand wie angekündigt statt und war auch eine ziemliche Granate mit einem proppenvollen Jugendzentrum ... ca. 100+ Leute da und der Startschuss für ca. ein halbes Dutzend Meppener Gastspiele von ASHES OF POMPEII in den darauffolgenden Jahren.

"mycourts" war dann im gesamten Jahr 2006 äußerst umtriebig und es fanden mehrere Konzerte statt. Dazu hab ich auch noch eine Masse Material, ich werde das mal so nach und nach wieder online setzen, wenn ich die Zeit finde. Übrigens: Ende 2006 fand die erste mycourts-Palastparty eine grandiose Fortsetzung: am 28.12.2006 mit den ANGRY NEPIS und MORBID MINDS!

Dienstag, 18. Dezember 2012

Konzerte: Christian Steiffen vs. JANCEE PORNICK CASINO (15.12.2012 - JuZ Meppen)

Mannoman, ich nehme ja ungern ein Fazit vorweg, aber zu Steiffen vs. Pornick kann ich im Nachhinein nur sagen: Ein denkwürdiger Abend!!! Als hätte ich's geahnt, war ich den ganzen Tag über schon total nervös und musste ständig auf's Klo. Der übrige Tagesablauf war selbstverständlich geprägt von versauten Wortspielen, denn wenn abends Christian Steiffen spielt, bekommen so profane Dinge wie Spritzgebäck und Tortenguss nachmittags mitunter eine ganz andere Bedeutung...

Aber wie konnte es zu diesem "Clash of the Entertainment-Titans" eigentlich kommen? Zur wahnwitzigen Kombination "Schlager vs. Rock'n'Roll"? Oder wie der Emskopp so schön sagte: "Kirschlikör und Eiskalter Wodka"?!? Ich kann mich grau daran erinnern, dass Yogi (der federführende Organisator bei diesem Konzert) mir Christian Steiffen vor geraumer Zeit schon mal vorgeschlagen hatte. Da dachte ich: "Schlager? Will der mich verarschen?!?"

Heute bin ich schlauer! Denn nachdem Yogi im Sommer schon mal so nebenbei das JANCEE PORNICK CASINO für einen Dezembergig klar gemacht hatte, bewies er ein absolut goldenes Händchen als er Christian Steiffen einfach dazu packte! Chapeau! Im Vorlauf gab es bereits massig Meldungen beim JuZ, ob es auch einen VVK geben würde, was eher ungewöhnlich ist, im Vorlauf einer lockeren kleinen Meppener JuZ-Show. Man durfte also gespannt sein, was im Endeffekt tatsächlich los sein würde.

Das Konzert selbst hab ich zwar nicht geschmissen, dafür aber den Flyer gezaubert. Ein Traum in Schleiflack!
Und es kamen dann letztendlich über 100 Leute!!! Der Laden platzte aus allen Nähten, aber am 15.12. kann man sich ja schon mal in so einer gemütlich vollgepackten Butze auf besinnliche Weihnachten einstimmen. Da die Kombination der musikalischen "Acts" eher ungewöhnlich war, war die Publikumszusammensetzung auch sehr gemischt. Ich denke die Leute die wegen Steiffen da waren und die Jancee-Fans hielten sich so ziemlich die Waage. Es wurde sogar eine "Turbojugend Meppen" Jacke gesichtet, und ein nicht unerheblicher Teil des Publikums hatte schon seit nachmittags zuhause vorgeglüht ... und sich dann an der Meppener Bahnhofskaschemme zusammengerottet ... so munkelt man zumindest.

Die Zeichen standen also auf Sturm! Es stellte sich die Frage was Christian Steiffen dem entgegenzusetzen hatte, außer seiner windschnittigen Frisur und dem pornösen Oliba. Jüngst erst zum "Osnabrücker Original" gewählt, haute er schon nach 10 Sekunden den ersten VfL Osnabrück/SV Meppen Gag raus und umschmeichelte so direkt auf nonchalanteste Art und Weise das emsländische Publikum. An anderen Abenden hätte der lila-weiße Charmebolzen dafür womöglich direkt was an den Tabernakel bekommen, hier lagen ihm die Zuhörer direkt nach den ersten Tönen zu Füßen. Mit Hits wie "Arbeiter der Liebe", "Ich hab die ganze Nacht von mir geträumt", "Selbstmitleid", "Ich fühl' mich Disco" oder "Ich habe Haschisch probiert" wickelte Herr Steiffen Meppen um den sprichwörtlichen kleinen Finger.

In einer Stadt in der manchen konservativeren Einwohnern vor einigen Jahren bereits die Aufführung der "Rocky Horror Picture Show" sauer aufstieß, bot diverses Steiffen-Songmaterial natürlich einigen textlichen Zündstoff. Ich bin z. B. gespannt, was die ein oder anderen Elternteile dazu sagen werden, wenn sie ihren Nachwuchs auf dem nachfolgenden Video voller Inbrunst beim Mitsingen des Songs "Sexualverkehr" ertappen...


Ihr merkt schon, es roch nach Skandälchen und das Ganze ging schon nach kurzer Zeit straight in Richtung Sodom und Gomorrha! Christian Steiffen warf sämtlichen Damen in den ersten Reihen permanent eindeutig zweideutige Blicke zu. Da hätte ich nun allen Grund gehabt empört zu sein, da sich auch meine Frau unter den Anwesenden befand ... stattdessen tanzte ich schon nach 10 Minuten Limbo unter Steiffen's Mikroständer ... so schnell kann's gehen und ein Schelm der Böses dabei denkt! Dazu sang er dann noch darüber, dass Jesus Christus ein Kumpel von ihm war und er eigentlich 2.000 Jahre alt ist. Sah man ihm aber gar nicht an! Davon abgesehen handelten die Texte aber vom knallharten wahren Leben und sprachen so manch einem direkt aus der Seele. Als Beispiel sei hier mal der Hit "Eine Flasche Bier" angeführt. Hören und sehen sie selbst:

Ich muss sagen: Wer sich bei Minute 2:01 nicht zumindest ein bisschen verknallt hat, kann keine Liebe empfinden! Ein Höhepunkt folgte also dem anderen. Die Show entwickelte eine verblüffende Eigendynamik, z. B. entstand gegen Ende das "Meppener Echo", das den Herrn Steiffen sogar beim Singen etwas zu irritieren schien. Und ich dachte der sei mit allen Wassern gewaschen, ha ha... Er konterte diese Unwägbarkeiten aber z. B. dadurch, dass er uns in den Ansagen freimütig von seiner jüngst überstandenen Arsch-OP erzählte. Da musste ich spontan an eine andere Band denken, die im JuZ einmal ebenfalls das Thema Arsch-OPs in ihre Ansagen einbaute und mich dann später mit Mails bombardierte, damit ich die Videos lösche die ich davon gemacht hatte. Tja, Gags muss man bringen können. Steiffen kann's, andere nicht!

Krönender Abschluss war dann die Polonaise zur Marschversion von "Eine Flasche Bier", bei der einige Zuspätkommer und draußen Rauchende VOR dem Jugendzentrum förmlich von der Parade entfesselter Steiffen-Fans überrannt wurden. Das sieht man nicht alle Tage!

Was ich anschließend noch so an Gossip erfahren konnte (ohne Gewähr, versteht sich):
  • Christian Steiffen fuhr nach dem Konzert direkt weiter zu einem anderen Auftritt. Angeblich feierte eine gut betuchte Bierfabrikantin (eigentlich in Dubai wohnhaft) ihren Geburtstag. Zitat: "Na ja, die ist blond, Single und stellt Bier her ... wie kann ich da NEIN sagen?!?"
  • Der Organist Dr. Martin Haseland hat angeblich mal bei den ANGEFAHRENEN SCHULKINDERN gespielt, die ja in der Vergangenheit auch schon mit Hymnen wie "Tötet Onkel Dittmeyer" oder "I wanna make love to Steffi Graf" deutsche Konzertsäle und Amtsgerichte unsicher machten...
  • Christian Steiffen heißt in Wahrheit gar nicht Christian Steiffen, aber sein echte Name könnte ebenfalls einem deutschen Pornoproduktions-Pseudonym-Lieferanten eingefallen sein... 
So ließ Christian Steiffen also das Meppener Publikum zurück - erschöpft und bebend vor Erregung! Würde das JANCEE PORNICK CASINO das noch toppen können?!? Ich sag mal so: Es war anders als der Steiffen-Auftritt, aber mindestens genauso geil!

