Sonntag, 14. April 2013

Konzerte: COOBY, AGAINST RANDY, HI! SPENCER | 13.04.2013 | JuZ "Jam", Meppen

So eine Art "Newcomer-Abend" gab es am 13.04. im Meppener JuZ, weil dort die Haselünner COOBY ihren zweiten und die Meppener AGAINST RANDY ihren allerersten Auftritt hatten. Ich war relativ zeitig vor Ort, da war's drinnen noch relativ leer, während draußen bereits Dutzende Kiddies munter Fremdalkohol in sich reinschütteten...

Irgendwann ging's dann aber los, und es war recht schnell abzusehen, dass der Laden an dem Abend richtig voll werden würde. Auf meinem Weg zum Mischpult und zurück musste ich jedenfalls immer ganz schön drängeln, sorry an alle denen ich dabei die Füße plattgetreten hab, haha... COOBY betraten als erstes die Bühne und spielten einen ziemlich überzeugenden Auftritt. Musikalisch war's diese momentan recht angesagte Art von Indierock, irgendwo in der Tradition von JOY DIVISION (als Urväter) gemischt mit BLOC PARTY und Konsorten. Hier im weiteren Umkreis sind HURRICANE DEAN und RAZZ (von deren Besetzung übrigens auch einige Leutchen im JuZ rumflitzten) ja zwei Vertreter, die das Terrain äußerst erfolgreich beackern. Und ich wüsste nicht, was dagegen spräche wenn COOBY mit dem Sound jetzt auch durchstarten. Absolut top gespielter Auftritt und das Quartett kam auch ziemlich sympathisch rüber, was aber wahrscheinlich am Frontmann lag, der permanent grinste wie ein Honigkuchenpferd. Na ja, er hatte ja auch allen Grund sich zu freuen: gut abgeliefert und das Publikum ging hervorragend mit. Bemerkenswert bei COOBY ist übrigens, dass die zwei Bassgitarren im Line-Up haben - sieht man auch nicht alle Tage und die Band wusste das gut im Sound umzusetzen. Daumen hoch!


Danach der Debütauftritt von AGAINST RANDY - von einigen unübersehbar sehnlichst erwartet, denn was da an Anhang da war, war ziemlich beeindruckend. Na ja, irgendwo war's auch schon fast ein bisschen nervig, ich fühlte mich manchmal beinahe wie bei einem Boygroup-Konzert, haha... Dementsprechend blieben natürlich auch Szenen zum Schmunzeln nicht aus, wie z. B. das kreischende Mädel, dass nachher jedem der es wissen wollte (oder auch nicht) mitteilte "Ich hab den Drumstick gefangen, ich hab den Drumstick gefangen..." Okay, das Publikum hatten AGAINST RANDY (u. a. mit ex-BACK TO BASEMENT Beteiligung) also schon mal auf ihrer Seite, musikalisch war's auch eine runde Sache. Ich ordne das mal grob in diese Neo-Punkrock/Melodycore Ecke ein, die mich eigentlich wenig vom Hocker haut und von der ich wenig Ahnung hab. Na ja, das ist dann ja irgendwo mein Problem, allerdings fallen mir deswegen momentan auch wenige Sound-Referenzen ein. Auf lokaler Ebene würde ich die musikalisch mal leicht in die Nähe von DISTANCE REMAINS rücken, mal gucken wann da die ersten Groupie-Verteilungskämpfe ausbrechen, haha. Und auch wenn's nicht so 100pro meine Mucke ist: Den Auftritt konnte man sich gut geben und AGAINST RANDY haben beim Heimspiel auch ziemlich abgeräumt. Also: Nix zu meckern!


