Montag, 17. September 2012

Konzerte: Wild September-weekend 2012 (Meppen => Münster => Meppen)

Letzte Woche gab's für mich ein kleines "Three in a row", was Konzerte anging. Das Spektakel möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten... :)

Donnerstag, 13.09.2012 - OUT OF PRACTISE, THE AFFECTED, ANN BERETTA (Meppen, JuZ "J@m-Center")

Los ging's mal wieder mit einem Donnerstagskonzert in Meppen. Vorher gibt's da von den Einheimischen immer die genauso dummen wie altbekannten Fragen: "Warum ist das denn auf'm Donnerstag?" Und: "Warum kostet das denn soviel?" (5,- Euro). Dazu mal ein paar Gegenfragen:
  • Warum nicht auf 'nem Donnerstag? Ich glaube ich hab den Vergleich anderswo schon mal gezogen, aber noch mal: Alleine von der Spielzeit (in Meppen darf nun mal gemäß städtischer Vorgabe nicht länger als 23 Uhr musiziert werden) her, ist so ein Konzert ja eigentlich nicht anders zu werten als ein Kinobesuch ... nur lauter!
  • Ein anderer Grund für Donnerstag: Tourplanung! ANN BERETTA kommen aus den USA und sind ihre erste Europatour gefahren. Da kommt es oft weniger auf den Wochentag an, als vielmehr darauf, ob die Location reisegünstig auf dem Weg liegt.
  • Noch ein Donnerstagsgrund: Freitags stand für ANN BERETTA Berlin an, man hätte den Gig evtl. mit Meppen tauschen können. Was würdet ihr an Stelle einer US-Band tun, wenn ihr entweder in der deutschen Provinz vor 60 Leuten oder in Berlin vor doppelt so vielen Nasen auftreten könntet?!?
  • Eintritt 5,- Euro! Was ist daran teuer? Bitte mal drüber nachdenken, dass eine Band in einer laufenden Tour Dinge wie Van-Miete, Sprit, laufende Kosten für Verpflegung und ähnliches berappen muss und wenn möglich auch die Flugtickets wieder eingespielt werden sollen. Und dass der Veranstalter auch für diverse Dinge zu sorgen hat, u. U. Anmietung einer Soundanlage etc. Letzteres braucht man im Meppener JuZ zum Glück nicht, da dort alles vor Ort ist. Also könnt ihr euch vielleicht ausrechnen, dass die Show in einer anderen Location womöglich noch "teurer" gewesen wäre. Wobei der Begriff "teuer" bei 5,- Euro auch eher lächerlich ist, wenn man bedenkt, dass die gleiche Show in Städten wie Osnabrück oder Münster mit Sicherheit 3-4 Euro mehr gekostet hätte. Und keiner der Leute die in Meppen je eine Show im JuZ gebucht hat, hat da jemals groß Gewinn mit gemacht. Das ist in 90% der Fälle immer ein Verlustgeschäft!
Das nur mal dazu, könnte man sicherlich mehr zu schreiben, reicht aber vielleicht schon als Denkanstoß. Ich war an diesem Abend auch gar nicht Veranstalter, freute mich aber endlich mal wieder eine US-Band in Meppen zu sehen. Was diese blöden Fragen anging wurde das auch gar nicht sooo viel nachgefragt, aber vereinzelt kommen diese Dinger immer, da kann man die Uhr nach stellen. Was mir jedenfalls beim ersten Kassendienst auffiel, war die schwache Meppener Publikumsbeteiligung. Rausgerissen haben es an diesem Abend definitiv die Ibbenbürener, die mit THE AFFECTED mitgereist waren. 1:0 für Ibb-Town! Ach ja, den Fetenvollsten stellten die auch, von daher muss ich sagen 2:0! ;)