Jancee und seine beiden Russen sind in Meppen ja keine Unbekannten. Das erste Konzert fand 2008 im Meppener JuZ statt, damals hatte ich das noch mitorganisiert. Und damals hatte das JANCEE PORNICK CASINO das auf seiner Seite, was Christian Steiffen an diesem Samstag ausspielen konnte: den Überraschungseffekt! Damals wusste kaum jemand was ihn/sie erwartet, und dann nahm das amerikanisch/deutsche Trio den Laden schlicht und einfach auseinander! Seitdem war Jancee noch zweimal auf dem Meppener Stadtfest zu Gast und ich hab ihn noch bei anderen Gelegenheiten gesehen. Dabei haben wir viel getrunken und viel gequatscht, der Mann ist einfach ein großartiger Typ. Und halb Meppen weiß halt mittlerweile auch, was das JANCEE PORNICK CASINO für eine Bomben-Liveband ist! Blinde Hühner finden halt auch mal 'n Korn, haha...

Das sei also mal vorweggeschickt: Ich kenne und schätze sowohl die Band als auch die Typen an sich! Und deswegen feier ich die natürlich auch ab! Davon abgesehen, kann wohl niemand abstreiten, dass Jancee Warnick ein unglaublich harter Bühnenarbeiter ist und nebenbei noch ein begnadeter Entertainer mit Halbwelt-Charme und unvergleichlich guter (Surf-)Gitarrist! In Kombination mit seiner russischen Rhythmussektion (Vladimir und Alexei - ebenfalls coole Typen) ergibt sich das unvergleichliche Trio JANCEE PORNICK CASINO!

Auch wenn es schwer war nach Christian Steiffen noch einen draufzusetzen - die Show vom JANCEE PORNICK CASINO war der erwartete Knaller! Und das, obwohl Jancee selbst mit Magen/Darm-Beschwerden äußerst angeschlagen ins Rennen ging. Wer sich im folgenden Video also fragt wohin der Frontmann zwischen Minute 3 und Minute 6 verschwindet, der zähle bitte 1 und 1 zusammen...

Eine Band (die JIZZLOBBERS) hatte es im JuZ mal gebracht, in der Mitte des Sets mit dem Spielen aufzuhören um eine Rauchpause einzulegen. Aber dass ein Frontmann während eines Auftritts losrennt um erstmal rückwärts zu frühstücken hatte ich auch noch nie gesehen... Und dann kommt er wieder und spielt weiter als sei nix gewesen... Das soll erstmal einer nachmachen, haha!

Mittlerweile konnte man die Luft im JuZ schneiden, die Biervorräte neigten sich dem Ende zu und der inoffizielle Meppener Vladimir-Fanclub wurde immer betrunkener. Nichtsdestotrotz war sich die Band nicht zu schade auch immer wieder unschuldige Zuschauerinnen auf die Bühne zu entführen. Wenn der Steiffen schon so gebaggert hat, durfte sich das JANCEE PORNICK CASINO natürlich nicht lumpen lassen...

Irgendwann geht aber auch das schönste Konzert zu Ende und so wankte auch das JANCEE PORNICK CASINO nach ca. einer Stunde von der Bühne, nachdem sie absolute Vollbedienung geboten hatten. Ich denke allein von der Stimmung und den Besucherzahlen war das ein JuZ-Abend der lange Zeit nicht zu toppen sein wird! Sackstark! Wer nicht dabei war ... bla bla ... wisst ihr selber, nä?!?

Danach war noch Zeit für Smalltalk, z. B. mit Jancee über's Heiraten, Kinder kriegen und die derzeitigen Plattenpresspreise ... die wichtigen Dinge des Lebens halt. Und mit dem ehemaligen ASSPATROL-Drummer "SokratAss" über das erste mycourts-Festival im Meppener Rockpalast am 29.12.2005 ... auch so ein legendärer Abend, verdammt! Wenn ich mich richtig erinnere haben wir damals Long-Island-Icetea in Plastikwannen angerührt... Da müssten in meinem Giftschrank auch noch Fotos und Tagebucheinträge liegen, mal sehen, vielleicht stell ich das irgendwann auch noch mal online, hehe...

Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären: Eigentlich folgt hier standardmäßig ein Alkoholexzess meinerseits im Rockpalast. Der blieb aber diesmal aus, da wir am nächsten Tag die bucklige Verwandtschaft zu Gast hatten. Ich war also um 1 Uhr zuhause .... zivilisierte Zeit ... trotzdem 'n Kopp wie 'n Rathaus gehabt ... na toll, da kann ich nächstes Mal genausogut wieder voll durchziehen.

Über sonstige Eskapaden müsst ihr aber diesmal andere Leute befragen. Angeblich soll noch wieder von einigen die Bahnhofskaschemme angesteuert worden sein, aber ... ich weiß von nix, ich war brav zuhause ... Hände auf der Bettdecke!

Dienstag, 27. November 2012

Konzerte: havarii. und FJØRT im JuZ Meppen

Am 23.11.2012 kehrten ein paar Exil-Meppener mal wieder in ihre alte Heimat zurück, um uns mit ihrem Schaffen zu beehren. Um genau zu sein havarii., die zum Großteil aus der alten Besetzung von SALON HELGA bestehen. Mittlerweile sind alle in Hamburg ansässig und haben mit ihrer neuen Band tatsächlich eine Tour auf die Beine gestellt. Also eine richtige Tour! Nicht nur so am Wochenende 1-2 Shows spielen und dann vielleicht noch irgendeinen Schützenfestmontag dranhängen. Nein, eine richtige kleine Tour, anderthalb Wochen unterwegs: Hamburg. Köln, Berlin, Essen etc... Hut ab, ich kann mich nur an wenige Meppener erinnern die das hinbekommen haben!

Unterwegs waren havarii. mit FJØRT, was keineswegs Norweger sind, sondern ein Trio aus Aachen. Die Tour lief unter dem Motto "demontage/vogelfrei" ... und bevor hier nachher wieder meine besoffen verwackelten iPhone-Videos kommen könnt ihr euch zur Einstimmung vielleicht erstmal den kleinen Vimeo-Tourtrailer angucken, den die Bands vorab als Promo gebastelt hatten:


fjørt & havarii // demontage/vogelfrei tour 2012 from havarii on Vimeo.

Am 23.11. war ich dann relativ spät dran, obwohl ich den ersten Kassendienst hatte, dementsprechend bekam ich schon erste Droh-SMS vom Orga-Team, haha. Aus Rache haben die mir dann derart das Wechselgeld gekürzt, dass ich diverse Male einen mittleren Nervenzusammenbruch erlitt, sobald jemand mit Schein bezahlen wollte... Sorry wenn ich jemanden angekackt hab, dafür war ich umso begeisterter wenn es jemand passend hatte... Yo!

Ansonsten war aber alles relativ entspannt. Wir waren im JuZ zwar nur mit schmalem Personal am Start, da sich ein ganzer Schwung der "Initiative 2.0" Leute noch in der Marianum-Aula um's Buffet prügelte, denn da wurde der Jugendförderpreis des Kreisjugendrings Emsland vergeben und die "Initiative 2.0" war nominiert. Aber dazu später mehr...

Ich fühlte mich währenddessen noch leicht bedrängt vom neuen Cola-Automaten, der ziemlich riesig ist und so ziemlich die Hälfte meines üblichen Kassen-Wirkungskreises einschränkte. Direkt daneben steht auch noch der alte Automat, das JuZ scheint also auf dem besten Weg zum Automatenmuseum zu sein. Verrückt! Ich komm da auch nur drauf, weil der Biernachschub vorne an der Kasse nicht klappte. Aber dafür war auch der brutale Typ zuständig, der mir vorher schon die Droh-SMS geschickt hatte... Halunke!

