Freitag, 10. Oktober 2014

Review Emslandbücher: Burkhard Rüth - Sterbenslang (Buch)

Burkhard Rüth - Sterbenslang
Taschenbuch | Emons Verlag | 368 Seiten | www.burkhard-rueth-krimis.de


Als ob ich nicht schon genug Bücher zu Hause hätte, hab ich mich in der letzten Zeit mal umgeguckt was es für Literatur gibt, die im Emsland spielt, bzw. die von emsländischen Autoren geschrieben wurde (weitere Tipps durchaus erwünscht). Je nachdem wie ich zeitlich zum Lesen komme werde ich an dieser Stelle dann mal vollkommen subjektiv abstottern was es zu den einzelnen Titeln zu sagen gibt. Diesmal geht’s also los mit "Sterbenslang" von Burkhard Rüth.

Regionale Kriminalgeschichten scheinen in den letzten Jahren ja ein kleiner Trend zu sein. Im Norden dürften von anderen Autoren die Ostriesen-Krimis evtl. ein Begriff sein. Und nachdem Burkhard Rüth schon ein paar in Südtirol angesiedelte Bücher geschrieben hat, trägt dieses nun den Untertitel "Emsland Krimi".



Der Plot im Schnelldurchlauf: Das Geschehen spielt größtenteils im November 2013 im Emsland und es geht um eine Mordserie der sich zwei lokale Ermittler annehmen. Mordserie? Im Emsland? Okay, das mag dem gemeinen Einheimischen etwas weit hergeholt erscheinen. Grundsätzlich ist das Ganze auch eher ein importiertes Übel, denn die Morde geschehen zwar im Emsland, haben aber einen anderen Hintergrund. Ohne zu sehr zu spoilern kann ich natürlich sagen, dass sich am Ende kein abgrundtief böser emsländischer Serienkiller hinter der Mordserie verbirgt. Wäre ja auch zu schön gewesen, denn hier ist die Welt halt noch in Ordnung, haha...

Es geht eher um einen Rachefeldzug gegen ein korruptes Geflecht aus Richtern, Beamten und Anwälten. Die gute alte Selbstjustiz sozusagen, denn den Opfern werden bizarre Prozesse um ihre angeblichen Vergehen gemacht, die (natürlich) immer mit einem Todesurteil enden. Wer sich fragt was es mit dem Romantitel auf sich hat: Das Urteil lautet am Ende der Prozesse statt "Lebenslang" eben "Sterbenslang" - und die Delinquenten segnen danach auf mehr oder minder grausige Art und Weise das Zeitliche. Ein sprachlicher Kniff der einem förmlich die Schuhe auszieht, was?!? ^^

Soweit zum Inhalt. Wie fast schon zu erwarten, bedient sich der Roman in der Erzählweise bei allerlei Krimi-Klischees. Allen voran natürlich das skurrile gegensätzliche Ermittlerduo Matthias Altrogge (alteingesessener Emsländer) und Ulrich von Ritterswürden (frisch Zugezogener aus Dortmund und in der Wahl des bescheuertsten Protagonisten-Namens 2014 ziemlich weit vorn), die sich - Überraschung - allerlei humorige Kämpfchen auf persönlicher Ebene liefern. Und natürlich jeder für sich auch mit diversen inneren Dämonen rumboxt. Ein uraltes Krimi-Motiv, kürzlich beispielsweise in der US-Serie "True Detective" ganz gut umgesetzt (ernsthafte Version), in "Sterbenslang" (ironisch-lustige Version) nur so na ja... Dabei hätte man speziell mit den Eigenheiten der emsländischen Ureinwohner doch hervorragend spielen können. Kauzig, einsilbig, verschroben, maulfaul... Schade, Chance nicht genutzt! Wobei ich auch nicht wirklich etwas zum Emsland-Hintergrund von Burkhard Rüth sagen kann. Er wohnt anscheinend in Kiel, das allwissende Internetz sagt bzgl. Emsland aber auch was davon, er sei "tief verwurzelt [...] mit der Region [...], in der er lange gelebt hat"...

Auch wenn ich nicht das absolut hochkomplexe deutsche Krimi-Highlight erwartet habe, wirkt mir der gesamte Erzählstil alles in allem etwas statisch. Einerseits verlieren sich einige Erzählstränge einfach mir nichts dir nichts. Andererseits werden einige Charaktere näher eingeführt, um dann zu verschwinden und nie wieder aufzutauchen (z. B. Familie Henkemeier, die eines der Opfer findet). Das Ganze hätte man im Geschichtenaufbau und nach Prüfung von einem guten Lektor teilweise schlüssiger erzählen können. Auch das Hin- und Herspringen zwischen den lokalen Schauplätzen wirkt etwas bemüht, als ob der Autor sich vorab ein paar interessante Sehenswürdigkeiten (Stichwort: "Straße der Megalithkultur" etc...) zusammengestellt hat und die im Laufe der Geschichte "abklappert", ohne dass dabei nachhaltig Atmosphäre entsteht.

Zusammenfassend gesagt: Hier sollte niemand ein ähnliches Niveau wie z. B. bei den angesagten skandinavischen Krimi/Thriller-Platzhirschautoren erwarten. Hier gibt’s relativ solide mittelmäßige Unterhaltungsliteratur, nicht mehr nicht weniger. An einigen Stellen durchaus verbesserungswürdig, aber generell nun mal eher so ein "Urlaubsroman", den man schnell nebenbei im Flugzeug oder im Zug durchlesen kann ohne sich schlecht unterhalten zu fühlen. Für Emsländer eben interessant weil die Geschichte hier vor Ort spielt und man einige Schauplätze kennt.

Offensichtlich soll "Sterbenslang" den Auftakt zu einer Emsland-Krimireihe des Autors bilden ... also mal sehen was da noch kommt. Burkhard Rüth ist in den nächsten Wochen auch im Emsland unterwegs:
  • Heimathaus Sögel, 06.11.2014: Lesung aus Sterbenslang
  • Sögel, Clemenswerther Hof, 21.11.2014, 19.00 Uhr: Theateraufführung
  • Sögel, 06. und 07.12.2014 "Advent auf Schloss Clemenswerth"