Das Konzert im Schnelldurchlauf: OUT OF PRACTISE hab ich mehr gehört als gesehen, da ich wie gesagt vorne an der Kasse saß. Schien aber ganz okay gewesen zu sein, aber alle Ibbenbürener waren noch draußen zum Rauchen, somit war's etwas leer vor der Bühne. Als THE AFFECTED auf die Bretter gingen kam dann deren Crew rein und feierte ganz gut. Die Band präsentierte auch gleich ihren neuen Gitarristen Buschti, der übrigens so dermaßen brandneu war, dass die noch nie vorher zusammen geprobt hatten und alles noch schnell oben im Backstage durchgehen mussten. Auf der Bühne klappte dann aber alles ganz gut und der Buschti passte sich mit herzerwärmenden Großmaul-Ansagen auch ganz gut in die Band ein. Hier gibt's ein Video:


Als Headliner kamen dann ANN BERETTA aus Richmond/Virginia. Speziell in der Fraktion der HOT WATER MUSIC oder auch GASLIGHT ANTHEM Enthusiasten ist die Band ganz dicke und speziell auch in Ibbenbüren, denn jeder der aus dem Kaff anwesend war freute sich ein zweites Loch in den Popo, als die Amis endlich anfingen. Die Band gibt's eigentlich auch schon ziemlich lange, da das böse Musikbusiness denen aber oft arg fies mitgespielt hat, haben die es erst jetzt nach Europa geschafft. Der Auftritt war sehr cool, alles aus einem Guss, man merkt bei den meisten Amibands schon einen Klassenunterschied zu deutschen Bands! Ich war nach einer Minute Riesenfan von dem Bassisten, der eine geile Basslinie nach der anderen rauswuppte! Coole Sau! Es wurde sich also gefreut, mitgesungen und gefeiert und später hab ich auch am Merch-Stand noch zugeschlagen, was bei mir immer ein Zeichen ist, dass ich eine Band super fand. Allerdings auch Spottpreise: ein Shirt und eine Vinyl-LP für nen Zwanni, da kann man nicht meckern! Hier noch ein Livezeugnis:


Also insgesamt ein runder Abend und das Aufstehen zur Arbeit fiel mir am nächsten Tag um 6 Uhr auch nicht sooooo schwer, trotz ein paar Bierchen... Es sei aber noch mal gesagt: Wenn ihr gerne internationale Bands aus USA oder sonstwo in Meppen haben wollt, dann geht das oft nur an Wochentagen. Die Gründe hab ich ja oben erläutert. Das solltet ihr im Hinterkopf behalten, wenn ihr beim nächsten Mal wieder das heimische Sofa dem schummrigen Konzertraum vorzieht... Von nix kommt nix! Am 03.10. habt ihr wieder eine Chance, dann spielen die BLACKLIST ROYALS aus Nashville... Zwei von denen haben bei ANN BERETTA mitgespielt, die kennen sich jetzt also aus in Meppen! ;)

Freitag, 14.09.2012 - MISS CHAIN & THE BROKEN HEELS, MARK SULTAN, REIGNING SOUND (Münster, Gleis 22)

Für Freitag und Samstag stellte sich nur kurz die Frage, ob ich da zum Altstadtfest nach Lingen fahre. Da dort aber für mich irgendwie nichts Gescheites auf dem Line-Up-Plan stand, verplante ich das Wochenende anders. Und am Freitag kam der Meister nach Münster! Greg Cartwright! Pflichtbesuch! Allerdings, hm, ich befürchte den kennt auch wieder kein Meppener ... also: Greg Cartwright ist einer der besten Songwriter die es derzeit so im Spannungsfeld Garage, Soul, Blues, Folk, Punkrock gibt! Kurz vorher schrieb mir auf Facebook sogar noch Stef Murphy von THE MIGHTY STEF aus Irland (haben 2010 in Meppen gespielt), ob ich denn bei dem Konzert wäre und er selber nicht könnte, weil er einen Auftritt bei Hannover spielt und sich so ärgert, und ich Greg C. gefälligst die Füße küssen sollte, haha... Und das von einem Mann den ich selbst für einen ziemlich knorken Musiker halte!