Ich schweife aber wieder ab, denn um kurz nach neun betraten FJØRT (http://www.facebook.com/fjort) die Bühne. Der Bandname entspricht dem norwegischen Wort "vierzehn", aber ich habe leider versäumt zu fragen was es damit auf sich hat. Musikalisch hatten die ordentlich Wumms, waren auch als "Hardcore" deklariert und das bezieht sich ja seit jeher glücklicherweise nicht nur auf Schenkelwestern und schäbigen Techno... Fragt mich aber jetzt nicht nach vergleichbaren Bands, denn dafür waren FJØRT mir ein bisschen zu "Post-Hardcore", und das hat jetzt nichts mit Briefträgern zu tun... Insgesamt war's aber eine coole Show, der agile Bassist fiel auf, der ständig hin und herflitzte. Und es war laut!!! Der JuZ-Soundmann zauberte einen ziemlich guten Klangteppich hin, holte aber gleichzeitig auch alles aus der Anlage raus. Mein lieber Scholli!



Nachdem FJØRT ziemlich laut waren, wurde es dann plötzlich auch ziemlich laut am Eingang denn die Förderpreis-Delegation der "Initiative 2.0" war eingetroffen. Und ... was soll ich sagen?!? Die haben tatsächlich den Cup gewonnen! Der emsländische Jugendförderpreis 2012 geht an die "Initiative 2.0"! Also: Ringelpietz mit Anfassen, Polonäse durch's JuZ, wildfremde Menschen lagen sich in den Armen. Ich glaube ein paar Leute hatten auch schon ordentlich Puffbrause genascht, huijuijui...

Entsprechend "gut drauf" ging es dann weiter mit havarii. (http://www.facebook.com/havarii), die auch schon ganz rote Bäckchen hatten, weil sie in Meppen headlinen durften. Auf der Tour hatte es übrigens schon frische Tätowierungen gegeben, leider nicht den von mir empfohlenen Aloha-Affen, dafür aber Papierschiffe. Tse... Der havarii.-Auftritt war dann ganz kurzweilig. Mir auch wieder zu "Post-irgendwas" (ja ja, oldschool Klugscheißerblabla, aber ich hör mir halt gerne 10x hintereinander BLACK FLAG's "Damaged" an, haha), aber war schon ganz gut, mit male/female-Wechselgesang und allem Zip und Zap.


Danach ging es dann in den gemütlichen Teil über, sprich einige Leute (ich inklusive) waren schon wieder so angetütert, dass wir glorreiche Ideen hatten wie den "Emsländischen Halbkreis" im Jugendzentrum auf dem Boden abzukleben. Die Idee ist übrigens mit dieser Niederschrift ab sofort rechtlich geschützt, hehe... Die Aussprache des Namens "Christian Steiffen" sorgte auch noch für einige Diskussionen, ich denke das werden wir am 15.12. endgültig klären, wenn Herr Steiffen zusammen mit dem JANCEE PORNICK CASINO im JuZ auftritt (hier geht's zum Facebook-Event). Das wird ein Spässken!

Wer vorher noch (leider im Gegensatz zu mir) Zeit hat, sollte auch zum "Markus12" Festival im JuZ gehen, da spielen am 08.12. VERTICAL AGE, TMH und DISTANCE REMAINS. Hier geht's zum Facebook-Event.

Als Abschluss noch das beste Tattoo des Abends, mit bestem Dank an Jim V. Ich bin übrigens fast mal wegen einem BAD RELIGION Shirt von der Schule geflogen, aber das ist 'ne andere Geschichte...

Montag, 5. November 2012

PROBERAUMCHECK: Meppen/Arndtstraße

Der Proberaum, das unbekannte Wesen ... Ich finde es ist an der Zeit mal eine eigene Rubrik für Meppener Proberäume aufzumachen: den PROBERAUMCHECK!!!

Wer selbst Musik nur konsumiert und nie selber in einer Band gespielt hat, wird das Phänomen Proberaum vielleicht gar nicht kennen. Zuallererst mal die olfaktorische Herangehensweise - Proberäume haben einen absolut spezifischen Geruch!

Meine eigenen musikalischen Gehversuche waren immer sehr beschränkt, aber so viel kann ich sagen: Sämtliche Proberäume die ich je betreten habe, hatten alle denselben Geruch! Eine Mischung aus kaltem Muff, abgestandenem Bier, bergeweise Kippen und kernigem Rockschweiß... Meist befinden sich Proberäume ja auch noch in irgendwelchen alten Kellern, Bunkern oder vernachlässigten Bauernhofnebengebäuden. Die dort zumeist herrschende feuchte Schimmeligkeit ergänzt die spezifische Proberaum-Duftmarke meist noch um das gewisse Etwas. Ehrlich, man könnte das in Flaschen abfüllen! "Eau de salle de répétition" oder so ein Quatsch... Allerdings hab ich keine Ahnung an wen man das verkaufen könnte ... an Castingshowteilnehmer? An alternde Rockstars mit Credibility-Problem, die ihre fünfte Abschiedstournee absolvieren? Keine Ahnung ... mein Problem ist auch eher, dass es keine "Riech-Blogs" gibt, aber ich hoffe anhand meiner Beschreibungen können sich die meisten Leser jetzt ansatzweise ein (Geruchs-)Bild machen...

Proberaum Arndtstraße: Auch hier roch es leicht müffelig, insgesamt aber noch erträglich...
Ein weiteres Merkmal vieler Proberäume: Obwohl es dort relativ schäbig aussieht, türmen sich dort doch zumeist immense Werte ... und zwar in Form von Pfandflaschen! Pfandsammeln wurde in den letzten Jahren ja ein bisschen zum Phänomen für die durch's Raster Gefallenen unserer Wohlstandgesellschaft. Und so manchem Pfandsammler würden in dem ein oder anderen Proberaum die Augen übergehen. Ähnlich wie Metalldiebe (auch so ein Phänomen der letzten Jahre) würden sich Pfandsammler mit geringer Hemmschwelle und hoher krimineller Energie bestimmt bald auf das Ausrauben von Bandproberäumen spezialisieren, wenn die wüssten was da an Werten rumliegt!

Sofern es nicht der Proberaum einer Straight-Edge Band ist, wird im Proberaum generell nämlich viel gesoffen! So manche Band wurde wohl auch nur zum Zweck des gemeinsamen Saufens gegründet, ich erinnere mich da an die Story der Ami-Punkband GANG GREEN, die angeblich speziell geprobt haben sollen, wie man auf der Bühne mit mehreren Atü auf dem Kessel fehlerfrei zusammenspielt (sprich, die haben sich schon vor jeder Probe ziemlich umgelattet)...

Ich selber hab mal eine Zeitlang in einem Proberaum im Norden von Meppen gespielt, der irgendwann kaum mehr betretbar war, da sich im Vorraum die Pfandflaschen so hoch stapelten. Die hatten natürlich die anderen Bands hinterlassen, mit denen wir uns den Raum geteilt haben ... dürfte klar sein! ;) Aber ansonsten war der Proberaum echt das Fort Knox in Sachen Glaspfand, unglaublich!

Doch ich schweife mal wieder ab, wir kommen also jetzt zu meinen aktuellen Proberaum-Erlebnissen: Auf der Minus Rockcity Facebook-Seite hatte ich kürzlich schon mal Bilder vom Proberaum in Rütenmoor geprobt, der die Heimat für viele Harener Bands war. Am 02.11.2012 verschlug es mich nun in einen neuen Meppener Proberaum in die Arndtstraße in Esterfeld.

Proberaum Arndtstraße: Kleines Mischpult und Laptop - mehr brauchen gute Bands nicht um Hits aufzunehmen!
Ungewöhnlich ist der Proberaum erstmal dadurch, dass der mitten in einem Wohngebiet liegt, im Keller eines Einfamilienhauses. Dementsprechend bin ich auch mal gespannt wie lange die Nachbarn die Lärmbelästigung mitmachen, hehe... Generell liegen Proberäume ja doch eher etwas abseits, wo man niemandem durch den fabrizierten Krach auf die Nerven fallen kann. In der Arndtstraße probt eigentlich eine noch namenlose Punk'n'Roll-Band mit (ex-)Mitgliedern der FAVORATS, STARFIRE ROCKETS, AUDIOSONIX, BACKSEAT BINGOS, PROPAGANDA NETWORK und VOMITORY. Am 02.11. war ich aber da, weil THE KIDNAPPERS eingeflogen kamen!