Den musikalischen Schlusspunkt des Abends setzten dann HI! SPENCER aus Hagen (am Teutoburger Wald), bei denen ich mir bis jetzt immer noch nicht ganz sicher bin, was ich von denen halten soll... Wie soll ich sagen... Fünf Typen im Schwiegersohn-/Klassenstreberlook spielen fluffigen deutschsprachigen Indiepop... Dürfte klar sein, dass jemand wie ich da nicht unbedingt steil drauf geht, schließlich steh ich eher auf so Sachen wie letzten Monat NOBUNNY, das enfant terrible des internationalen Garage-Bubblegum-Punkrocks, der im weiteren Tourverlauf unter anderem vor mindestens eine polnische Bühne gekackt hat und auch mal wieder eine drogenbedingte Nahtoderfahrung hatte. Mit Freuden erinnere ich mich auch an den Moment, als ich 2009 das erste Deutschlandkonzert von NOBUNNY in Meppen veranstaltet hab und mich das Häschen circa zwei Minuten vor dem Auftritt nach einem Eimer fragte, denn er würde ja manchmal während des Auftritts kotzen müssen. Tja, das erklär in dem Moment mal dem leicht angespannten Stadtjugendpfleger... Aber zurück zum Thema: Das sind halt die Sachen die ich bei Konzerten liebe - kaputte Typen, unerwartete Situationen und ein Hauch Rock'n'Roll-Danger! Und das boten HI! SPENCER definitiv nicht! Stattdessen taten die einige Dinge, die im Buch "Guidelines for bands to be cool as fuck" definitiv auf der Verbotsliste stehen:
  • Sage nie: "Wo sind die Hände? Ich will eure Hände sehen!"
  • Sage nie: "Ihr seid das geilste Publikum das wir je hatten!"
  • Mach nie von der Bühne aus Fotos vom Publikum und sage dabei: "Und jetzt mal alle so richtig ausrasten!"
  • Verlose nie etwas während einer Show, es sei denn es handelt sich um die anale Jungfräulichkeit des Bassisten oder Drummers...
Selten eine so extravagant gestaltete Setlist wie die von HI! SPENCER gesehen ... Der geile Teppich gehört mir, aber: Was hat der neue Papst da zu suchen? Mit Fanta und Butterkeks, junge Christen unterwegs!?!? Und wer ist der Typ unten rechts? Doch wohl nicht Philipp Burger?!? Fragen über Fragen...
Tja, all diese oben aufgeführten Dinge haben HI! SPENCER getan! Verlost wurde übrigens eine Mikrowelle und das ist jetzt kein Witz!!! Ich meine ... okay, kann man machen. Aber solches Gebaren bin ich halt eher von Schützenfestbands gewohnt. Kann auch sein, das HI! SPENCER auf einer anderen Ironieebene arbeiten und ich das alles nur total falsch verstanden habe. Blödheit ist bei mir nämlich definitiv nicht auszuschließen und speziell unter Alkoholeinfluss sogar sehr wahrscheinlich, hehe... Sind die sich z. B. der homoerotischen Zweideutigkeit einer Textzeile wie "Ich hätt' so gern einen Teil von dir in mir..." bewusst?!? Oder ist das sogar beabsichtigt? Fänd ich sogar absolut cool, ich hör gerne mal Gay-Rock/Punk/HC, so Sachen wie PANSY DIVISON oder LIMP WRIST. Oder diese ganzen schwulen HC-Punk-Fakebands wie BLACK FAG oder GAYRILLA BISCUITS ... aber bei HI! SPENCER musste ich doch schmunzeln, als diese Zeile gesungen wurde, hehe... Hier ist übrigens der dazugehörige Song:


Okay, das hört sich da oben jetzt vielleicht ein bisschen fies an. Zusammenfassend kann man sagen, das HI! SPENCER fitte Musiker sind, der Frontmann hat eine gute Stimme - die Band war also keinesfalls schlecht, aber mir war das Ganze definitiv viel zu seicht! Da konnte auch das LOVE A Shirt vom Gitarristen nichts mehr rausreißen. Auf der Suche nach musikalischen Vergleichen warf ich an der Theke mal ein JUPITER JONES meets PUR in die Runde. Das sorgte zwar für einige Lacher, aber widersprochen hat auch keiner... Also so ein poppiger "netter" Konsens-Sound, mit dem man dann auf den Bandcontests in der Region spielt (und davon haben HI! SPENCER glaub ich tatsächlich welche gewonnen). Ich musste mir also ein paar mal ein wenig auf die Lippe beißen, aber insgesamt war die Stimmung im "Jam" auch bei HI! SPENCER sehr gut, da die ebenfalls gefühlte drölfzig fanatische Anhänger dabei hatten, die voller Inbrungst mitsangen und tanzten. Partyfaktor also 1A!

Bei soviel Publikumsbandanhang deutete sich natürlich schon an: Mein Besucherrekord vom DUESENJAEGER-Konzert im Februar war geknackt. Insgesamt waren 136 zahlende Gäste im JuZ! Hut ab dafür, mal wieder ein Beweis, dass es immer besser wird in Meppen, was geile Livemusik angeht! Da es relativ bald im "Jam" mit internationaler Beteiligung schon wieder weitergeht, sei an dieser Stelle noch mal ausdrücklichst auf das Konzert von SMOKE OR FIRE (aus den US of A) zusammen mit ASTPAI, PAVEMENT POETRY und TRUNKS hingewiesen. Fat Wreck Chords und so... ;) Hier geht's zum Facebook-Event! Teilnehmen und teilen, pleeze!

Meine eigenen Schandtaten hielten sich an diesem Abend übrigens in Grenzen. An der Theke hab ich mit John nur beschlossen eine Zwei-Mann-Band namens MIKROPENIS zu gründen. Die mag dann keiner, weil wir beide so ätzende Typen sind. Aber das öffnet uns dann Tür und Tor, damit wir nicht so nett sein müssen wie HI! SPENCER und stattdessen hemmungslos das Publikum und uns gegenseitig bepöbeln können. Und mit Flaschen und Fäkalien werfen und GG Allin und die DWARVES covern und so... Der emsländische Rock muss nämlich schmääriger und gefährlicher werden, hehe...

Ansonsten führte der übliche Weg nach dem Konzert natürlich in den Palast, wo ich aber nicht viel mehr gemacht hab als faul an der Theke zu sitzen - man hat ja mittlerweile das Alter für sowas ... kann mich nicht dran erinnern da noch was Schlimmes getan zu haben, man überzeuge mich ansonsten vom Gegenteil. Das einzig schockierende war nur, dass mein Cousin reinkam und WASSER bestellt hat! Unglaublich, mir ist vor Schreck fast der Russisch-Koks aus der Hand gefallen. Bucklige Verwandtschaft, unmöglich sowas... ^^