Das "Gleis 22" war auch recht gut gefüllt, aber der Altersschnitt lag schätzungsweise irgendwo bei Ende 20/Anfang 30. Na ja, jüngere Leute verschwenden ja generell ihren Enthusiasmus damit irgendwelche schnieken Hipster-Combos abzufeiern, die in 3 Jahren keine Sau mehr kennt. Da kann Greg C. nicht mithalten, der watschelte nämlich unrasiert und im schäbigen Karohemd durch den Club... Dafür macht er aber auch schon seit ca. 20 Jahren unsterblich gute Musik! Zuerst mit den OBLIVIANS, jetzt mit REIGNING SOUND! Und an den Kram wird man sich auch noch in 20 Jahren erinnern, da wette ich drauf! Das soll sich jetzt gar nicht allzu enthusiastisch anhören, da waren sicherlich einige heftigere Fanboys am Start. Aber der Mann ist einfach sehr sehr gut, da beißt die Maus keinen Faden ab!


Das Publikum war also etwas gesetzter, wodurch ich die Atmosphäre als sehr entspannt empfand. Zudem waren da noch zig lange nicht gesehene Bekannte und auch eine Handvoll noch nie getroffener Leute. Ich war also quasi ständig am "socializen" als dann MISS CHAIN & THE BROKEN HEELS aus Italien anfingen. Die mag ich eigentlich auch sehr gerne mit ihrem fluffigen Powerpop/Punkrock, aber an dem Abend zündete das nicht 100prozentig. Schlecht war's auch nicht, aber irgendwas stimmte nicht, oft war 'ne Gitarre verstimmt und nervös waren sie glaub ich bis zum Anschlag, denn die gehörten selbst auch zu der heftigen Fanboy/Fangirl-Fraktion. Mark Sultan aka BBQ gefiel mir danach besser, von dem bin ich ein großer Fanboy. Der beste One-Man-Band Typ der Welt, mit absolut großartiger Stimme gesegnet, die mich immer an großartige DooWop-Sachen aus den 50ern erinnert. Er wirkte den ganzen Abend leicht brummelig und ließ das auf der Bühne dann auch ordentlich raus. Da wurde heftig Dampf gemacht und auf der Gitarre geschreddert was das Zeug hielt, ohne dabei aber zu sehr ins Trashige abzudriften. Bestens!

Danach kamen dann die heiß erwarteten REIGNING SOUND, die locker flockig einen Hit nach dem anderen aus der Hüfte schossen. Die Leute starteten die erwartete Abfeierei, ich blieb auch ein paar Lieder lang vorne und amüsierte mich, ging dann aber im letzten Drittel weiter nach hinten und guckte mir die Sache mit ein bisschen mehr Ruhe an. Spricht meiner Meinung nach auch für eine Band, wenn man die sowohl direkt vor der Bühne im Tanzmob, als auch von den "hinteren Rängen" genießen kann. Alle waren glücklich, Miss Chain durfte auch noch einen Song mitsingen und nach noch ein paar Dutzend Smalltalks und vielleicht 1-2 Bier zuviel zuckelten wir wieder in die Heimat.


Samstag, 15.09.2012 - BREAKING TO ASHES (Meppen, JuZ "J@m-Center")

Am nächsten Tag stand dann musikalisch etwas komplett anderes auf dem Plan, nämlich das "Attack Of The Monsters III" im Meppener JuZ. Da ich aber bekanntlich musikalisch multipel veranlagt bin, hab ich kein Problem damit mir einen Tag nach einem REIGNING SOUND Konzert ein MORBID ANGEL Shirt überzuziehen und zu einem Death Metal Konzert zu gehen. Zudem war ich auch mal wieder zum ersten Kassendienst eingeteilt, der auch grandios gut wurde!

Ich hatte mir nämlich schon um 16 Uhr bei einem anderen Anlass diverse Bierchen reingezwitschert und war entsprechend "gut drauf", als ich mit Ziege hinter'm Kassentisch Platz nahm. Ziege ist übrigens der Spitzname von meinem Kumpel, nicht etwa ein Opfertier zu rituellen Schlachtung auf der Bühne! Nicht dass hier Missverständnisse auftreten, es ging da ganz gesittet zu!