Mit den KIDNAPPERS verhält es sich übrigens so, dass die sich so ca. einmal im Jahr einer norddeutschen Stadt ihrer Wahl treffen um neue Songs einzuspielen, die dann auch direkt aufgenommen werden. Die Band gehört zur Crème de la Crème der deutschen Garagepunkszene und hat auch schon einiges auf dem Kerbholz: mehrere Alben und Singles (u. a. auf dem semilegendären US-Label Rip Off Records) und europaweite Konzerte (u. a. Deutschland- und Italientouren, "Whole Lotta Midsomar" Festival in Stockholm etc.) plus diverse Gigs in Übersee (z. B. SXSW-Festival im letzten Jahr).

Wie bei so einigen anderen Bands hat sich bei den KIDNAPPERS in den letzten Jahren aber eine gewisse räumliche Distanz zwischen den Musikern ergeben: Timo (Drums) wohnt in Köln, die Zwillinge Chris (Bass) und Philipp (Gitarre) wohnen beide in Hamburg, kommen aber ursprünglich aus dem Raum Stuttgart. Und neuerdings sind auch noch Kind und Kegel dazugekommen...

Warum treffen sich die Typen jetzt ausgerechnet in Meppen, wird sich manch einer fragen?!?! Nun ja, Timo kommt aus Meppen und die bereits erwähnte namenlose Band von seinem Bruder Marc betreibt den Arndtstraßen-Proberaum. Timo hat auch schon Schlagzeug beim wohl erfolgreichsten Meppener Punkrockexport gespielt: den BACKWOOD CREATURES. Die BACKWOOD CREATURES sind dann aber irgendwann um die Jahrtausendwende alle von Meppen nach Köln übergesiedelt und haben dort eine emsländische Kolonie gegründet (so eine Art "Chinatown" nur mit plattdeutsch sprechenden Gummistiefelträgern), was angeblich zu einem immens erhöhten Schnapskonsum in einschlägigen Kölner Kaschemmen wie dem "Sonic Ballroom" geführt haben soll...

Was die BACKWOOD CREATURES damals gemacht haben, war natürlich Spartenmusik, aber in der abgeschotteten Szene sehr erfolgreich. Bald gab es natürlich auch Connections zu anderen Bands, so dass die BACKWOOD CREATURES quasi an einer Zitze eine schwäbische Band namens THE HIGHSCHOOL ROCKERS mit aufgezogen haben (deren Kern die Zwillinge Chris und Phil bildeten, die immer munter ihre Schlagzeuger austauschten). Allerdings waren die HIGHSCHOOL ROCKERS recht bald flügge und entwickelten sich selbst zu ziemlichen Großmäulern. Allseits beliebt ist in diesem Zusammenhang die Story um deren Song "I love Anna Kournikova", der mal in einer Detroiter US-Radio-Punkrockshow lief und dort dem damaligen Boyfriend von Anna K. zu Ohren kam: dem Eishockeyspieler Sergei Fjodorow!


Wie sich das für einen russischen Eishockeyspieler gehört, wurden der kleinen deutschen Band Schläge und Knochenbrüche angedroht. Soweit ich weiß kam es aber nie zum großen Showdown zwischen den HIGHSCHOOL ROCKERS und Sergei F., aber die Band benannte sich irgendwann danach in THE KIDNAPPERS um ... keine Ahnung ob da ein kausaler Zusammenhang bestand, hehe... Die BACKWOOD CREATURES waren auch irgendwann Geschichte und Timo stieg bei den KIDNAPPERS ein. Und heute sind die KIDNAPPERS eine der Bands aus dieser Szene, die immer noch am Start und allseits beliebt sind... Die haben wiederum an einer Zitze derzeit so angesagte 77er-Punkrocker wie die Exil-Schwaben MODERN PETS hochgezüchtet ... behaupten sie zumindest, haha... ;)


Als die Probeneinladung bei mir reinflatterte war das natürlich 'ne schöne Sache, denn die KIDNAPPERS sind so eine der Bands, die ich bedingungslos super finde! Wer sich auf diesem Blog allgemein schon mal gewundert hat, warum ich die meisten Meppener Bands über die ich hier schreibe gar nicht sooooo toll finde, dem sei gesagt: Es gibt momentan KEINE Band hier in der Gegend die 100prozentig meinem Geschmack entspricht! Was nicht heißt, dass ich hier alle Bands schlecht finde, nein nein ... mit den meisten kann ich mich vom Sound her ganz gut anfreunden. Aber es gibt hier halt keine Band die meinen Geschmack voll trifft! Ich mag ja eine relativ weite Bandbreite an Musik, aber das Rückgrat bildet dabei Punkrock mit einer gewissen Garagekante (also gerne rau und nicht zu pefekt gespielt) und einem gewissen Pop-Appeal und ordentlich Durchschlagskraft. Und das gibt es in Meppen und Umgebung halt leider nicht. Die KIDNAPPERS sind in dem Bereich aber schon Faust auf Auge, Arsch auf Eimer, passen also 1A!

Okay, ich fände auch oldschool-Hardcore à la BLACK FLAG cool, oder eine richtig bedingungslos föhnende Thrash- oder Death-Metal Band... Oder eine runtergestimmte Crustpunk-Combo. Aber irgendwie gibt's das hier nicht ... oder ich bin einfach zu "picky" um mal in Klugscheißersprech zu verfallen ... oder ich muss alle diese coolen Bands noch selber gründen, haha... Na ja, behaltet das im Hinterkopf falls ich hier mal über eure Band abkotze, hehe...


Zurück zu den KIDNAPPERS! Ich war also Proben-VIP und schlug abends auf, als die Jungs schon den ganzen Tag produktiv Krach gemacht hatten. Ein paar neue Songs waren schon im Kasten, aber alle drei Musikanten hingen schon leicht in den Seilen, weil z. B. die Schwaben-Zwillinge das letzte Mal morgens zwei Scheiben Toast und ein Ei gegessen hatten und über Tag eine ganze Kiste Bier weggedrückt hatten. Ach ja, Bier ... fühlte ich mich anfangs noch geehrt durch die Probeneinladung fingen die Vögel direkt nach meiner Ankunft an meine mitgebrachte Plastiktüte zu strapazieren und meine mitgebrachten Pilsener aufzutrinken. Abgekartetes Spiel, wahrscheinlich hatten die mich nur eingeladen um mein Bier zu klauen!

Aber Schwaben verfahren ja tatsächlich nach dem Prinzip "Schaffe schaffe, Häusle baue...", deshalb begaben wir uns dann doch noch in den Proberaum, wo mir das musikalische Tageswerk in einer leicht angeheiterten Liveperformance präsentiert wurde. Coole Sache, drei Songs findet ihr als Videomitschnitte in diesem Beitrag!


Danach wurden die Schwaben dann doch ziemlich nölig und verlangten vehement nach Futter, also fuhren wir zusammen zu Mexiko-Dieter (der Taxifahrer wollte uns trotz mehrmaliger Aufforderung nicht in den Puff bringen), wo die armen Jungs dann endlich Steak mit Bratkartoffeln bekamen. Stichwort Mexiko-Dieter: Weil am selben Abend Dreieck-Live war, hatte der Timo wohl gefragt/gesagt (oder war es umgekehrt?!), dass die KIDNAPPERS ja auch wohl im "La Taverna" einen Liveauftritt spielen könnten. Zugesagt war das Ganze auch schon, bis dann doch mal die Frage kam: "Sag mal, was für Musik macht ihr eigentlich, passt das für den Laden?"

Steak und Bratkartoffeln bei Mexiko-Dieter! Die Schwaben-Zwillinge sind endlich glücklich!
Dementsprechend war der Auftritt dann doch leider abgeblasen worden. Schade, das hätte sicherlich der Startschuss für eine großartige neue Meppener Punkrock-Location werden können, haha... Wie dem auch sei, nach Steak und ein paar Bieren wackelten wir weiter in die Stadt zum "Dreieck-Live", wo ich mich direkt an die Rockpalast-Theke kettete. Und mein Gott ... was war die Band schlecht! "Die Kassenpatienten" hießen die! Gruselig!

Ich glaub ich hab's schon mal gesagt: "Dreieck-Live" ist an sich 'ne okaye Sache, aber da könnte man mehr draus machen als die übliche fantasielose "Promo-Agentur bucht 8 Coverbands" Geschichte. Wenn man z. B. alleine im Rockpalast an dem Abend ein cooles Bandfestival machen würde, mit Combos die die Klientel des Ladens auch interessieren, das wär doch viel geiler. Na ja, die zuständigen Meppener Institutionen (ich glaube das wird vom Touristikverein TIM durchgeführt) sind ja nicht gerade bekannt für Innovation und Flexibilität, von daher wird das wohl ein Wunschtraum bleiben...

Irgendwann wurd's selbst mir zuviel und ich ging kofschüttelnd nach Hause. Die KIDNAPPERS haben am nächsten Tag noch fleißig weitermusiziert und dabei auch noch so einiges aufgenommen. Allerdings war ich den kompletten Tag über nicht am Start, weil wegen keine Zeit. Bin trotzdem gespannt auf die fertigen Aufnahmen! Die noch namenlose Band hat übrigens auch schon erste Songs im Kasten, da bin ich auch mal gespannt wie sich das weiter entwickelt. Und mal gucken in welchen Proberaum es mich als nächstes verschlägt...

Hier geht's übrigens zur Facebook-Seite der KIDNAPPERS! Liked das!!! :)

Montag, 29. Oktober 2012

Konzerte: ROCK AM DOCK 2012

Seit ca. einem 3/4-Jahr hatte die "Initiative 2.0" drauf hingearbeitet, am 26.10.2012 war es dann endlich soweit: das ROCK AM DOCK Indoor-Festival ging über die Bühne! Ich war da ... und neben mir noch 'ne ganze Menge andere Leute! Jetzt stellt sich die Frage: Wollt Ihr die Kurzversion von dem Abend lesen ("War gut, auch wenn ich total latten war und mich kaum an was erinnern kann...") oder doch eher die Langversion?!?

Na ja, da so ein Festival ja nicht nur aus dem Spektakel an dem einen Abend besteht, sondern aus jeder Menge Vor- und Nacharbeit und natürlich den heutzutage üblichen Medien- und Internet-Stunts, mach ich's mal auf die lange Tour, denn ich war nicht ganz unbeteiligt. Also schnappt Euch 'ne Packung Lebkuchen und ein Getränk und lauscht gespannt meinen Ausführungen, hehe...


Zu den Hintergründen:
Nachdem bekannt war, dass im Jahr 2012 kein Meppener Stadtfest und damit auch kein "Rock vor Gericht" stattfinden würde, hatten wir uns mit der "Initiative 2.0" so unsere Gedanken gemacht, was man als Ersatz bringen könnte. Und ein Indoorfestival war da einfach das Naheliegendste ... was letztendlich dank der Kooperation mit Stadt und Sponsoren auf die alte Raiffeisenhalle am Hafen hinauslief! Da das Ganze möglichst viele Jugendliche aus Meppen und Umgebung anlocken sollte war das gesamte Event auch von vornherein als "Umsonst und drinnen" Festival konzipiert.

So weit so gut... Von den Schwierigkeiten im Vorfeld will ich hier gar nicht so sehr sprechen. Die tauchen immer auf, in welcher Form auch immer, mal weniger mal mehr... Jeder der mal in die Organisation einer größeren Veranstaltung (egal welcher Art) eingebunden war, wird wissen wovon ich spreche. Auch das ROCK AM DOCK war ein unglaublicher Riesenhaufen Arbeit, mit vielen Stolpersteinen, Problemen und bis zum letzten Augenblick Troubleshooting ohne Ende. Mir ist beispielsweise mittlerweile die Absagepolitik smarter emotionaler Punkbands mit schlauen deutschen Texten äußerst suspekt, haha...

Was man bei dem ganzen Projekt immer berücksichtigen muss: Unter der leitenden Hand der Stadtjugendpfleger Karsten und Peter wurde der ganze Haufen Arbeit wohlgemerkt von Leuten erledigt, die das alles ehrenamtlich in ihrer Freizeit machen! Für meinen Teil muss ich sagen: am Ende war ich wegen allerlei Privatstress gar nicht mehr allzu sehr in die Orga eingebunden, was mich aber in die angenehme Situation brachte die ganze Sache mit etwas mehr Distanz betrachten zu können. Denn wenn Leute etwas auf die Beine stellen und damit eine gewisse Öffentlichkeit herstellen, sind in Zeiten von Facebook und Web2.0 natürlich auch die Nörgler und Meckerer nicht weit. Wenn es eine Gewissheit gibt, dann diese!

Hausordnung: Die von meiner alten Schule musste ich öfters mal als Strafarbeit abschreiben. Würde einigen Meppener Jugendlichen sicherlich auch gut tun, um hirnlose Facebook-Fragen zu vermeiden... u gotta know da rules! ;)

Angepisstheiten rufe ich ja selbst schon mit so einem kleinen Blog wie diesem hier hervor. Vor 2 Wochen konnte ich z. B. mal wieder amüsiert auf einer Facebook-Pinnwand mitlesen, wie ein Booker und ein Bandmitglied mächtig vom Leder zogen, da denen anscheinend ein paar Zeilen hier nicht passten. Kann man machen - wunderte mich nur, dass sowas von Leuten kam die ansonsten den Anschein einer gewissen Professionalität erwecken möchten. Und es auch eine gewisse Zeit brauchte bis denen jemand steckte, dass es wohl nicht ganz so souverän ist so eine Lästerrunde auf einer einsehbaren Facebook-Pinnwand aufzuziehen. Nun gut, die interessantesten Stilblüten sind so vor dem Löschen des Eintrags noch in mein Archiv gewandert, Danke dafür - ich werd generell wohl mal eine FAQ-Seite für solche Fälle einrichten müssen... ;)

Da ging's allerdings um Musik, was ja von der Wahrnehmung her eine vollkommen subjektive Sache ist. Also etwas, was man schlecht diskutieren kann, denn Geschmäcker sind nun mal verschieden. Wenn ich etwas höre und toll finde, dann ist das so. Wenn ich etwas höre und scheiße finde, dann ist das ebenfalls so. Da diskutier ich nicht drüber!

Das einzige worüber ich diskutiere sind offensichtliche Falschaussagen meinerseits. Und da hab ich kürzlich aber mal einen ordentlichen Bock geschossen, was einen kleinen Shitstorm auf meiner Facebook-Seite verursachte. Kenner wissen Bescheid. Nach ROCK AM DOCK wurde das aber auch geklärt: Von diversen Seiten drauf hingewiesen worden, im Rockpalast direkt drauf angesprochen worden, vernünftig drüber geredet, entschuldigt und fertig! Mehr dazu am Ende des Artikels, ich möchte hier noch nicht vorgreifen.

Bzgl. ROCK AM DOCK sind aber die Stichworte schon gefallen: Nörgler, Meckerer und Facebook. Was da im Vorfeld auf der Facebook-Veranstaltungsseite abging war die absolute Realsatire. Ich weiß noch immer nicht, ob ich erschüttert bin oder mich totlachen soll, über die Medienkompetenz der Generation der 12-17jährigen in Meppen. Um mal im Jargon zu bleiben müsste ich dafür eigentlich ein "fettes dislike" verteilen, haha. Ansonsten ist es aber das Übliche für Meppen gewesen:
  • Gib den Leuten eine Gratis-Veranstaltung und sie meckern!
  • Gib ihnen eine ausgewogene Bandauswahl von Rock über Punk bis Metal ... und sie meckern!
  • Halte dich an gesetzliche Vorgaben um die Veranstaltung überhaupt durchführen zu können ... die Leute meckern!
  • Biete einen Getränkeausschank mit mehr als fairen Preisen an, bei dem aufgrund der Anwesenheit von unter 18jährigen allerdings auf Hartsprit verzichtet wird ... die Leute meckern!
Etc. pp... ich könnte jetzt endlos weitermachen. Ich war mir damals mal nicht ganz so sicher, ob ich in meinem Pamphlet "Meppener Mikrokosmos" (HIER zu lesen) nicht etwas über die Stränge geschlagen hätte ... NEIN! Der Facebook-Battle im Vorfeld von ROCK AM DOCK war mal wieder ein exzellenter Klischee-Check: Es stimmt alles! ;)

Interessanterweise fand ich zu späterer Stunde an der Wand der Raiffeisenhalle noch eine Inschrift, die den Intellekt der Meppener Jugend ziemlich auf den Punkt zu bringen schien. Lesen Sie selbst:


Haha, na ja okay... Die Erfahrung lehrt ja, dass speziell Facebook und Web2.0 gerade den minderbemittelten Real-Life-Versagern, Komplexbeladenen und sonstigen Trollen eine Stimme verleiht (warum würde ich sonst wohl diesen Blog betreiben, haha...)! Mit etwas Abstand betrachtet war's wohl mal wieder so, dass sich da wohl eher mal wieder die üblichen armen Fackeln "profilieren" wollten... Die Meppener Honkarmee! Die Veranstalter werkelten sich währenddessen in der Halle die Tage vorher den Arsch ab um alles fertig zu bekommen und hatten demnach gar keine Zeit sich um solchen www-Müll zu kümmern. Wahrscheinlich auch gut so...