Tja, Ziege und ich waren also ziemlich in Höchstform, so dass ich nachher der Meinung war, dass wir Eintritt für unseren Kassendienst hätten nehmen sollen! Womöglich kamen wir auch rüber wie zwei debile Idioten mit Alkoholproblem, aber ich hatte schon genug getrunken um meine Selbstwahrnehmung ausreichend zu verschieben, haha... Der beliebteste Gag war jedenfalls der "Ohrstöpsel-Pfand", da dort ein Sack mit Gratis-Oropax rumlag. Bei einige Gästen hörte man es beinahe laut im Hirnkasten rattern, als die über meine Ansage: "5,- Euro Pfand auf Ohrstöpsel und nachher bitte sauber wiederbringen" nachdachten. Tja, sowas und noch allerlei anderen Schabernack haben wir da getrieben. Beliebt war auch der "Unter 16" Stempel, mit dem man dann angeblich kein Bier trinken durfte, hehe... Da erntete ich auch einige verwirrte Blicke... Schönen Gruß auch noch an den jungen Mann, dem ich einen Stempel auf den Arsch geben durfte. Bei einem Mädel sollte ich angeblich noch auf dem Allerwertesten unterschreiben, aber irgendwie ist da nix mehr draus geworden...

Musik gab's da aber natürlich auch, und zwar BREAKING TO ASHES, eine neue Band aus der Harener Gegend, u. a. mit Beteiligung von ehemaligen GOING BORDERLINE Leuten. Allererster Auftritt, und das war gleich ein richtig guter! Interessant ist, dass die mit nur einer Gitarre spielen, aber trotzdem einen ziemlich fetten Sound hinbekommen! Allerdings ist der Gitarrenmann dadurch so beschäftigt, dass er relativ unbeweglich blieb. Und die cleanen Gesangsparts musste er auch noch singen, der hatte also gut zu tun. Folglich verschob sich die Klischee-Action-Verteilung (Gitarrist = Poser, Bassist = furzcool auf einem Fleck stehend) innerhalb der Band in die entgegengesetze Richtung, da der Aktions- und Wirbelradius des Bassisten weitaus größer war als der des Gitarristen. Soweit zum Optischen... Ich denke mal am Ende waren die meisten Anwesenden restlos von der Gesamtperformance der Combo überzeugt, jedenfalls werte ich dieses kuriose "Violent Dancing" Gehampel mal als zeitgenössischen Beweis der Zuneigung. Gelungene Premiere! Ende Oktober sind die Burschen noch mal beim "Rock am Dock" Festival in Meppen zu bewundern.


Tja, danach spielten dann noch HATE EMBRACED und KALYPSO, die ich aber beide verpasste. HATE EMBRACED hab ich schon öfter gesehen, aber KALYPSO hätte ich mir gern mal angeschaut. Ziege und ich mussten aber gesellschaftliche Verpflichtungen wahrnehmen: Kilbern auf'm Dorf! Also von der Death Metal Vorhölle ins schönste Dorfidyll mit FLIPPERS-Soundtrack! Leider durfte ich dort niemandem den Arsch stempeln, aber die ganze Blase vom Metalkonzert hab ich nach der Kilberei noch im Rockpalast wiedergetroffen. Und da ... tja ... das Übliche: Totaleskalation, 5 Uhr zuhause, Filmriss... Ein Träumchen!

Dienstag, 11. September 2012

Konzerte: 30 Jahre Rockpalast Meppen - Jubiläumsfestival

Lange war es erwartet worden, am 07. und 08.09.2012 ging es dann endlich über die Bühne: Das Festival zum 30-Jahre-Jubiläum vom Rockpalast Meppen. Ich denke mal, dass so ziemlich jede/r der/die zur Zielgruppe dieses Blogs gehört da schon mal mindestens einmal ein versumpftes Wochenende hingelegt hat, sofern er/sie nicht sowieso schon zur erweiterten Inventarliste des Ladens gehört. Und dass der Rockpalast dieser Tage seinen 30. Geburtstag feiern konnte war ja auch nicht immer so ganz sicher, denn permanente Schließungsgerüchte gehören ja zu dem Laden, wie die Pfütze ab 1 Uhr auf dem Boden der Herrentoilette. Man erinnere sich nur an die Farce, die da vor wenigen Monaten abging...