Den Facebook-Nerveinträgen standen ja auch immer noch die 1.200 Veranstaltungszusagen gegenüber! Und generell ist es ja so, dass die Leute die so einer Veranstaltung positiv gegenüber stehen sich ihre Vorfreude eher weniger dadurch kaputtmachen lassen, als dass sie sich an solchen Web-Trollerein beteiligen.

Ankunft an der Halle um 18 Uhr! In der Bildmitte auf Kollisionskurs Stefan von BREAKING TO ASHES, der allmählich nervös wurde weil die Hälfte seiner Band eine halbe Stunde vorm Auftritt noch nicht da war... ;)

Als ich um 18 Uhr an der Halle ankam war schon einiges los und um es mal vorweg zu nehmen: Es waren tatsächlich 1.200 Leute da. Und sogar noch mehr! Es wurden nachweislich 1.200 Papier-Eintrittsbändchen von den Veranstaltern verteilt und ich würde sagen, dass rund um die Halle noch einige Leute mehr am Start waren, die gar nicht reingegangen sind, weil sie ihren Schülerausweis vergessen hatten oder Mami und Papi nicht als Begleitung mit dabei waren, haha... Ich hätte jedenfalls nicht mit einer solchen Zahl gerechnet! Wohl damit, dass ordentlich Leute da sind ... aber tatsächlich 1.200 Nasen?!? Hut ab!

Klar, die Leute waren nicht alle gleichzeitig anwesend und auch nicht gleichzeitig in der Halle, die übliche Fluktuation war natürlich vorhanden. Aber insgesamt war das schon eine dicke Sache! Hätte das Ganze auch nur 3,- oder 4,- Euro Eintritt gekostet, hätte ich pauschal höchstens mit 300/400 Leuten gerechnet. Da sind die "MEGA Festivals" im Saal Kamp 2006/2007 noch zu gut in Erinnerung. Aber am 26.10. gab's ja den Eintritt umsonst, da zeckte sich also der Großteil der Meppener Jugend zum alten Raiffeisenmarkt, hehe... Die ursprünglichen Erwartungen an die Zuschauerzahlen wurden also weit übertroffen!

Raiffeisenmarkt, tja... Ich hätte auch nie damit gerechnet da mal Bier zu trinken und Rockmusik zu hören. Aber die Location war ganz cool! Vielleicht war die Akustik nicht sooooo berauschend, aber vom ROCK AM DOCK Team war der ganze Laden wirklich toll an die einmaligen Gegebenheiten (der Schuppen wird ja bald abgerissen) angepasst worden. Als ich reinkam spielten auch schon TWEE-STAR, die unter der Woche einiges Pech hatten: Erst hat sich der Originaldrummer die Bänder gerissen und dann hatte der Ersatzdrummer nach nur einer Bandprobe einen Hörsturz. Oder wie ein Bekannter sagte: "Der eine hält sich für Batman und der andere kann keine laute Musik ab..." Haha, in einer Woche zwei Drummer verschlissen, da wird selbst SPINAL TAP neidisch! Der Posten als erste Band war für TWEE-STAR damit natürlich doppelt undankbar, aber da die Jungs abgeklärte Mucker sind haben sie einfach ein Akustikset gespielt und den fehlenden Drummer durch den Niedlichkeitsfaktor des Bandnachwuchses kompensiert, der munter über die Bühne tollte und auch schon einige Rockerposen drauf hatte. Well done und gute Besserung an alle lädierten Schlagwerker.

Erste Band: Prost TWEE-STAR!
BREAKING TO ASHES spielten danach erst ihren zweiten Auftritt (der erste war am 15.9. im "J@m-Center", siehe HIER), sorgten aber für die ersten richtig guten Publikumsreaktionen. Zumindest deute ich die offenen Münder einiger anwesender Eltern und dieses propellernde "Violent Dancing" der jugendlichen Zielgruppe mal so. Bei dem Hallenuntergrund war das Gehampel übrigens etwas schlüpfrig, nächster Halt gefliester Boden sag ich nur, hehe... Größter Fan des Harener Deathcore-Bretts schien übrigens der kleine Sohn von TWEE-STAR Frontmann Dennis zu sein, der auf Papas Schultern saß und das alles tierisch geil zu finden schien. Ich tippe also mal drauf, dass spätestens in 12-13 Jahren wieder eine zünftige Knüppelcombo in Twist am Start sein wird. Namensvorschläge: wie wär's mit TWIST THE KNIFE SLOWLY oder NAPALM TWIST?!? Na ja, wir haben ja noch Zeit, haha... Zurück zu BREAKING TO ASHES: Die zockten ein souveränes Set! Gitarrist Günther (ex GOING BORDERLINE) guckt zwar manchmal etwas ernst, aber wenn ich mit nur einer Gitarre für den Sound einer Deathcore-Band zu sorgen und dabei auch noch die cleanen Gesangsparts beisteuern müsste, würde ich wohl auch ziemlich bedröppelt aus der Wäsche gucken. Guter Gegenpart auf der Bühne ist allerdings Bassist Stefan, der sich jedesmal freut wie ein Honigkuchenpferd, wenn er auf der Bühne steht und abgehen kann. Guter Auftritt, es hat auch glaub ich kaum jemand mitbekommen, dass die Band den letzten Song einfach doppelt gespielt hat... ;)

Zwischendurch war ich auch mal draußen, wo sich bereits das ein oder andere Teenage Drama abspielte und in dunklen Ecken mit Sicherheit auch einiges an Heavy Petting und sonstigen Schlüpfrigkeiten. Gebrochen wurde auch ziemlich viel, mein ich alle... Richtigen Stress hab ich aber nicht mitbekommen, also keinerlei Prügeleien oder ähnliches. Klar, wenn so viele Leute auf einem Fleck versammelt sind und Alkohol im Spiel ist, geht auch mal das ein oder andere aus Versehen oder mutwillig kaputt (Stichwort Glasbruch), aber wirkliche Eskalationen hab ich am gesamten Abend nicht gesehen und das Orga-Team hatte alle Situationen immer im Griff. Selbst die zwielichtigen Schaustellervisagen, die mir direkt am Beginn des Abends aufgefallen waren, verhielten sich ruhig, hehe...

Allerdings waren mittlerweile die Stoffbändchen fürs Handgelenk nicht mehr zu haben, was einige Kiddies förmlich zur Verzweiflung zu treiben schien und am Folgetag erneute Facebook-Proteststürme hervorrief. Zum Schießen... Ich hab irgendwie nie verstanden, was so toll an diesen Bändchen ist, aber heutzutage scheinen die ja fast das sinnstiftende Element einer ganzen Generation zu sein. Seltsam, so viel Trubel nur um ein Stück Stoff...


Währenddessen ging's aber natürlich auch mit Bands weiter, als nächstes INSERT COIN aus Recklinghausen. Wenn ich richtig gezählt hab waren die auch schon 2x im JuZ "J@m-Center" und haben sich dabei immer mächtig ins Zeug gelegt. Irgendwie haben die aber immer das Pech, dass das Meppener Publikum bei denen nicht so richtig in die Puschen kommt. Okay, wann kommt es das überhaupt schon mal ... aber INSERT COIN hätten eigentlich ein Publikum verdient, das ein bisschen mehr feiert, da die Band echt alle Hebel in Bewegung setzt um die Action zu starten. An diesem Abend waren die meisten Anwesenden aber noch ein bisschen zu sehr mit Pegel ansaufen beschäftigt um vor der Bühne Party machen zu wollen. An der Band lag's nicht, guter flotter Melodycore und ein passabler Auftritt.