Die große Sause konnte also steigen und dafür waren gleich mal 2 Tage Open-Air angesetzt, coole Sache! Da könnte ein Rock'n'Roll-Traninigslager nicht schaden, dachte ich so bei mir, weswegen wir uns schon mal am Donnerstag (06.09.) ins Gleis 22 in Münster begaben. Da spielten DIGGER & THE PUSSYCATS aus Australien, mit denen ich am 16. November 2009 auch schon mal ein Konzert im Meppener Jugendzentrum gemacht hatte. Das war ein Montag, also standen damals eigentlich alle Zeichen auf scheiß Besucherzahlen ... war aber nicht so! Es war gut was los und so einige Meppener kriegten danach vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Denn DIGGER & THE PUSSYCATS sind nur 2 Typen, einer mit Gitarre, der andere mit Minimal-Standschlagzeug (1x Snare, 1x Stand-Tom, 1x Becken), beide singen. Und in der Formation bliesen die so ziemlich alles an die Wand, was jemals eine "komplette" Bandbesetzung in Meppen auf eine Bühne gebracht hatte! Die Meppener Tagespost titelte daraufhin ein paar Tage später mit "Australischer Musiker zerlegt seine Gitarre", da muss ich heute noch schmunzeln, das stimmte nämlich gar nicht. Frontmann Sam war nur leicht erregt darüber, dass ihm eine Saite gerissen war und warf sein Instrument daher etwas impulsiv von sich. Ich hab den Trümmer aufgesammelt und dann selbst hinter der Bühne eine neue Saite aufgezogen, alles noch voll funktionstüchtig! Aber Sam machte schon mit seinem Ersatzhobel weiter. Den kompletten Bericht von damals findet man auch noch HIER.

Konzertplakat zum DIGGER & THE PUSSYCATS Gig 2009. Hab ich damals auch selbst gezeichnet. Merke: Wenn Dir nichts Vernünftiges einfällt, dann verbrate einfach die naheliegendsten Klischees die Dir zum Heimatland der Musiker in den Sinn kommen... ;)
Nun ja, man könnte jetzt meinen diese australischen Randalebrüder hätten danach erstmal meine Wohnung zerlegt, aber weit gefehlt. Sam und Andy sind so ziemlich die sympathischten und pflegeleichtesten Typen der Welt, wir saßen noch die ganze Nacht bei ein paar Bierchen am Wohnzimmertisch, bevor ich die beiden am nächsten Vormittag schweren Herzens in die weite wilde Rock'n'Roll-Welt entließ. Allerdings sind wir eigentlich permanent in Kontakt geblieben und Andy hat sogar noch einen sehr coolen und witzigen "European Tourfood-Guide" für mein CRKO Fanzine geschrieben. Den kann man HIER nachlesen, auf Seite 70-72. Macht euch schlau über "Lunch at Flunch" und "Grünkohl, the green jewel of the earth..." ;)

Im Frühjahr 2012 war ich dann tatsächlich schon mit Marco - der die ganze Organisation für das Rockpalast-Festival machte - am überlegen, ob DIGGER & THE PUSSYCATS nicht auch dort spielen sollten, da schon feststand, dass die in dem Zeitraum touren. Letztendlich klappte das aber nicht, da beim Rockpalast auch eher Lokalbands mit direktem Bezug zum Laden spielen sollten. Gute Idee, von daher nicht schlimm, dass die Australier nicht dabei waren. Wir nahmen also das Konzert in Münster mit, was auch gleichzeitig den Tourneestart markierte. Erfreulicherweise durfte ich mit meinem kleinen Plattenlabel die beiden neuen Vinylsingles von DIGGER & THE PUSSYCATS mit rausbringen, also war das zeitgleich auch die Record-Release-Party! Wer Interesse an den Singles hat kann die übrigens HIER im Stream anhören und HIER kaufen... Verschiedene Vinylfarben, aller Schnick und Schnack... So, aber jetzt Werbemodus off... ;)