Ein bisschen Eisbrecherfunktion hatte auch noch der bekloppte Holländer CAPACOCHA, aber hier tauten schon ein paar mehr Leute auf. Der Bursche sollte im Emsland ja vor allen Dingen durch Auftritte beim "Inlading" und "Rüt'n'Rock" bekannt sein und zog auch in Meppen eine geile Show ab. Okay okay, ich muss den natürlich abfeiern, weil ich ihn selbst ins Line-Up gebucht hatte. Aber ich find's halt immer geil wenn etwas auf der Bühne mal ein wenig ungewöhnlicher ist und Leute zu ihrer Mucke ehrlich abgehen, ohne dafür irgendwelches Gepose abziehen zu müssen. Und das bot CAPACOCHA! Der steht alleine auf der Bühne, nur mit Laptop, Gitarre, Mikro und Orgel. Das hört sich erstmal wenig spektakulär an, bis der Vogel dann vollkommen explodiert und abgeht wie die letzte Sau!!! Ich fand's grandios, musikalisch irgendwo zwischen Electroclash, Garage und wildem Indie/Alternative, performt von einer absoluten Party-Rampensau!!! Da fällt mir dann auch noch der einzige Kritikpunkt am Aufbau in der Halle ein: der viel zu große Graben zwischen Bühne und Publikum, denn der war unnötigerweise bestimmt 3-4 Meter breit! Ich denke es wäre noch mehr abgegangen wenn der "Graben" nicht gewesen wäre, denn CAPACOCHA rennt gerne mal ins Publikum, umarmt Leute, macht sich nackig und all sowas. So musste er seine berühmt-berüchtigten Ausflüge leider auf nur einen beschränken. Aber egal, er hat trotzdem super eingeheizt!!!


Beste Voraussetzungen also für RADIO HAVANNA, denn das Publikum war jetzt warm und bewegte sich nach vorne. Flotter Punkrock/Melodycore mit deutschen Texten, ZSK ließen grüßen. Die Coverversion von DIE PRINZEN fand ich eher so na ja, ähem .... aber die Berliner sparten nicht mit kritischen und politischen Ansagen, z. B. zu  Grauzonen-Vollschrott wie FREI.WILD. Dinge die ruhig mal gesagt werden können! Leider schien der Band keiner gesteckt zu haben, dass sie sich in der Heimatstadt von GIGI UND DIE BRAUNEN STADTMUSIKANTEN befanden, deren Hauptprotagonist "Gigi" Giese immerhin ein paar Tage vorher noch vom Meppener Amtsgericht wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. Dazu wäre ein Statement sicher auch passend gewesen. Aber auch so war's eine gute positive und energetische Show, bei dem das Publikum für Meppener Verhältnisse auch ganz ordentlich mitging. Pogo Pogo!!!

Danach spielten LAYMENT aus Herne, von denen ich aber irgendwie beinahe rein gar nichts mitbekommen hab, da ich im Backstage mit CAPACOCHA geredet hab. Wegen LAYMENT war ich mir vorher nicht so ganz sicher ob die ins Programm passten, aber im Nachhinein kam's mir vor als ob viele extra wegen denen da waren. Metalpublikum ist ja als sehr loyal bekannt, zur Performance kann ich aber wie gesagt nichts sagen, denn ich hab den kompletten Auftritt verquatscht. Sorry, ich schäme mich...


Zur Strafe ist mir auch irgendwas im Backstage widerfahren, was mich etwas neben die Spur gebracht hat, ähem... Tüddelig und mit Kurvenschuh lief ich zum Glück direkt in die Arme meiner Babysitterin. Mannoman, was muss ich genervt haben... Was auch die Mädels in der Frittenbude zu spüren bekamen, die meinem ungehemmten Fressflash und Redefluss ausgesetzt waren. Ich glaub ich sprach auch wieder in fremden Zungen (hautsächlich Englisch und Plattdeutsch), aber wenn ich mich richtig erinnere entsponn sich noch ein interessantes Gespräch über Vegetarier und Veganer, woraufhin die eine Frittenfrau mit den fünf Zähnen meinte: "Och, ich mach wohl ma gerne son Stück Fleisch..." Ja ja, keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen, haha... Frikadelle kann ich übrigens empfehlen, Krakauer nicht so, die lag mir noch 2 Tage quer. Meine Babysitterin hatte gute bis sehr gute Noten für Pommes Mayo und Hamburger zu vergeben.

So als Veranstaltungs-Fazit möchte ich mal sagen: Rundum gelungen! Es gab die üblichen kleinen Hürden, die souverän genommen wurden. Und im Grunde war das ROCK AM DOCK am Ende ein Event, bei dem jede/r der/die was auf sich hält anwesend war. Für viele der ganz jungen Kids war's hoffentlich auch der Startschuss um öfters mal zu Konzerten zu gehen. Ich bin gespannt wie sich das in den nächsten Monaten entwickelt, aber ROCK AM DOCK war auf jeden Fall eine Sache die rundum gelungen war und von der die Leute bestimmt auch noch eine Zeit lang reden werden!

Backstage ... hab ich mich auch ne gewisse Zeit lang aufgehalten ... und kam äußerst wunderlich von der Parade...
So, das Schlusswort war das aber noch nicht, denn ich bin ja noch die Sache mit dem Shitstorm auf der Minus Rockcity Facebook-Seite schuldig. Wie gesagt ging es da um eine Falschaussage von mir, und zwar betraf die die Ultras vom SV Meppen. Direkt nach dem ROCK AM DOCK wurde das Ganze im Rockpalast aber an der Theke geklärt, wie sich das gehört. Um es nur kurz zusammenzufassen: Durch einen unbedachten Facebook-Post hatte ich die Ultras in eine rechte Ecke gerückt. Als die Wellen der Empörung dann hochschlugen wurde mir aber ziemlich schnell bewusst, dass ich da einen ziemlichen Bock geschossen hatte, daher hab ich den Post auch offline genommen, um das nicht so stehen zu lassen, weil es ja offensichtlich falsch war.

Die Empörung war also nachvollziehbar. Im Rockpalast waren dann ein paar Ultras vor Ort (der SVM hatte am Abend 3:1 gegen Goslar gewonnen) und haben mich auch direkt angesprochen. Was ich immer gut finde, solche Sachen klär ich lieber direkt im Gespräch. Alles lief total gesittet ab, ruhiges Gespräch, kein Angeschreie, keine Drohungen, alles easy. Ich hab erklärt warum mir dieser Fauxpas unterlaufen ist, die Ultras haben mir erklärt, dass sie ernsthaft angepisst waren. Und noch mal unterstrichen, dass definitiv keiner der Meppener Ultras in irgendeinder Form rechtsradikal oder rechtsextrem ist. Finde ich gut, klare Positionierung!

Ich hab mich noch mal in aller Form für meinen Bock entschuldigt, was ich an dieser Stelle auch gerne noch mal wiederhole, für alle Ultras die da im Rockpalast nicht anwesend waren. Aber ich denke die Leute mit denen ich da geredet hab, werden das schon weitergetragen haben.

Tja, Fehler macht jeder mal, man muss sich dann auch nur entschuldigen können. Und deswegen bricht mir kein Zacken aus der Krone, also noch mal: Sorry Jungs!