Als wir ankamen spielten THE SENSATIONAL SECOND COUSINS aus ... nanu ... Klazienaveen in Holland. Direkt hinter der Grenze also, haha, da hätte man auch zusammen fahren können. Ebenfalls ein Duo, aber eher in die klassische Rockabilly-Richtung, feine Sache. Dann war Zittern angesagt, denn DIGGER & THE PUSSYCATS waren noch gar nicht da! "Flugverspätung" ging durch den Ticker, aber um 22 Uhr ging die Tür auf und Sam und Andy standen auf der Matte, nachdem Sam (der seit Sommer in Europa lebt) im Alarmstart den armen Andy aus Schiphol abgeholt hat, wo der nach einer 36-Stunden-Odyssee (Melbourne, Indonesien, London etc.) endlich gelandet war. Und dann ging's direkt auf die Bühne und die beiden haben alles niedergerockt, und das obwohl sie seit 8 Monaten nicht mehr zusammen gespielt hatten. Hut ab! Andy kroch nachher aber auch wirklich auf seinem Zahnfleisch von der Bühne, der arme Kerl. Nachher haben wir aber beinahe noch ausgehandelt, dass die beiden nächstes Jahr auf meiner Hochzeitsparty spielen, haha... Mal gucken ob das klappt, geil wär's... (... kleine Anmerkung noch: Soeben erreichte mich die Meldung, dass den beiden Australiern in Berlin das Hotel unter'm Arsch weggebrannt ist! Zum Glück kein Personenschaden. Heiße Typen!)





So, nachdem sich der ein oder andere wahrscheinlich schon gefragt hat "Wann schreibt der Depp jetzt endlich was zur Rockpalast-Sause" ... keine Panik, jetzt geht's los!!! Dabei möchte ich mal von vornherein auf einen der wichtigsten Faktoren des Festivals hinweisen: Es herrschte tolles Wetter!!! Zwei wunderbare Spätsommerabende, da konnte von vornherein eigentlich fast gar nichts schief gehen! Ich hatte mir auch vorgenommen an jedem Abend früh da zu sein, das ging allerdings am Freitag in die Hose, so dass ich ALITAVE verpasste. Schade, aber die Jungs hab ich auch schon oft gesehen und selbst bestimmt schon ein halbes Dutzend Konzerte mit denen gemacht. Feine Burschen!

Dann folgte mit JAMMIN' JOHNNY & THE DISKOFUCKERS direkt die erste Überraschung des Wochenendes. Der Name sagte mir auf den Plakaten gar nichts und irgend jemand sagte vorher, die würden so eine Art "Party-Ska" spielen. Hmm... nicht die besten Voraussetzungen für mich, denn mit Ska kann man mich jagen. Auf der Bühne stand dann ein Typ mit Akustikgitarre, eine Bläsersektion und ein Typ der die Percussion auf einem Cajón machte. Und ich muss sagen, das Ganze war relativ geil, da das eher auf gutes Entertainment (okay, manchmal auch etwas zu viel Klamauk) angelegt war und auch starke Züge von Straßenmusik hatte, als die Musiker anfingen durch's Publikum zu rennen. Eine sehr gute Aktion, denn zu dem Zeitpunkt herrschte vor der Bühne noch der "emsländische Halbkreis" vor. Na ja, dieses geflügelte Wort sollte an beiden Abenden aber noch öfter die Runde machen, man kennt das ja... Später stand der Frontmann der Combo (also wahrscheinlich Jammin' Johnny höchstselbst) dann noch neben mir, als wir gemeinsam ein Gebüsch bewässerten. Einer der Trompeter ist wohl Meppener, er selbst kommt aus der Gegend um Hamburg und mit ihrer Band sind die in echter Straßenmusiker-Manier auch fleißig am rumreisen, unter anderem war auch kurz die Rede von Australien. Da könnten die ja evtl. mal mit DIGGER & THE PUSSYCATS Hotels niederbrennen, hehe...