So, das hatte jetzt zwar nichts mit Musik zu tun, musste aber mal gesagt werden. Mit Mucke geht's hier weiter, wir sehen uns:
  • 02.11.2012: "Dreieck Live" im Meppener Bermuda-Dreieck ... vielleicht nicht besonders relevante Musik für diesen Blog am Start, aber immer viel los und angenehm um Bekannte zu treffen...
  • 17.11.2012: DESONA Pre-Release-Party in Lingen
  • 23.11.2012: Havarii. (postpunk/Hamburg, ex-SALON HELGA) und FJØRT (hardcore/Aachen) live im JuZ Meppen
  • 24.11.2012: "20 Jahre CIVIL COURAGE" live in Lähden, mit Dritte Wahl, The Grizzly Adams Band, Asthmateufel, Never Silent, Dorfkind und Out of Practise ... das Drama: ich kann nicht! Hätte speziell die Grizzly Adams Band mal gerne (wieder) gesehen. Na ja, dann muss ich wohl selber ein Konzert mit denen klar machen... ;)

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Konzerte: The Snips, Front Yard Dummies, Razz, Divided Heaven, Blacklist Royals (03. Oktober 2012 - JuZ "J@m-Center" Meppen)

Nachdem am 13.09. mit ANN BERETTA ja endlich mal wieder eine US-Band im Meppener "J@m-Center" zu Gast war, sollte am Tag der Deutschen Einheit mit den BLACKLIST ROYALS gleich eine zweite folgen. Kurzfristig blies sich das Konzert aber sozusagen zum transatlantischen Mega-Punkrock-Event auf, da mit DIVIDED HEAVEN (aus Los Angeles) und THE SNIPS (aus Kanada) noch zwei weitere Bands von jenseits des großen Teichs auf den Konzertzug aufsprangen. Coole Sache! Das Ganze passierte kurz vorher eher zufällig, da die beiden neuen Bands ihren letzten Europa-Tourtag hatten und gerne noch einen Auftritt mit den BLACKLIST ROYALS spielen wollten. Dementsprechend stand am Merchtisch dann ein Spendentopf für die "Extra-Bands" und um ihr Gepäck zu erleichtern hauten die Damen und Herren ihre Shirts und LPs für absolute Schnäppchenpreise raus...

Im Vorfeld war ich übrigens gar nicht so fit, aufgrund Erkältung und all solchem Scheiß. Dementsprechend war ich auch etwas lahm in der Anreise ... betrat um ca. 20:15 Uhr das JuZ ... ging in den Konzertraum ... und THE SNIPS spielten grad ihren Abschlussakkord! Arrrrgh!!! Ehrlich, sowas passiert mir höchstselten und ich hab mich ziemlich geärgert. Hätte ich mir auch denken können, dass es bei fünf Bands ein bisschen früher losgeht... Dass mir jeder Hinz und Kunz erzählte, dass THE SNIPS auch noch echt gut gewesen wären machte die Sache nicht besser... Na ja, wenigstens konnte ich noch einen Blick auf den sexy Gitarristen erhaschen, der mich mit Mormonenbart, schäbbigen Tattoos und mächtig behaarter Wampe in eine ziemlich erotische Stimmung versetzte, rrrrrrrrrrrrrr....

Der sexy Gitarrist, der SNIPS. Sorry wenn man nicht viel erkennen kann, aber vor lauter Sexyness ist mir fast die Linse geplatzt!
Hatte ich erwähnt, dass erfreulich viel los war? Bei Gigs unter der Woche und zeitgleich stattfindendem Champions-League-Spiel hat Meppen ja schon so manches Konzertdesaster erlebt, was Zuschauerzahlen angeht. Heute nicht! Okay, 5 Bands allein sind zusammengerechnet schon ein ordentlicher Schwung an Leuten. Aber mit allen zahlenden Gästen würde ich mal locker auf 70-80 Leute tippen. Sehr schön!

Weiter ging's auch mit Musik. Zunächst mal kamen die FRONT YARD DUMMIES aus Haren. Die Band hatte ich bisher bei allen Gelegenheiten (z. B. "Haren rockt!" etc.) immer verpasst, und rein optisch konnten die mit ihren Adidas-Trainingsjacken auch nicht so ganz mit dem sexy bärtigen Holzfällertypen von den SNIPS mithalten. Insgesamt war's aber okay, auch wenn der Auftritt zum Ende hin etwas an Dampf verlor und ich auch nicht verstehe warum in Haren RAGE AGAINST THE MACHINE immer noch so angesagt sind. Ein Song klang echt 1 zu 1 abgekupfert... Zudem wurde den Jungs auch etwas die Show vom Frontmann von FOOLS FROM STACK gestohlen, die zwar nicht selbst spielten, aber - dem Betrunkenheitsgrad nach zu urteilen - vom Bandboßeln (oder einer ähnlichen Saufveranstaltung) kamen und dementsprechend angetüterte Tanzeinlagen vor der Bühne vollführten. Dabei platzte dem Kameraden dann doch tatsächlich die Hose! Lacher des Abends! :D

Es folgten die Überflieger von RAZZ, die ja im Moment für emsländische Verhältnisse etwas durch die Decke gehen. Beim Aufbauen konnte man den Vögeln allerdings im Laufen die Schuhe besohlen, man man man... Der Auftritt war gut, die Leute lösten sogar den emsländischen Halbkreis auf und gingen mit ... aber ich weiß nicht, irgendwas hat mich gestört. Was genau kann ich gar nicht sagen... Irgendwie fehlte so ein bisschen das Feuer, die "jugendliche Unbeschwertheit", oder wie sagt man... Nach meinem Empfinden werden die etwas zu "arty", kopflastig, oder was auch immer... Hm, schwer zu umschreiben, denn es war ja wie gesagt alles andere als schlecht. Aber irgendwas passte für mich auch nicht so ganz. Na ja, ich kippte zu dem Zeitpunkt da auch die ersten Biere auf Acetylsalicylsäure, vielleicht lag's daran, haha... Auf der Bühne konnte ich jedenfalls eine Gretsch-Gitarre sowie Fender- und Vox-Verstärker sichten. Wenn jetzt noch ne Rickenbacker und der entsprechende Bartwuchs für fancy Schnurrbärte dazukommt, keines der Bandmitglieder ungeplant Schützenkönig in Schöninghsdorf wird und keine arg hinterlistigen Managementverträge mit windigen "Musikindustriellen" unterschrieben werden, dann werden RAZZ vielleicht in 1-2 Jahren so ein kleines "next big thing". Bleibt abzuwarten ob eher regional oder doch im größeren Umfang. Mal sehen, das Potential ist nach wie vor vorhanden... Und ich hab schon wieder vergessen eine CD von denen mitzunehmen, arrrgh...

Mit DIVIDED HEAVEN folgte danach ein Solokünstler, ein kleiner Ami namens Heaven Jeff Berman, nur ausgestattet mit Akustikgitarre und Mikro. Ähnlich kennt man das ja von Chuck Ragan, dem HOT WATER MUSIC Frontmann und DIVIDED HEAVEN war auch eine ganz coole Sache. Für mich irgendwie auch der interessanteste Auftritt an dem Abend, auch wenn der gute Jeff wirklich nur eine Handvoll Songs spielen konnte, da die Zeit knapp wurde und die BLACKLIST ROYALS ja noch ran mussten. Hier aber mal ein Video von einem Song:


Anschließend dann wie gesagt die BLACKLIST ROYALS aus Nashville/Tennesse. Wer schon beim ANN BERETTA Konzert vor 3 Wochen war wird zwei der Typen mit Sicherheit wiedererkannt haben: Der Frontmann und der Drummer waren auch bei ANN BERETTA als Tourmusiker dabei! Auch die BLACKLIST ROYALS spielten ein schmissiges Punkrock-Set im Stile von HOT WATER MUSIC oder GASLIGHT ANTHEM. Spaß hat's gemacht, auch wenn man denen beim letzten Konzert der Tour die Wochen "on the road" schon ein bisschen angemerkt hat. Ein gelungenes Set wurde dann mit dem Zugabencoversong "Bullet" abgeschlossen, bei dem ich dann auch noch mal wilde Sau spielen durfte, denn es ist doch ganz schön, dass für "moderne" Punkrockbands die Musikgeschichte doch noch mit Bands wie den MISFITS anfängt und nicht mit NOFX oder PENNYWISE (von denen einer der Typen ein ziemlich großes Armtattoo spazieren trug)... Also, am Ende waren alle bestens zufrieden, ich deckte mich noch ordentlich am Merch-Stand ein, ein hier nicht namentlich genannter Bekannter benutzte im englischen Smalltalk recht eloquent das Wort "Reinheitsgebot" und versuchte dem BLACKLIST ROYALS Frontmann noch Hut und Gitarre abzuschwatzen. Hat aber glaub ich nicht geklappt, so dass die Amis nicht nackt in ihre Tourvans steigen mussten, um die Flughäfen in Amsterdam und Frankfurt anzusteuern. Rundum cooler Abend, ich bin mir nicht sicher ob das in Meppen allein durch die Anzahl der Übersee-Bands demnächst noch zu toppen sein wird...