Etwa zur gleichen Zeit liefen mir auch die Jungs von BIG TENNIS über den Weg, die auch alle alte Kumpels sind. Unfassbare Aktion: Deren Drummer Bo hatte einen Kuchen für mich gebacken! Da meine ehemalige Freundin und ich seit einem Monat ein frischgebackener Ehepaar sind, hatte der für uns einen frischgebackenen Kuchen mitgebracht! Unfassbar, ich war den Rest des Abends baff! Und der war noch warm und schmeckte großartig. Allerdings ist es für 2 Leute ein bisschen schwierig sich da in kurzer Zeit einen ganzen Kuchen reinzuverputzen, dementsprechend brachte ich den erstmal unter die Leute. Falls sich da also jemand über den komischen Vogel gewundert hat, der Kuchen verteilt hat ... das war ich!

Kuchen gab's! Aber leider keinen Kaffee, daher musste Bier herhalten, yummy :) DANKE BO!!!
Während der ganzen Zeit spielten natürlich auch Bands, um genau zu sein SEARCHING FOR SAM (die mir seit jeher - wie generell viele Harener Bands - viel zu schwermütig sind/waren) und FOOLS FROM STACK (gut, wie immer). Den Abschluss bildeten dann BIG TENNIS aus Lingen, da bin ich natürlich befangen, denn der Schlagzeuger hat mir halt diesen unfassbar guten Kuchen gebacken. Glaubt mir jetzt noch einer, dass ich die für die Band mit dem besten Pop-Songwriting und dem besten Sänger halte, die in den letzten Jahren dem Emsland entsprungen ist?!? Das riecht nach Bestechung! Na ja, ist ja auch egal, es sind halt auch einfach nur steile Typen! Gut ins Line-Up fügte sich übrigens auch deren neuer Bassist Philipp ein, der aber als Lingener Urgestein (u. a. ex-FATSO & THE RIGHTMAKERS) kein Unbekannter sein dürfte.



Während des gesamten Abends war natürlich großes Hallo angesagt, da massig Bekannte da waren, auch "länger nicht mehr Dagewesene". Also Smalltalk an allen Ecken und Enden, alles sehr angenehm. Nur war es nachher etwas schwierig in den Rockpalast selbst zu kommen, da war es leicht chaotisch am Einlass. Dementsprechend hab ich es mir dann nicht mehr angetan mich in der Schlange anzustellen, sondern hab noch eine Frikadelle auf die Hand genommen und bin mit meiner Liebsten nach Hause gestiefelt...

... was sich auch als weise Entscheidung herausstellen sollte, denn so war ich am nächsten Tag relativ fit und auch zeitig am Platz. TMH spielten zwar schon, aber das meiste vom Set bekam ich noch mit. Diese Band wollte ich auch sehen, da ich mit Sänger Peter bei der "Initiative 2.0" schon diverse Konzertprojekte mir durchgezogen hatte, mir seine Band aber immer ein Mysterium geblieben ist. Wenn nämlich mal die Chance bestand, dass TMH Support spielen sollten kamen immer dubiose Absagegründe, à la "Das geht nicht, da sind wir im Zeltlager" oder sowas, hehe... Der Auftritt beim Palast war aber ganz passabel, Melodycore mit englischen und deutschen Texten. Wobei ich von den deutschen Texten aber kein Wort verstanden hab, ich hoffe die haben keinen Quatsch gesungen. Ansonsten: Wenn kein Zeltlager ist seid ihr engagiert! ;D

Nach OUT OF PRACTISE (waren okay, werden mir aber mittlerweile zu schwülstig), TWEE-STAR (spielerisch mit am besten, litten aber auch etwas unter dem emsländischen Halbkreis) und BIG BALLS COWGIRL (von denen hab ich nicht viel mitbekommen, weil ich so eine "Rumlauf-Phase" hatte und im Rockpalast selber schon den ersten Russisch-Koks runterstürzen musste) kam dann (über eine kleine Solo-Einlage einer mir bekannten Person breite ich mal den Mantel des Schweigens) der Meister selbst: George Gambier, aka "Lord Cammy", der Chef vom Rockpalast. Bei den letzten Jubiläen war es ja schon Tradition, dass er immer noch ein paar Songs gesungen hat, diesmal also auch. Allerdings hatte er keine Backingband, sondern hat zu Musik aus der Konserve gesungen. Hm, wirkte ein bisschen komisch, aber okay ... hätte man dafür nicht KALTMIETE engagieren können?!? Wäre cool gewesen, aber ich weiß gar nicht ob es die noch gibt. Die Homepage existiert jedenfalls noch, da findet man auch alte "Lord Cammy" Songs: www.kaltmiete.de


Das Video hier ist übrigens der zweite Song den George gesungen hat, Gänsehautfeeling war schon dabei, wenn man sieht wie viele Leute da waren und jubelten. Danach begab ich mich allerdings direkt in den Palast, denn ... steinigt mich, aber ... ich bin nicht so ein Riesenfan von George's Kalypso-Pop, haha... Nicht böse gemeint, aber ich musste mich schon mal an der Theke festketten bevor sich da wieder Menschenmassen am Eingang drängelten. Es folgte dann auch mal wieder die Totaleskalation, denn so schlau wie ich am Vortag mit meiner frühen Abreise gewesen war, so dumm war ich am Samstag, als der Russisch-Koks in Strömen floss und sich mein Verstand allmählich gen Nirvana verabschiedete... Ja ja, das kennt man ja wieder, daher schreib ich jetzt auch mal nicht groß drüber, geschweige denn, dass ich noch was wüsste, haha...

Als Fazit kann ich eigentlich nur sagen: Absolut gelungene Veranstaltung! Prima Wetter, tolle und friedliche Stimmung auf dem Platz und im Laden (auch wenn ich draußen wieder ein paar braun angehauchte Honks rumlaufen sah) und jede Menge lange nicht gesehener Bekannter. Unter anderem auch aus alten Bands! Dennis von TWEE-STAR erinnerte sich z. B. bei einer Ansage noch an die ersten Palastauftritte mit seiner alten Band SAMPLAX, während vor der Bühne seine alten Mitmusikanten ihre Bierbäuche spazieren führten, hehe. Einen alten MORTAL FEAR Gitarristen sah ich leider nur von weitem, als er einen Bierstand belagerte (die teilweise mit den alten Thekenleuten besetzt waren, auch cool). Auf dem Platz hab ich noch mit Chrissy von den BATTLEDYKES geredet, der mit Timo von den BACKWOOD CREATURES vor 5 Jahren noch in der Palast-Jubiläumsband TEAM ZERO gespielt hat, damals mit dem Hit "Twentyfive years of Rockpalast". Timo war übrigens diesmal der Bühnentechniker und hat reihenweise auftretende Bandmitglieder verarscht, à la "Wie? Du willst ein Mikro? Kannst du denn überhaupt singen?" Wir standen dahinter und lachten uns ins Fäustchen, haha...

Ja, so war es also, das 30-Jahre-Rockpalast-Jubiläum. Eine schöne Sache war's und ich bin ganz froh, dass ich mit dem Entwurf des Jubiläums-Shirts auch ein bisschen selbst mit beteiligt war. Sollte jetzt ein großes Schlusswort folgen? Oder noch zeilenlange George-Beweihräucherung? Nee, das lass ich mal lieber... Nur kurz: Hut ab, dass George das so lange durchgehalten hat, trotz der massiven Schwierigkeiten! Bei allem Respekt vor dieser Leistung bin ich aber nicht so ein großer Anhänger dieser George-Ikonisierung, wie sie gerne von diversen Leuten betrieben wird. Der alte Mann ist ein guter Typ und ein Meppener Original, keine Frage! Aber wer z. B. schon mal eine Party mit ihm abgerechnet hat, der weiß, dass er da - mal ganz unromantisch gesagt - auch "nur" ein Geschäft führt. Und ich finde auch, dass mehr Potential in dem Laden steckt(e). Da hätte man in den letzten Jahren mehr machen können, als das standardmäßige endgültige Abschießen ab 2-3 Uhr nachts. Schade, dass da Möglichkeiten verschenkt wurden... Na ja, egal, ich bin gespannt wie viele Jahre George den Laden noch führen kann und wie es weitergeht. Gerüchte gibt es ja genug... 35 Jahre Rockpalast? Ich hoffe es, warten wir mal ab...